Volkswagen ID.7 im Test: Das beeindruckende Sparwunder

9 Minuten
Mit dem Volkswagen ID.7 bietet der Automobilhersteller aus Wolfsburg eine Schräghecklimousine mit fünf Türen in der oberen Mittelklasse an, die im Test nicht nur mit viel Platz, sondern auch mit einem beeindruckend niedrigen Verbrauch punkten kann.
Volkswagen ID.7 steht an einer Ladesäule auf einem Baumarkt-Parkplatz.
Wie gut ist die neue Mittelklasse-Limousine, der Volkswagen ID.7, wirklich? Unser Test verrät es.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass der Volkswagen ID.7 so ziemlich alles ist, aber kein zierliches Stadtauto. Stolze fünf Meter Länge zeigen sofort, dass dieser Stromer mit 210 kW (286 PS) und Hinterradantrieb auch auf der Langstrecke punkten möchte; und in der Stadt die Suche nach einer Parklücke unter Umständen mal länger dauern könnte. Unterstrichen wird der grundlegend positive Ersteindruck, wenn man hinter dem Lenkrad Platz nimmt. Denn es geht im Innenraum gleichermaßen komfortabel wie luftig zu: Platz satt!

Volkswagen ID.7 im Test: Übersichtliches Cockpit

Die Gänge werden im aktuellen Elektro-Flaggschiff von Volkswagen über einen Hebel hinter dem Multifunktionslenkrad eingelegt. Ebenfalls hinter dem Steuerrad ist ein kleines Infodisplay für den Fahrer zu finden, das über alle wichtigen Informationen wie Geschwindigkeit, aktuelle Tempolimits und verbleibende Reichweite informiert; unterstützt durch ein bei Bedarf zuschaltbares Head-up-Display, das erfreulicherweise Teil der Serienausstattung ist.

Etwas irritierend sind die Sensortasten am Lenkrad und die Touchtasten unter dem großen Multimedia-Display (15 Zoll), mit denen sich die Audio-Lautstärke und die Klimatisierung steuern lassen. Man kennt sie unter anderem auch aus dem Volkswagen ID.3 (Test), wo sie ebenfalls nicht jedermanns Geschmack treffen. Teil der Wahrheit ist aber auch: Man gewöhnt sich recht schnell an die Touch-Steuerung, wenn man sich intensiv mit ihr befasst und danach verstanden hat, dass nicht nur Tippen, sondern auch ein Darüberstreichen zur Steuerung möglich ist.

Cockpit-Display im Volkswagen ID.7.
Auf ein kleines Info-Display hinter dem Lenkrad wird im VW ID.7 natürlich nicht verzichtet.

Überarbeitete Software ist überzeugend

Überraschend ist, dass Volkswagen im ID.7 auf weitere physische Bedienknöpfe an der Mittelkonsole komplett verzichtet. Fast alles ist über den Touchscreen einstellbar. Zwar verliert man sich manchmal etwas in den Tiefen der Menüstrukturen, viele Dinge sind aber mit nur wenigen Fingertippern einstellbar. Das gilt auch für die Deaktivierung der Geschwindigkeitswarnung, die nach jedem Motorstart (auf Geheiß der EU) aufs Neue aktiv ist. In Summe ist das neue Bedienkonzept des ID.7 intuitiver als die Software in anderen ID-Modellen.

Software-Oberfläche im Volkswgen ID.7.
Software-Oberfläche im Volkswgen ID.7.

Praktisch: Am oberen Displayrand sind Symbole zur Schnellauswahl verschiedener Funktionen wie Assistenzsysteme, Navigationssystem oder der Fahrmodi zu finden. Drei Fahrmodi stehen zur Verfügung: Eco, Comfort und Sport. Außerdem ein individuell einstellbarer Modus. Der Vortrieb erfolgt standardmäßig im D-Modus. Dann segelt das Auto nahezu ohne Verzögerung, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt. Im alternativ auswählbaren B-Modus greift eine starke Rekuperation, die den Verbrauch des E-Autos reduziert. Eine manuelle Anpassung der Rekuperation über Schaltwippen hinter dem Lenkrad gibt es nicht.

