Führerschein soll komplett umgebaut werden: Experten greifen TÜV an

3 Minuten
Beim Führerschein soll sich 2026 vieles ändern. Das fordert das Verkehrsministerium. Vor allem digitaler soll es werden. Doch viele der Neuerungen sind Experten und Fahrlehrern ein Dorn im Auge. Die schieben dem TÜV den schwarzen Peter zu.
Führerschein im Portemonnaie
Führerschein soll komplett umgebaut werden: Experten greifen TÜV anBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

Jedes Jahr machen in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen den Führerschein. Und zahlen dafür bis zu 4.500 Euro. Entschieden zu viel, sagt das Verkehrsministerium. Im kommenden Jahr soll sich vieles ändern. Die 9 wichtigsten Änderungen haben wir bereits zusammengefasst. Vor allem eines soll der Führerschein werden: billiger. Dabei helfen sollen: weniger Fahrstunden, weniger Theorie, weniger Pflichtunterricht. Klingt nach Sparfuchs-Reform, aber auch nach Crashkurs, befürchten Fahrlehrer.

Führerschein: Reform mit Fernlicht, aber ohne Bodenhaftung

„Das ist praxisfern, die Fahrschüler benötigen praktische Fahrstunden“, sagt Mario Wolff, seit über 30 Jahren Fahrlehrer in Frankfurt. Und er hat einiges gesehen. „Im Simulator wird kein Druck aufgebaut. Das geht nicht gut“, ist er sich sicher. Wer schon einmal im digitalen Stau stand, weiß: Adrenalin ist da eher Mangelware.

→ Führerschein: Anwälte raten, gegen dieses Gesetz zu verstoßen

Eine weitere Idee des Verkehrsministers: weniger Prüfungsfragen. Schließlich seien derzeit 1.169 Multiple-Choice-Aufgaben abzuhaken. Aber komplett auf Apps umstellen? Keine gute Idee, sagt Wolff. „Für manche Fahrschüler ist es wichtig, dass man gemeinsam mit ihnen arbeitet und ihnen bei ihren Problemen hilft.“ Theorie ist eben nicht Pokémon-Go. Punkte sammeln reicht nicht – man sollte wissen, warum das Stoppschild da steht.

Fahrlehrer gibt TÜV die Schuld

Auch dann soll auch noch die Praxisprüfung auf 25 Minuten gekürzt werden? Für Experten ein weiterer Minuspunkt. Wolff glaubt nicht, dass die Reformpläne für den Führerschein diesen günstiger machen. „Das wird so nicht funktionieren“, meint der Fahrlehrer. Und hat auch eine Lösung parat. Der Hebel liege beim TÜV, der die Prüfungen abnimmt. Allein in seiner Fahrschule würden aktuell mehr als 30 Fahrschüler auf einen Prüfungstermin warten. „Wenn ich etwas gelernt habe, muss ich es ständig wiederholen, damit es in Erinnerung bleibt“, erklärt Wolff. Das sei es, was den Führerschein teurer mache. Die Doppelstunde kostet bei ihm 150 Euro. Die Rechnung: Wer einmal in der Woche fährt und zwei Monate warten muss, den koste das dann locker 1.200 Euro mehr.

Führerschein: Diese Fahrzeuge dürfen Autofahrer bald auch fahren

Volker Finsterseifer, Chef einer Fahrschule in Wiesbaden, sieht rot: „Wie soll ich denn jemanden Eis und Schnee im Simulator üben lassen? Das geht nicht.“ Auch er warnt vor Schülern ohne Nacht- und Autobahnfahrten. Wer im Dunkeln keine Spur findet, sollte später nicht im echten Leben die Leitplanke treffen müssen. Und auch Finsterseifer weiß, wie man wirklich Kosten sparen kann, ohne, dass es ihn dabei trifft: „Warum nimmt man nicht einfach auch beim Autoführerschein die Mehrwertsteuer raus?“

Was die Experten nicht sagen

Zur Wahrheit gehört aber auch: Fahrlehrer und Fahrschulen müssen um ihre Existenz fürchten, wenn der Unterricht bald per App geht, weniger Fahrstunden nötig sind oder im Simulator mit KI-Fahrlehrer gemacht werden. Deutschland schreitet bei der Digitalisierung langsam voran. Auch da, wo sich viele Menschen sicher waren: Niemals wird eine Maschine meinen Job machen können.

