Test des Huawei Ascend P2

10 Minuten

Huawei Ascend P2

Im vergangen Jahr sorgte Huawei mit dem sehr dünnen Ascend P1 für Aufsehen. Dieses Jahr haben die Chinesen mit dem Ascend P2 den Nachfolger vorgestellt. Der ist zwar wieder ein bisschen dicker geworden, verpricht dafür jedoch eine üppige Ausstattung für derzeit weniger als 400 Euro. Die technischen Daten qualifizieren es für einen Platz in der Smartphone-Oberklasse. inside-digital.de hat das Ascend P2 ausführlich getestet und verrät, ob Huawei vielleicht doch noch an den falschen Stellen gespart hat.

Huawei Ascend P2Das Testgerät wurde uns von Huawei nicht in der handelsüblichen Verpackung und ohne Zubehör zugeschickt. Daher können hierzu keine wertenden Angaben gemacht werden. Im Handel gehören zum Lieferumfang ein Netzteil, ein USB-Kabel und Kopfhörer – also genau das, was man erwarten würde.

Auf den ersten Blick macht die Verabeitung des Ascend P2 einen hervorragenden Eindruck. Das Display fügt sich nahtlos ins Gehäuse und den das ganze Gerät umschließenden silbernen Rahmen ein. Die verwendeten Materialien machen einen hochwertigen Eindruck, obwohl Huawei auf Kunststoff und nicht auf Metall setzt. Auf dem Display kommt Gorilla-Glas zum Einsatz.

Huawei Ascend P2

Auf den zweiten Blick zeigten sich, zumindest bei unserem Testgerät, geringfügige Mängel. So schließt die Rückenabdeckung, die nicht abgenommen werden kann, auf Höhe des Kamerabuttons nicht nicht ganz exakt mit dem Rahmen ab, wodurch ein minimaler Spalt entsteht. Solche Schönheitsfehler fallen insbesondere bei der weißen Modell-Variante auf.

Die Sprachqualität des Ascend P2 zeichnet ein eher mäßiges Bild. Auf beiden Seiten waren die Stimmen des jeweiligen Gesprächspartners zwar deutlich, jedoch etwas dünn und leicht verzerrt zu hören. Die Freisprecheinrichtung liefert eine ausreichende Lautstärke, um Gespräche in nicht allzu lauter Umgebung führen zu können. Die Stimme des Gesprächspartners klingt über den Lautsprecher jedoch blechern. Auf der anderen Seite wird die Stimme des Ascend-P2-Nutzers als etwas leise wahrgenommen.

Huawei Ascend P2Das Display bietet mit einer Diagonale von 4,7 Zoll und einer Auflösung von 720 x 1.280 Pixeln eine Pixeldichte von 312 ppi. Damit liegt es von den reinen Daten her auf einem Niveau mit LGs Nexus 4 oder dem Samsung Galaxy S3. Im Vergleich zum Galaxy S4 oder dem Sony Xperia Z, die mit ihrer Full-HD-Auflösung eine Pixeldichte von 441 ppi bieten, ist nur bei sehr genauer Betrachtung ein Unterschied festzustellen. Bei normaler Nutzung fällt dieser nicht ins Gewicht.

Bei einem seiner Top-Modelle nicht auf die derzeit höchste Pixeldichte zu setzen, ist ein sinnvoller Schritt von Huawei, da dass Seherlebnis nicht wirklich geschmälert wird, der Preis so allerdings niedriger gehalten werden kann. Zudem liefert das Display eine ordentliche Helligkeit, die eine gute Ablesbarkeit im Freien – solange es keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt ist – ermöglicht. Eine sehr gute Figur macht das Display in Sachen Blickwinkelstabilität: Farben und Helligkeit werden durch Änderung des Blickwinkels kaum beeinträchtigt oder verfälscht.

Setzt Huawei beim Display noch auf ein vernünftiges Maß statt Superlativen, so statten die Chinesen die Kamera mit der vollen Pixel-Packung aus. 13 Megapixel sind die höchste Auflösung die derzeit in Smartphones zum Einsatz kommt, sieht man mal von Exoten wie dem Nokia 808 Pureview und dem bald erscheinenden Samsung Galaxy S4 Zoom ab.

Die Kamera liefert zwar brauchbare Bilder, die jedoch trotz der 13 Megapixel etwas an Detaildichte zu wünschen lassen. Besonders bei Nahaufnahmen gehen Details verloren. Positiv fällt hingegen die Natürlichkeit der eingefangenen Farben auf. Kleinere Schwächen leistet sich der Autofokus, der – obwohl manuell auf dem Display auswählbar – hin und wieder den falschen Bildbereich scharfstellt.