Fahrassistent auf der Autobahn für viel Komfort

Die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) ist in 1- und 10-km/h-Schritten einstellbar. Theoretisch. Denn die Sensortasten tun nicht immer das, was der Fahrer eigentlich einstellen möchte. Da wird die Geschwindigkeit schon mal um 10 km/h erhöht, obwohl es nur 1 km/h sein sollte.

Umso komfortabler ist der Fahrassistent "Travel Assist", der nach Aktivierung nicht nur den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält, sondern in Verbindung mit dem Navigationssystem auch über eine vorausschauende Geschwindigkeitsregelung verfügt. Näherst du dich etwa einer Tempo-100-Zone auf der Autobahn, bremst der ID.7 automatisch vorher ab. In der Spitze ist übrigens bei 180 km/h Schluss, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt laut Hersteller in 6,5 Sekunden.

Front des VW ID.7.
Front des VW ID.7.
Volkswagen ID.7 Heckansicht
Heck des VW ID.7.

Als störend haben wir während unserer erfreulich geräuscharmen Fahrten nur zwei Dinge empfunden. Erstens: Die Scheibenwischerautomatik arbeitete für unser Empfinden zum Teil zu langsam. Außerdem mischte sich der verbaute Sprachassistent "Ida", der eigentlich nur nach dem Kommando "Hallo Ida!" starten soll, immer mal wieder in laufende Gespräche zwischen Fahrer und Beifahrer ein.

Zu gefallen weiß wiederum das ID-Light, das über ein Lichtband unter der Windschutzscheibe mit dem Fahrer kommuniziert. Zum Beispiel während einer aktiven Navigation. Eine animierte blaue Linie signalisiert dann notwendige Richtungswechsel; etwa fließend nach links für Linksabbieger. Eingehende Anrufe werden durch grünes Blinken signalisiert. Apple CarPlay und Android Auto stehen kabellos zur Verfügung, um ein Smartphone mit dem Fahrzeug zu verbinden.

Viel Platz – auch für Mitfahrer auf den Rücksitzen

Eine weitere Stärke des Volkswagen ID.7 ist das eingangs erwähnte Platzangebot. Nicht nur Fahrer und Beifahrer können trotz tiefer Mittelkonsole von viel Freiraum profitieren. Auch in der zweiten Sitzreihe ist Platz satt vorhanden. Und zwar auch dann, wenn die Vordersitze weit nach hinten rücken. An dieser Stelle macht sich neben der Länge von 4,96 Metern auch der Radstand von knapp 3 Metern positiv bemerkbar. Prima: Hinten ist auch die Kopffreiheit bis zu einer Körperlänge von rund 1,95 Metern mehr als ausreichend.

Seitenansicht des Volkswagen ID.7.
Der lange Radstand des VW ID.7 wird in der Seitenansicht deutlich.

Viel Luft ist auch im Kofferraum vorhanden. Volkswagen gibt ein Ladevolumen von 532 Litern an, was locker ausreicht, um sechs Getränkekisten zu transportieren. Klappst du die hinteren Sitze um, erhöht sich das Ladevolumen auf bis zu 1.586 Liter; fast so viel wie im Hyundai IONIQ 5 (Test) und im Volkswagen ID.4 Pro (Test). Eine elektrische Heckklappe gibt es aber nur gegen Aufpreis, wenn man sich mindestens für das Exterieurpaket "Plus" entscheidet.

Volkswagen ID.7: Königliche Verbrauchswerte

Was bei einem Autotest natürlich nicht fehlen darf, ist ein Blick auf den Verbrauch. Dafür haben wir den Volkswagen ID.7 nicht nur in der Stadt, sondern auch auf der Landstraße und auf der Autobahn auf die Probe gestellt. Und das Ergebnis hat uns wahrlich überrascht. Denn trotz seines Leergewichts von knapp 2,2 Tonnen haben wir im Stadtverkehr bei frühlingshaften Temperaturen einen Verbrauch von nur 15,6 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer gemessen. Stark!

