Der Test des Honor 20 hat gezeigt, dass die Huawei-Tochter an so einigen Punkten spart, um die Kampfpreise im Oberklasse-Segment zu erreichen. Die niedrigen Kosten sind die Nutzer mittlerweile aber auch gewohnt. Dennoch: Das Honor 20 Pro ist das teuerste Honor-Gerät bisher. Dafür bietet es aber auch einige High-End-Features. Besonders der Kamerabereich sticht hier hervor. Kein verschämter Blender mit zwei “richtigen” und zwei Unterstützerkameras, sondern eine echte Triple-Kamera wurde verbaut. Dazu gibt es eine tolle Verarbeitung, ein Loch im Display für die hochauflösende Frontkamera und einen dicken 4.000-mAh-Akku. Doch wo liegen die Schwächen des Honor 20 Pro? Ist es eine echte Alternative zum Huawei P30 Pro, dem großen Vorbild des Honor 20 Pro? Ein Blick auf die Hardware und der Test verraten erstaunliches.
Die technischen Daten des Honor 20 Pro
Die technischen Daten des Honor 20 Pro strotzen zum Teil mit High-End-Eigenschaften. Die Kamera, der Prozessor sowie der Akku sind im Grunde alle auf Spitzenklasse-Niveau. Doch bei genauem Hinsehen tut sich auch beim Honor 20 Pro so mancher Abstrich auf.
Die technischen Daten sind im Detail im Datenblatt des Honor 20 Pro aufgelistet. Die Eckdaten des Spitzenmodells gibt es in der Übersicht:
Software | Android 9.0 Pie |
Prozessor | HiSilicon Kirin 980 |
Display | 6,26 Zoll, 1.080 x 2.340 Pixel |
Arbeitsspeicher | 8 GB |
interner Speicher | 256 GB |
Hauptkamera | 8000x6000 (48,0 Megapixel) |
Akku | 4.000 mAh |
induktives Laden | |
USB-Port | 2.0 Typ C |
IP-Zertifizierung | (kein Schutz) |
Gewicht | 182 g |
Farbe | Schwarz, Blau |
Einführungspreis | 599 € |
Marktstart | Juli 2019 |
Der Hardware-Test des Honor 20 Pro
Die Hardware und die objektiv bewertbaren Teile der Software schlagen sich sehr solide im Testparcour. Die Gesamtwertung vor den subjektiven Testeindrücken und den echten Highlights sowie Flops liegt bei 4 von 5 Sternen. Damit ist das Honor 20 Pro auf einem hohen Niveau ohne jedoch Freudentränen bei den Nutzern auszulösen. Die Einzelwertungen sind demnach wie folgt aufgeschlüsselt:
- Design und Verarbeitung: 4 von 5 Sternen
- Display: 3,5 von 5 Sternen
- Ausstattung und Leistung: 3,5 von 5 Sternen
- Kamera: 5 von 5 Sternen
- Software und Multimedia: 4 von 5 Sternen
- Akku: 4 von 5 Sternen
Die Geschwindigkeit wurde mittels des Benchmark-Tests von AnTuTu in der Version 7.2 gemessen. Dabei kommt Honor 20 Pro nicht an die aktuellen Referenzen am Markt heran und leistet damit das Gleiche wie der kleine Bruder Honor 20. Unter anderem bieten das OnePlus 7 Pro und auch das Galaxy S10 eine bessere Leistung. Beim Akkutest erreicht es jedoch eine deutlich bessere Leistung als das Honor 20. Die Ergebnisse der Benchmark- und Akkutests sind hier aufgelistet:
Modell | Benchmark-Wert AnTuTu | Benchmark-Wert Geekbench | Akkutest GFX-Bench (Displaytime-Minuten, hochgerechnet) |
---|---|---|---|
Honor 20 Pro | 285.319 | Single-Core: 3.195 Multi-Core: 9.577 | 383 |
Samsung Galaxy S10 | 322.666 | Multi-Core: 10.437 Single-Core: 4.524 strong> | 285,3 |
Google Pixel 3a | 158.175 | Multi-Core: 5.182 Single-Core: 1.639 | 348,3 |
Referenz-Modelle | |||
OnePlus 7 Pro | 373.849 strong> | Multi-Core: 10.929 strong> Single-Core: 3.428 | 258,5 |
Motorla Moto G7 Power | 258.397 | Multi-Core: 4.460 Single-Core: 1.242 | 423,5 strong> |
Das Honor 20 Pro im Test: Die Tops und Flops des Spar-Flaggschiffs
Das Honor 20 Pro fällt im Test bei einigen Punkten auf – positiv wie negativ. Die Kamera ist dabei der große Pluspunkt des Spitzenmodells. Ebenso konnte das Design punkten. Der Hemmschuh des Honor 20 Pro ist jedoch die Ausstattung. Hier vermissen High-End-Fans so einiges aus den zugegebenermaßen auch viel teureren Boliden der Konkurrenten.
