In den vergangenen Jahren hat Huawei das Herz vieler deutscher Smartphone-Nutzer im Sturm erobert. Tolle Kameras, innovatives Design und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis führten zum Erfolg. Doch die Liebe hat sich unlängst abgekühlt. Der Grund: Donald Trump und das Verbot, neue Smartphone-Modelle mit Google-Diensten auf den Markt zu bringen. Vor wenigen Tagen dann: gute Nachrichten. Zahlen des Marktforschers Canalys zeigten, dass das chinesische Unternehmen im Smartphone-Segment an Samsung vorbeigezogen ist. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Denn es ist das gleiche Marktforschungsunternehmen, das nun weitere, detailliertere Zahlen vorlegt. Und diesen zufolge sieht es für Huawei in Europa und Deutschland ziemlich finster aus. Im vergangenen Quartal entthronte Huawei zwar Samsung weltweit. Zu verdanken ist das aber wohl ausschließlich dem Geschäft in China und dem Verkauf von sehr günstigen Einsteiger-Modellen in Entwicklungsländern. In Europa büßte Huawei enorme Marktanteile ein und rutscht von Rang 2 auf 4 ab. In den USA spielt der chinesische Hersteller überhaupt keine Rolle.
Huawei verliert, Xiaomi gewinnt
Des einen Leid ist des anderen Freud. Denn während die Zahlen von Huawei dramatisch einbrechen, zieht Xiaomi an seinem chinesischen Sparringspartner vorbei. Bei den Marktanteilen am europäischen Smartphone-Markt ergibt sich nun die folgende Reihenfolge:
- Samsung (30 Prozent)
- Apple (21 Prozent)
- Xiaomi (17 Prozent)
- Huawei (17 Prozent)
- HMD (2 Prozent)
Während also Apple erst kürzlich herausragende Quartalszahlen präsentiert hat und das iPhone SE sich verkauft wie geschnitten Brot, hat Huawei zu kämpfen. Die Coronakrise allein dafür verantwortlich zu machen wäre falsch. Denn das Beispiel Apple und Xiaomi zeigt, dass es auch anders gehen kann. Demnach liegen Europa und Deutschland in den Händen Googles. Ein Smartphone ohne Play Store und YouTube, ohne Google Maps und Google Pay wollen hierzulande offenbar die Wenigsten haben. Da helfen offenbar auch Dumping-Preise und eine hervorragende Kamera-Ausstattung nicht.
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Die Zukunft? Ungewiss.
Wie lang der Atem Huaweis ist, immer weiter Smartphones in den deutschen Handel zu bringen, die deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben, ist fraglich. Ein Silberstreifen am Horizont: Die Präsidentschaftswahlen in den USA Anfang November. Ein neuer US-Präsident könnte die Sanktionen entschärfen. Und sollte Huawei wieder Smartphones mit Google-Diensten auf den Markt bringen, dürften früher oder später auch die Kunden zurückkehren.