Am 13. Oktober 2025 saßen der als „Der Akku Doktor“ bekannte YouTuber Dr. Andreas Schmitz sowie Christian Ofenheusle („Mach deinen Strom“) gemeinsam im Petitionsausschuss des Bundestages. Ihnen direkt gegenüber der parlamentarische Staatssekretär Stefan Rouenhoff (CDU) des Bundeswirtschaftsministeriums. Eigentlich sollte es in der vorgetragenen Petition vorrangig darum gehen, dass Balkonkraftwerkspeicher ein vereinfachtes Anmeldeverfahren erhalten. Ähnlich wie schon heute Balkonkraftwerke weniger kompliziert angemeldet werden als große PV-Anlagen. BKW-Speicher und damit Verbraucher könnten von dieser Anpassung profitieren. Doch von Seiten der Regierung kommen nicht nur fragwürdige Argumente zum Abschmettern des Anliegens. Zugleich nutzt die Regierung einen cleveren PR-Stunt, um von dem ursprünglichen Thema abzulenken.
Eine Petition verdreht und aus dem Kontext gerissen
Die Initiatoren der Petition hatten im Vorfeld eine solche Maßnahme befürchtet. Eine einzelne Aussage aus dem Antrag wurde aufgegriffen und dabei entsprechend verdreht präsentiert. Bedauerlicherweise griffen auch viele Plattformen die Meldung der Bundesregierung auf und berichteten über diese Version. Denn anstelle darüber zu sprechen, wie sich ein vereinfachtes Verfahren für die Anmeldung von BKW-Speichern einbringen ließe oder wie diese netzdienlich verwendet werden können, ging es plötzlich lediglich um „Smart Meter Light“. Ein Begriff, der bereits in sich missverständlich ausgedrückt ist – denn viele verstehen verschiedenes darunter. Im Sinne der Petition war damit gemeint, in Mehrfamilienhäusern ein gemeinschaftliches Gateway als Smart Meter bereitzustellen und mit Funkzählern in den einzelnen Wohneinheiten zu kombinieren. Eine Lösung, die den Ausbau von Smart Metern in Deutschland schneller und zügiger voranbringen sollte. Denn zurzeit besitzen nur rund drei Prozent aller Haushalte ein solches Gerät.
- EU macht Schluss mit russischem Gas – Verbraucher könnten bald mehr zahlen
- Heizungsgesetz bleibt: Verbot für Öl- und Gasheizung früher als gedacht
- Radikale Änderung für Solar: Darauf müssen sich PV-Anlagen-Besitzer gefasst machen
BKW-Stromspeicher sollten offiziell erlaubt werden
Für die Initiatoren der Petition ein Nebenziel, nicht das Hauptanliegen. Vielmehr sehnten sie sich – sowie alle die, die Petition unterstützten, danach, Balkonkraftwerkspeicher offiziell zu erlauben. Denn bisher muss man die Systeme genauso anmelden wie große Heimspeicher. Im Endeffekt dürfte es daher denselben Effekt geben, wie bei einer Dunkelziffer aus nicht angemeldeten Balkonkraftwerken: Viele sind nicht offiziell registriert. Dabei könnte gerade in diesen kleinen Stromspeichern eine wichtige Gelegenheit für unser Stromnetz verborgen liegen. Mit einem smarten Signal, das vom Stromnetz an die kleinen Stromspeicher flösse, könnte das Netz entlastet werden. Haushalte, die auch keine eigenen Solarmodule besitzen, könnten so mit dem Stromspeicher allein schon ihren Anteil an der Energiewende beitragen.
Besonders stark wäre das in Kombination mit lokal dynamischen Netzentgelten, über die wir in der Vergangenheit bereits berichtet haben. Der Smart Meter Light-Vorschlag sowie die Forderung nach einer transparenten API, die in Echtzeit Daten zur Verfügung stellt, schließen sich daran an. Haushalte bezögen günstigeren Strom, das Netz würde entlastet und Ausbaukosten würde damit ebenso verringern. Eigentlich eine Win-win-Situation, nach der man streben sollte. Doch stattdessen scheint es ein Anliegen der Regierung zu sein, diese Vorhaben zu untergraben. Warum sonst sollte man Ausreden vorbringen und sich auf einen Nebenpunkt des Anliegens konzentrieren, anstatt echte Erleichterungen für die Bevölkerungen zu schaffen?
Sabotage an der Zukunft des eigenen Landes?
Staatssekretär Stefan Rouenhoff (CDU) des Bundeswirtschaftsministeriums untersteht direkt der Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU). Ihr Ministerium scheint getrieben davon, die Energiewende zu sabotieren, wo sich Angriffsfläche dafür bietet. Nicht nur, dass der seit Jahren vernachlässigte Netzausbau unter fragwürdigen Rückschlüssen gebremst werden soll. Stattdessen sollen noch mehr Gaskraftwerke gebaut werden. Die Profitierenden wären in diesem Fall dieselben Unternehmen, die auch ein Interesse daran haben, dass nicht jeder Haushalt in Deutschland über einfach anzumeldende Stromspeicher verfügt. Denn ausgerechnet die Gasindustrie verdient daran, wenn das Dilemma nicht gelöst wird. Sie stellen die „flexiblen Kapazitäten“ in unserem Stromnetz bereit, die teuer an die Bevölkerung weiterverkauft werden.
