Energieversorger schaltet Heizung und warmes Wasser ab: Wer betroffen ist und warum

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Ganze 70 Haushalte im bayerischen Wenzenbach haben zurzeit weder eine funktionierende Heizung noch warmes Wasser. Das Fernkraftwerk, das die Gemeinde versorgt, wurde ausgeschaltet. Dafür sollen ausstehende Zahlungen der Bürger von 1,6 Millionen Euro verantwortlich sein, die dem Versorger fehlen.
Energieversorger schaltet Heizung und warmes Wasser ab - Wer betroffen ist und warum
Energieversorger schaltet Heizung und warmes Wasser ab - Wer betroffen ist und warumBildquelle: Foto von Andreas Gücklhorn auf Unsplash

So haben sich die Wenzenbacher ihren Umstieg auf Fernwärme sicherlich nicht vorgestellt. Seit Kurzem stehen über 70 Haushalte in einer Neubausiedlung der bayerischen Gemeinde ohne warmes Wasser und eine funktionierende Heizung da. Wer duschen möchte, muss das mit 15 Grad Wassertemperatur tun. Lüften ist in den Räumen kaum möglich, aus Sorge, dass die Wärme aus dem Haus entweichen könnte. Die Abschaltung des Fernwärmekraftwerks ist der Gipfel einer Auseinandersetzung zwischen Kunden und dem Anbieter Energieversorgung Wenzenbach (EVW). Der möchte mit dieser Maßnahmen nun zeigen, dass er ausstehende Zahlungen nicht länger hinnehmen will.

Energieversorger mit offenen Forderungen von 1,6 Millionen Euro

Der Abschaltung des Kraftwerks ging bereits ein langer Streit zwischen Kunden und Energieversorger voraus. Gekündigte Verträge und nicht bezahlte Rechnungen stehen hier im Vordergrund. Der Kraftwerkbetreiber spricht von einer offenen Summe von 1,6 Millionen Euro, die er nicht länger als Ausstände hinnehmen möchte. Geschäftsführer des Wärmewerks, Jochen Stierstorfer begründet seine Abschaltung dem Bayerischen Rundfunk damit, dass die Situation auch dem Energieversorger und seinen Mitarbeitern gegenüber „nicht fair“ sei. „Wir haben auch Familien, wir haben auch Kinder, die versorgt werden wollen“, erklärt er seinen Entschluss, ein deutliches Signal an die Wenzenbacher zu senden.

Die Anwohner hingegen beklagen sich über hohe Rechnungen von teilweise mehreren 10.000 Euro, die sie nicht nachvollziehen können. Sowohl das Fernwärmekraftwerk als auch die Bürger wünschen nun, dass sich die Gemeinde einschaltet. Doch Bürgermeister Sebastian Koch spricht eine deutliche Sprache. Ihm seien „die Hände gebunden“, er könnte nur an die Verantwortlichen appellieren. Wie es für die Neubausiedlung inzwischen weitergehen soll, bleibt ungewiss. Die Fronten zeigen sich verhärtet, eine zeitnahe Lösung scheint nicht in Sicht. Ein Wechsel auf einen anderen Fernwärmeanbieter ist für die Bevölkerung in Wenzenbach nicht möglich – wie bei vielen Menschen, die in Deutschland an ein Fernwärmenetz angeschlossen sind.

Fernwärme-Falle für Verbraucher droht

Da sich eine Belieferung für mehrere Unternehmen häufig finanziell nicht lohnt, ist Fernwärme häufig ein lokales Monopol. Nicht selten herrscht für Kunden, die sich für den Anschluss an die Fernwärme entschlossen haben, dabei ein Abnahmezwang auf mehrere Jahre. Der Fall der Wenzenbacher ist nicht der Erste, der in den vergangenen Wochen mit Problemen mit Fernwärmeversorgern durch die Medien geht. Vielerorts sehen sich Kunden hohen Rechnungen ausgesetzt, die sie teilweise nicht nachvollziehen können. Versorger hingegen begründen diese häufig mit Investitionen in die zukünftige Versorgung der Bevölkerung oder den teuren Einkaufspreisen, die sie selbst zahlen mussten, um die Versorgung der Menschen zu gewährleisten.

Eine Marktregulation für Fernwärme scheint dringend notwendig, um weitere Fälle wie das Dilemma der Wenzenbacher Bürger und der Kunden der Stadtwerke Hanau (SWH) zu vermeiden. Nur mit einer vernünftigen Regulation der Kosten oder einem besseren Versorgungsangebot durch Fernwärmekraftwerke kann die Fernwärme ihre heutigen Probleme hinter sich lassen. Solange diese fehlen, bleiben Kunden mit hohen Kosten und Streitpunkten mit den Energieversorgern häufig auf sich allein gestellt oder müssen sich an Verbraucherschutzorganisationen wie die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbz) wenden.

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