Mitreden

7 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild HarryHH

    Aha
    1. wie übt denn das Fahrschülernde „Eis und Schnee“, wenn es während der Ausbildung weder Eis noch Schnee gibt?2. Um welche Art von Fehlkonstrution handelt es sich bei dem Simulator, der Eis und Schnee nicht simulieren kann?

    Ich wurde 1977 MKL RuK. Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit.

    MilitärKraftfahrLehrer für Rad- und Kettenfahrzeuge.

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  2. Nutzerbild HarryHH

    Die Fahrschule des Panzerbataillons in Munster schulte im Winter 1979 mit den 6 MAN 630 L2AE. Mit den 5 weiteren Fahrschulen der Brigade am Standort.
    Die damaligen Verhältnisse dürften einigen noch in Erinnerung sein.
    Kaum jemand ließ sich auf den Straßen blicken und schon gar keine zivile Fahrschule.

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  3. Nutzerbild Führerschein

    Da hätte ich ja richtig Glück mit meinem Fahrlehrer…. 0 x bei Schnee, 0 x bei Nacht, 0 x bei Regen, 2 x Autobahn. 2 x Landstraße, 2 x Stadt.
    das waren alle Fahrstunden, kein Simulator… noch nie hatte ich nachts Probleme die Spur zu sehen, bin gegen ne Leitplanke gefahren, bei Schnee in der Wand eingeschlagen…. die meisten kommen aus der Fahrschule (der aktuellen!!!) und sollten am besten gar keinen Führerschein bekommen haben. ist nun Mal so, beibringen tun die Fahrlehrer eh nix, kann man also auch streichen.

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  4. Nutzerbild Windschatten

    Ich weiß ja nicht wie sich die Herren Minister das mit dem Simulator vorstellen.
    Bekommen die Fahrschulen den geschenkt?
    Die kosten ab 30.000 Euro aufwärts.Das muss dann auch umgesetzt werden und somit spart man da gar nichts bei den Fahrstunden an Kosten.
    Auf Präsenzunterricht sollte auch nicht verzichtet werden genau so wenig wie auf die Sonderfahrten. Wer kann denn von sich behaupten das er problemlos 4 Stunden durchweg fahren kann. Die praktische Prüfungsfahrt wurde vor ein oder zwei Jahren erst um 10 Minuten verlängert und jetzt soll sie auf 25 Minuten verkürzt werden. So ein Schwachsinn!!!!
    Dann wird in der EU diskutiert ob eine neue Führerscheinklasse eingeführt werden soll und dann wollen sie den Führerschein aber billiger machen? Was für Schlafmützen sitzen denn da oben.
    Fangt dich einfach mal von vorn an. Warum wird er denn immer teurer,weil die Autos teurer werden, die Benzinkosten steigen, Versicherung, die Löhne, Mieten, Strom und und und. Fangt da an!!!
    Wer meckert denn darüber das die Milch und das Fleisch teurer wird. Da schreit auch keiner das es wieder billiger werden muss.

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  5. Nutzerbild Pfb

    Führerscheine sind in Deutschland absurd teuer.
    Der Freund meiner Schwester hat in UK einen LKW Führerschein gemacht, nicht weil er den für den Job braucht, sondern bur so zum Spaß. Kosten 150£

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  6. Nutzerbild witti

    Der Führerschein ist nur in D so teuer.
    Es gäbe eine sehr einfache Lösung: Den Führerscheinausbildung und Prüfung in der gesamten EU ermöglichen und anerkennen.
    Schließlich fahren auch alle EU Bürger völlig legal in D.

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  7. Nutzerbild Adina

    Alle die nach Deutschland kommen, können ihre Führerscheine,nach der Übersetzung ,umschreiben lassen. Und da kommen viele, sehr viele, die einen sehr eigenen Fahrstil haben und hier sofort durchfallen würden. Und wir wissen nicht mal, ob deren Führerscheine echt sind. Und die meisten müssen keine Fahrstunden oder Prüfung machen. Das ist sehr unfair. Man sollte wieder die Möglichkeit haben, seinen Führerschein im Ausland machen zu dürfen.

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