Die Kamera des Honor 20 im Test
Hersteller von A wie Apple bis Z wie ZTE verpassen ihren Smartphones immer mehr Kameras. Ob das generell eine gute oder schlechte Entwicklung ist und warum sich die Samsungs, Huaweis und HTCs solche Mühe geben, zeigen wir an anderer Stelle. Ob Honor jedoch mitmischen kann, zeigt der folgende Test.
Honor stattet das Honor 20 Pro mit einer echten Triple-Kamera mit dreifacher Telebrennweite und einem fünffachen Hybridzoom aus. Dazu gibt es ein Ultraweitwinkel-Modul und den aus dem Huawei P30 bekannten Super-Makro-Modus. Mit diesen Grundlagen ist eines schon vorne herein klar: Die Kamera des Honor 20 Pro ist variabel und kann zumindest beim Funktionsumfang mit teureren Smartphones mithalten. Dass Videos mit 960 Bilder pro Sekunde nicht mehr im Mittelpunkt der Werbung stehen, zeigt, wie schnell sich der Kameramarkt hier entwickelt, eiferten doch noch vor einem Jahr viele Hersteller darum, wer die langsamste Zeitlupe hinbekommt.
Dass man beim Honor 20 Pro lediglich mit HD-Qualität und nicht in Full-HD diese Zeitlupe hinbekommt ist dabei zwar etwas ärgerlich. Dafür kann die Funktion mit allen Brennweiten, außer Ultraweitwinkel umgehen. Damit startet die Kritik an der Kamera: Sie steuert Videos etwas zu langsam aus und lässt darin die Schärfe vermissen. Bei schlechten Lichtverhältnissen sind beide Effekte noch verstärkt. Wer also Wert auf eine tolle Video-Leistung legt, sollte sich eher beim LG G8 ThinQ umschauen. Doch auch bei Fotos gibt es Kritik. Der 5x-Zoom braucht gerade bei wenig Licht eine sehr ruhige Hand. Dazu lässt die Qualität der Bilder von der 3x- auf die 5x-Brennweite stark nach.
Der dritte Kritikpunkt ist der Umgang mit den Rohbildern. Die Software regelt, steuert, beeinflusst, ändert und passt an. Alles im Hintergrund und oft nicht einmal im Live-View zu sehen. Damit sind beispielsweise stimmungsvolle Nachtbilder fast nur im manuellen Modus möglich.
Um auf einer positiven Note zu enden: Die Kamera-Software ist auch einer der positiven Punkte. Sie mag die Stimmung eines Bildes verderben und stellt Objekte auch unnatürlich dar, dafür rettet sie jedoch auch einige Bilder. Nachtaufnahmen sind nicht stimmungsvoll, aber man sieht Details, die sonst im Schwarz untergegangen wären. Und ja, der 5x-Zoom ist anfällig gegen Verwackler, aber holt Objekte eben auch nahe heran.
Fast herausragend ist die Super-Makro-Funktion. Das “fast” bezieht sich hier auf den Gesamtmarkt. Denn er ist einfach aus dem Huawei P30 übernommen. Mit ihm können Objekte sehr nah am Smartphone-Objektiv noch gestochen scharf aufgenommen werden. Gerade mit der Naheinstellgrenze haben die meisten Hersteller zu kämpfen. Honor beim Honor 20 Pro nicht.
Die Alltagstauglichkeit ist bei der Bewertung kaum mehr erwähnenswert. Das Honor 20 Pro kann unter “normalen” Umständen immer überzeugen. Sie stößt erst spät an ihre Grenzen. Wie weit man es treiben muss, zeigen die Lens-Flares, die in einer extremen Lichtsituation entstanden sind. Als Alltagsbegleiter und auch als Ersatz für eine Kompaktkamera kann sie aber sicher gelten.