Ein Kreislauf, der die Strompreise schon seit Langem hochhält und auch zukünftig hochhalten dürfte. Zumindest, wenn aus der Bevölkerung nicht ausreichend Gegenwind gegen die Pläne entsteht. Dabei sei der Fairness halber auch gesagt: Ganz ohne Gaskraftwerke geht es nicht. Wir haben zurzeit nicht genügend Zwischenspeichermöglichkeiten für Strom. Auch zukünftig könnten Dunkelflauten auftreten, in denen flexible Kapazitäten notwendig sind. Doch das Ausmaß dessen, was Reiche an Nachbau von Gaskraftwerken beabsichtigt, steht in keinem Verhältnis. Ebenso wenig, wie es Sinn ergibt, Subventionen in die Errichtung an Massen dieser Kraftwerke zu investieren. Anstatt in unsere Stromnetze, die unabhängig von allen Erzeugungsarten jedem Strom zugutekämen.
Vergangene Fehler sollten sich nicht wiederholen
Wie fatal sich die mangelnde Investition in den Ausbau des Stromnetzes in den letzten Jahren erwiesen haben, sehen wir heute längst. Vorhandene Erzeugungsanlagen müssen Netzbetreiber abregeln werden, weil das Stromnetz die volle Leistung nicht mehr aufnehmen kann. Die schiere Masse aus Windkraft aus dem Norden kann gar nicht ausreichend in den Süden gelangen, ohne diesen Teil des Netzes an Belastungsgrenzen zu führen. Wie kann da also der korrekte Rückschluss lauten: Lasst uns die Investitionen in die Infrastruktur wieder aussetzen und das Geld stattdessen noch stärker in fossile Kraftwerke stecken?
Nicht zu vergessen, dass der CO₂-Preis für all das Methan, das dort in Strom umgewandelt wird, die Kosten langfristig noch stärker in die Höhe schnellen lässt. Selbst der Monitoring-Bericht, den Reiche selbst in Auftrag gab, spricht sich dafür aus, den Ausbau nicht zu bremsen. Er weist ebenso darauf hin, dass sich schon jetzt ein riesiges Potenzial durch den Auftrieb in der Stromspeicher-Industrie abzeichnet. Auch wenn die Diagramme des Berichts selbst von alten Werten ausgehen. Doch genug davon. Betrachten wir einmal genauer, woran sich erkennen lässt, dass die Regierung gezielt den Informationsfluss bei diesem Antrag in eine bestimmte Richtung gedrängt hat.
Simpler PR-Stunt sollte Aufmerksamkeit vom eigentlichen Thema abwenden
Indem man sich in der Unterhaltung auf das „Smart Meter Light“ fokussierte und keine der anderen Forderungen diskutierte, konnte man das eigentliche Streben gezielt unterbinden. Wie fragwürdig diese Argumentation dabei aussah, beleuchten wir gern mit Beispielen, die Dr. Andreas Schmitz in seinem YouTube-Channel präsentiert hat. Die komplette Anhörung ist ebenso als Videomaterial auf YouTube verfügbar. Auch die öffentliche Zusammenfassung der Sitzung sowie der offizielle Artikel dazu beziehen sich lediglich auf den einen Punkt – und wurden genauso von vielen Medienportalen aufgegriffen. Das ist nicht verwunderlich und war sicherlich auch seitens der Regierung so gewollt. Auch Antworten, die auf die Fehl-Informationen durch die Initiatoren schon während der Sitzung geliefert wurden, flossen nicht in den offiziellen Artikel ein.
Gegenargumente mit wenig realer Substanz
Das erste Gegenargument des Staatssekretärs lautete, dass die Zertifizierung für solche Smart Meter Light ein langwieriger Prozess sei, so wie es auch bei Smart Metern bereits deutlich wurde. Was womöglich sogar zutreffen könnte – gäbe es nicht längst zertifizierte Geräte, die nach diesem Prinzip bereits funktionieren. Im Anschluss bezog sich Stefan Rouenhoff in seiner Kritik darauf, dass jeder Stromspeicher per Smart Meter über den Netzbetreiber dann steuerbar sein müsste, was technisch noch nicht umsetzbar sei.
Die Realität sieht jedoch anders aus. Viele Stromspeicher-Anbieter liefern heute schon über einige Apps entsprechende Steuerungen für die Stromspeicher. In diesem Szenario würde also bereits eine API-Anbindung mit Echtzeitdaten und einem Signal genügen, das die App aller Stromspeicher-Hersteller aufgreifen könnten. Das wäre technisch dabei im Übrigen nicht nur für BKW-Stromspeicher, sondern ebenso für Heimspeicher umsetzbar. Entsprechend groß wäre also auch das Potenzial insgesamt, wenn man solche Schnittstellen und Daten bereitstünde. Ein Hinweis, den Dr. Andreas Schmitz auch direkt bei der Anhörung vorbrachte, der jedoch nie in die offiziellen Meldungen einfloss. Schau dir gern selbst die Anhörung an und bilde dir selbst eine Meinung zur Situation. Denn bei so viel Gegenwind auf Seiten der Regierung, kann nur die breite Öffentlichkeit genügend Druck aufbauen, um diese Chance für alle zu ermöglichen.