Huawei Ascend P2Bei Innenaufnahmen mit schlechten Lichtverhältnissen kommt es des öfteren zu Unschärfen und zu Bildrauschen. Daran ändert auch der verbaute LED-Blitz wenig. Was viele Fotofreunde freuen dürfte, ist der an der rechten Gehäuseseite angebrachte Kamerabutton, über den sich die Kamera auch starten lässt.

Die Einstellungsmöglichkeiten der Kamera sind umfangreich: Neben der normalen Automatik gibt es auch eine intelligente Szenenerkennung zudem können verschiedene Szenen manuell ausgewählt werden. An Bildmodi stehen beispielsweise Panorama, HDR, Serienbild oder Gruppe zur Auswahl. Letzterer Modus macht gleich fünf Fotos und erkennt die Gesichter der aufgenommenen Personen. Für jedes Gesicht kann nun die beste Aufnahme aus den fünf herausgesucht und ausgewählt werden.

Zudem bietet die Kamera-App die Möglichkeit verschiedene Filter anzuwenden und eine Funktion mit der sich Gesichter in Echtzeit verzerren lassen. Fotos können auch im Nachhinein noch aus der Galerie heraus bearbeitet, zugeschnitten oder mit Effekten versehen werden.

Die Videoaufnahmen könnten ebenfalls etwas detailreicher ausfallen. Die Tonaufnahmen können hingegen vollkommen überzeugen.

Huawei legt auf dem Ascend P2 über das Betriebssystem Android 4.1.2 seine hauseigene Benutzeroberfläche Emotion UI 1.5. Diese bringt für Android-Nutzer eine ungewohnte Besonderheit mit sich, nämlich den Verzicht auf den sogenannten App Drawer. Der App-Drawer ist bei Android der Ort, an dem alle Apps und oftmals auch Widgets gesammelt dargestellt werden. Normalerweise wird er am unteren Bildschirmrand mittig über dem Home-Button angezeigt.

Bei Emotion UI fällt dieser nun weg, so dass alle Apps auf den Homescreens angezeigt werden, ähnlich wie es auch bei Apples iOS der Fall ist. Die Apps können dann vom Nutzer auf den Homescreens sortiert und in Ordnern zusammengefasst werden.

Des Weiteren bietet Emotion UI 1.
5 jede Menge Anpassungsmöglichkeiten. So können verschiedene Animationen für die Übergänge zwischen den einzelnen Homescreens ausgewählt werden und der Nutzer kann auf eine Vielzahl verschiedener Design-Themes zurückgreifen, um die Oberfläche und die Darstellung der App-Icons anzupassen.

Huawei Ascend P2

Was die Arbeitsgeschwindigkeit anbelangt leistet sich das Ascend P2 keine größeren Schnitzer. Das Durchscrollen der Homescreens funktioniert sehr flüssig und Apps laden in der Regel sehr zügig. Auch aufwendigere Spiele lassen sich mit dem P2 in ausreichender Geschwindidkeit spielen. Mit Riptide GP ist bereits ein Jet-Ski-Rennspiel vorinstalliert.

Die subjektiv als gute empfundene Leistung bestätigt sich in den Benchmark-Tests: Im AnTuTu kommt das Ascend P2 auf mehr als 20.000 Punkte und im Quadrant auf 5.217. Damit liegt es etwas hinter dem Sony Xperia Z.

Als ein Highlight des P2 verkauft Huawei die Unterstützung von LTE der Kategorie 4. Dadurch sollen laut Huawei Datenübertragungen im Downstream von 150 Mbit/s möglich sein. In Deutschland nützt dies jedoch wenig, da die Anbieter hierzulande LTE mit einer maximalen Bandbreite von 100 Mbit/s für Downloads zur Verfügung stellen. Einen Mehrwert ist also nicht gegeben.

Über HSPA sind im Download Geschwindigkeiten bis zu 21,2 Mbit/s möglich.

Huawei Ascend P2

Der an der Kopfseite angebrachte Micro-USB-Port kann für USB-OTG (On The Go) genutzt werden. Das bedeutet, dass mit einem entsprechenden Adapter USB-Geräte wie Speicher-Sticks, Festplatten oder auch Mäuse anschließen lassen. Dank der MHL-Erweiterung kann das Smartphone an den HDMI-Eingang eines Fernsehers angeschlossen werden. Auch hierzu ist ein spezielles Kabel notwendig.

Eine DLNA-Zertifizierung zur kabellosen Übertragung von Medieninhalten ist ebenfalls vorhanden, und auch ein NFC-Chip wurde verbaut.