Mit allen diesen positiven Eindrücken bestätigt sich die sehr gute Hardware-Note. Die Kamera des Honor 20 Pro entpuppt sich als Highlight des Geräts. Sie kann es auch mit deutlich teureren Smartphone-Kameras aufnehmen und ist in diesem Bereich auch anspruchsvollen Nutzern zu empfehlen.
Design und Haptik: Klassisch, aber gut
Gekrümmte Display hin, Pop-Up-Kameras her: Die Design-Welt der Smartphones wird zurzeit mit einigen außergewöhnlichen Ideen geflutet. Dazu gehören auch komplett unter dem Heckglas verschwundene Pentakameras, Fingerabdruck-Sensoren und Kameras im Display oder die komplett faltbaren Vertreter Huawei Mate X und Samsung Galaxy Fold. Das alles bietet das Honor 20 Pro nicht. Und das ist gar kein Problem. Das Äußere besticht durch eine sehr schöne Farbe mit tollem schwarz-grünem Farbverlauf, leicht gebogenem Glas auf der Rückseite und schmalen aber sichtbaren Rändern um das Display herum. Der Fingerabdrucksensor ist ferner im Rahmen verbaut und damit sehr leicht ertastbar. Dazu kommt, dass er wieselflink ist und keine Verzögerung wie Unter-Display-Fingerabdrucksensoren oder Gesichtserkennungen hat.
Durch das flache Display tut sich auch eine Hülle leichter, das Glas zu schützen und Fehlbedienungen werden verhindert. Eine solche Hülle ist aufgrund des einzigen Kritikpunkts am Design empfehlenswert: die Kameraeinfassung. Die drei Module brauchen viel Platz und ragen wie so oft in den aktuellen Spitzenmodellen heftig aus dem Gehäuse heraus. Eine Hülle dämmt Effekte wie das Wackeln auf dem Tisch ein. In der alltäglichen Bedienung stört der Kamera-Hügel jedoch nicht. Die Finger gleiten nie an das Modul, da Honor es nicht zentral auf der Rückseite, sondern seitlich versetzt einbaut.
Ausstattung: Ist das High-End?
Die Ausstattung des Honor 20 Pro überzeugt High-End-Fans nicht ganz. Hier fehlt es an vielen Stellen an der letzten Konsequenz. Es wird deutlich, dass Honor sparen musste. Ob IP-Zertifizierung, USB-Version, kabelloses Laden oder die LTE-Geschwindigkeiten: Das Honor 20 Pro bringt es nicht in die Spitzen-Liga. Auf viele Aspekte kann dabei im Alltag verzichtet werden, doch der Anspruch ist eigentlich höher. Einzig die Kamera bietet durchweg High-End-Features und ist somit bei dieser Kritik außen vor. Alle anderen Teilbereiche könnten jedoch noch etwas gepimpt werden.
Testfazit zum Honor 20 Pro
Honor hat ein tolles Smartphone ohne unnötigen Schnickschnack auf die Beine gestellt. Der Preis ist dabei vergleichsweise niedrig, die Ausstattung aber auch nicht auf Top-Niveau. Wer jedoch ein klassisches Smartphone mit starker Kamera und Oberklasse-Feeling zum guten Preis haben will, ist hier richtig.
Mit den High-End-Boliden am Markt kann das Honor 20 Pro aber nicht ganz mithalten. Huaweis P30 Pro, Samsungs Galaxy S10 und Sonys Xperia 1 besitzen einfach das Quäntchen mehr Leistung, die das Honor 20 Pro auf Abstand hält. Wer also ein ausgefallenes Handy mit Wow-Effekt zum gleichen Preis sucht, sollte sich bei den Flaggschiffen des vergangenen Jahres umschauen. Smartphones wie das Huawei P20 Pro oder das Samsung Galaxy Note 9 bieten ähnliche Leistungen mit einem Schuss Extravaganz zum vergleichbaren Preis.
Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sternen
Pros des Honor 20 Pro
- starke Kamera
- klassisch gutes Design
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contras des Honor 20 Pro
- viele starke Alternativen auf dem Markt
- Ausstattung nicht ganz auf High-End-Niveau
- etwas langweilig