Führerschein soll komplett umgebaut werden: Experten greifen TÜV an

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Beim Führerschein soll sich 2026 vieles ändern. Das fordert das Verkehrsministerium. Vor allem digitaler soll es werden. Doch viele der Neuerungen sind Experten und Fahrlehrern ein Dorn im Auge. Die schieben dem TÜV den schwarzen Peter zu.
Führerschein soll komplett umgebaut werden: Experten greifen TÜV an

Führerschein soll komplett umgebaut werden: Experten greifen TÜV an

Jedes Jahr machen in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen den Führerschein. Und zahlen dafür bis zu 4.500 Euro. Entschieden zu viel, sagt das Verkehrsministerium. Im kommenden Jahr soll sich vieles ändern. Die 9 wichtigsten Änderungen haben wir bereits zusammengefasst. Vor allem eines soll der Führerschein werden: billiger. Dabei helfen sollen: weniger Fahrstunden, weniger Theorie, weniger Pflichtunterricht. Klingt nach Sparfuchs-Reform, aber auch nach Crashkurs, befürchten Fahrlehrer.

Führerschein: Reform mit Fernlicht, aber ohne Bodenhaftung

„Das ist praxisfern, die Fahrschüler benötigen praktische Fahrstunden“, sagt Mario Wolff, seit über 30 Jahren Fahrlehrer in Frankfurt. Und er hat einiges gesehen. „Im Simulator wird kein Druck aufgebaut. Das geht nicht gut“, ist er sich sicher. Wer schon einmal im digitalen Stau stand, weiß: Adrenalin ist da eher Mangelware.

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Eine weitere Idee des Verkehrsministers: weniger Prüfungsfragen. Schließlich seien derzeit 1.169 Multiple-Choice-Aufgaben abzuhaken. Aber komplett auf Apps umstellen? Keine gute Idee, sagt Wolff. „Für manche Fahrschüler ist es wichtig, dass man gemeinsam mit ihnen arbeitet und ihnen bei ihren Problemen hilft.“ Theorie ist eben nicht Pokémon-Go. Punkte sammeln reicht nicht – man sollte wissen, warum das Stoppschild da steht.

Fahrlehrer gibt TÜV die Schuld

Auch dann soll auch noch die Praxisprüfung auf 25 Minuten gekürzt werden? Für Experten ein weiterer Minuspunkt. Wolff glaubt nicht, dass die Reformpläne für den Führerschein diesen günstiger machen. „Das wird so nicht funktionieren“, meint der Fahrlehrer. Und hat auch eine Lösung parat. Der Hebel liege beim TÜV, der die Prüfungen abnimmt. Allein in seiner Fahrschule würden aktuell mehr als 30 Fahrschüler auf einen Prüfungstermin warten. „Wenn ich etwas gelernt habe, muss ich es ständig wiederholen, damit es in Erinnerung bleibt“, erklärt Wolff. Das sei es, was den Führerschein teurer mache. Die Doppelstunde kostet bei ihm 150 Euro. Die Rechnung: Wer einmal in der Woche fährt und zwei Monate warten muss, den koste das dann locker 1.200 Euro mehr.

Führerschein: Diese Fahrzeuge dürfen Autofahrer bald auch fahren

Volker Finsterseifer, Chef einer Fahrschule in Wiesbaden, sieht rot: „Wie soll ich denn jemanden Eis und Schnee im Simulator üben lassen? Das geht nicht.“ Auch er warnt vor Schülern ohne Nacht- und Autobahnfahrten. Wer im Dunkeln keine Spur findet, sollte später nicht im echten Leben die Leitplanke treffen müssen. Und auch Finsterseifer weiß, wie man wirklich Kosten sparen kann, ohne, dass es ihn dabei trifft: „Warum nimmt man nicht einfach auch beim Autoführerschein die Mehrwertsteuer raus?“

Was die Experten nicht sagen

Zur Wahrheit gehört aber auch: Fahrlehrer und Fahrschulen müssen um ihre Existenz fürchten, wenn der Unterricht bald per App geht, weniger Fahrstunden nötig sind oder im Simulator mit KI-Fahrlehrer gemacht werden. Deutschland schreitet bei der Digitalisierung langsam voran. Auch da, wo sich viele Menschen sicher waren: Niemals wird eine Maschine meinen Job machen können.

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