Die Rechenleistung liefert dem Ascend P2 die Kombination aus einem Quad-Core-Prozessor, der auf 1,5 GHz getaktet ist und 1 GB Arbeitsspeicher. Der Arbeitsspeicher ist damit nur halb so groß wie bei den meisten Spitzenmodellen anderer Hersteller. Wird der Prozessor beansprucht, beispielsweise bei 3D-Spielen, ist auf der Rückseite eine moderate Wäremeentwicklung zu spüren.

Huawei Ascend P2

Für die Stromzufuhr ist ein 2.420 mAh starker Akku verantwortlich. Im Test wurde dieser mit einer halben Stunde Musikstreaming, einer halben Stunde Videostreaming, dauerhaft eingeschlatetem WLAN, einer halben Stunde Spielen und etwa einer halben Stunde Surfen belastet. Hinzu kommen ein paar Anrufe, die Aufnahme mehrerer Bilder und Videos. Am Ende des Tages zeigte der Akku noch 20 Prozent an. Anders als beim reinen Android wird der Akkustand in der Status-Leiste auch in Prozent dargestellt.

Der Browser ist über WLAN recht schnell unterwegs: Um inside-digital.de in der Desktop-Ansicht anzuzeigen, brauchte er im Test 12 Sekunden. Im UMTS-Netz genehmigte sich der Browser mit knapp 20 Sekunden etwas mehr Zeit. Auf dem Ascend P2 sind sowohl der Android-Browser als auch Googles Chrome-Browser vorinstalliert, als Standard wird der Android-Browser angezeigt.

Huawei Ascend P2Eine wirkliche Überraschung stellen die Klang-Qualitäten de
s Ascend P2 als Musikplayer dar. Sowohl über Kopfhörer als auch über den eingebauten Lautsprecher liefert das Smartphone einen vollen und ausgewogenen Klang. Bessere Lautsprecher können nur wenigen Smartphone beispielsweise dem HTC One bescheinigt werden. An dem guten Klang hat sicherlich auch die Unterstützung von Dolby Digital Plus ihren Anteil, die verschiedene Voreinstellungen bietet, aber auch abgeschaltet werden kann.

Die vorinstallierte Musikplayer-App bietet die Möglichkeit, Playlisten anzulegen und die eigene Musiksammlung nach Interpreten, Genres, Alben, Favoriten und Ordnern anzeigen zu lassen. Dolby Digital Plus bietet zwar eine Vielzahl voreingestellter Klangsettings, einen manuell regulierbaren Equalizer gibt es jedoch nicht.

Das Ascend P2 verfügt zudem über ein FM-Radio. Um dieses nutzen zu können, müssen Kopfhörer oder ein Headset als Antennenersatz eingesteckt werden. Anders als bei manchen anderen Smartphones, kann der Ton dann wahlweise über die Kopfhörer oder den Lautsprecher wiedergegeben werden.

Eigene Videos können direkt aus der Galerie heraus, oder über den vorinstallierten Google-Dienst Play Movies abgespielt werden.

Huawei schnürt mit dem Ascend P2 ein ausgewogenes Gesamtpaket aus guter Ausstattung und budgetfreundlichem Preis. Sieht man mal von der in Deutschland nicht nutzbaren LTE-Kategorie4-Unterstützung ab, bietet die Technik zwar keine Highlights, gleichzeitig leistet sich das P2 jedoch auch keine größeren Schwächen. Positiv fallen das farbintensive und -echte Display sowie der erstaunlich voluminös klingende Lautsprecher auf. Arbeitsgeschwindigkeit und Kamera liegen auf gutem bis durchschnittlichen Niveau.

Des Weiteren bietet das Ascend P2 mit USB-OTG, MHL, DNLA und NFC das volle Programm in Sachen Medien- und Datenübertragung.

Ein kleines Manko entdeckte die Redaktion bei der Verarbeitung des Gehäuses des Testgeräts, bei dem die Rückenabdeckung an einer Stelle nicht sauber mit dem Rahmen abschließt. Hierbei könnte es sich allerdings auch um einen Einzelfall handeln. Ansonsten macht auch die Verarbeitung einen sehr ordentlichen Eindruck, ohne Grund für Beanstandungen zu geben.

Alternativen

Zu Preisen um die 400-Euro-Marke sind mittlerweile auch das LG Optimus G und Samsungs Vorjahresflaggschiff Galaxy S3 zu haben. Beide Geräte verfügen ebenfalls über HD-Displays und Quad-Core-Prozessoren. Auf LTE muss man beim Galaxy S3 jedoch verzichten.

Huawei Ascend P2Pro:

  • Gutes Display
  • Voluminöser Lautsprecher
  • Niedriger Preis

Contra:

  • Akku nicht wechselbar
  • Mittelmäßige Kamera
  • Speicher nicht erweiterbar

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