Unterstrichen wird der geringe Strombedarf auch auf der Landstraße (16,7 kWh/100 km) und auf der Autobahn. Unter weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h ist es uns tatsächlich gelungen, den durchschnittlichen Verbrauch des E-Autos bei unter 20 kWh zu halten. Mit 19,6 kWh pro 100 Kilometer ist der Volkswagen ID.7 Pro eines der sparsamsten E-Autos auf der Langstrecke, das wir bisher getestet haben.

Motorraum des Volkswagen ID.7.
Blick in den (überschaubaren) Motorraum des Volkswagen ID.7.

Unter dem Strich hat es auf der Autobahn mit der 77 kWh großen Batterie und eingeschalteter Klimatisierung für rund 380 Kilometer Reichweite gereicht. Wird das Auto im Stadtverkehr eingesetzt, ist mehr drin. Denn dann kann die Rekuperation beim Segeln und Bremsen ihre Stärken ausspielen. Volkswagen verspricht eine WLTP-Reichweite von 618 Kilometern, realistisch dürften es aber eher 500 gemittelte Reichweitenkilometer sein.

Maximale Ladeleistung von knapp 190 kW

Stark auch: Auf dem Papier lädt der Volkswagen ID.7 an Schnellladesäulen (HPC) über seinen manuell zu öffnenden Ladeanschluss hinten rechts unter optimalen Bedingungen mit einer Ladeleistung von bis zu 175 kW. Wir konnten bei 24 Grad Celsius Außentemperatur in der Spitze aber sogar 189 kW abrufen. Eine Aufladung von 13 auf 80 Prozent gelang so in 31 Minuten. Ab circa 30 Prozent State of Charge (SoC) fällt die Ladeleistung langsam ab. Sie erreichte aber auch bei 90 Prozent SoC noch 55 kW.

Der Ladeanschluss ist beim Volkswagen ID.7 hinten rechts zu finden.

Schade: An Wechselstrom-Ladesäulen (AC) oder an der heimischen Wallbox ist die maximale Ladeleistung auf 11 kW beschränkt. Hier hätte der Mittelklasse-Limousine ein On-Bord-Charger mit 22 kW gut zu Gesicht gestanden. Und dringend notwendig ist auch ein Update des Kartenmaterials. So manche Points of Interest (POI) stimmen mit der Realität nicht mehr überein. Da zeigt das Navi auf dem Multimedia-Display des ID.7 Restaurants, die nicht mehr vorhanden sind oder Tankstellen, die schon seit Jahren einen Markenwechsel hinter sich haben. Und das sind nur zwei Beispiele.

Wiederum erfreulich: Notwendige Ladestopps werden vom Navi bei einer längeren Reise stets berücksichtigt. Ladestrom-Anbieter können gefiltert werden, aber nur We Charge und IONITY. Und wer sich die Zeit während des Ladens nicht mit dem Smartphone, sondern mit Spielen vertreiben möchte, hat im Volkswagen ID.7 unter anderem Zugriff auf Schach, Sodoku, Solitär, Bubbles und Vier gewinnt. Für Musikfreunde zudem von Interesse: Auch die App von Spotify ist Teil der Ausstattung und direkt ins Entertainment-System des Elektroautos integriert.

Navigationssystem im VOlkswagen ID.7.
Das Navigationssystem im Volkswagen ID.7 zeigt Sehenswürdigkeiten auf Wunsch in einer schmucken 3D-Ansicht an.

Was kostet der Volkswagen ID.7?

In der Grundausstattung ist der Volkswagen ID.7 Pro mit 19-Zoll-Bereifung ab 53.995 Euro zu haben. Abzüglich der momentan gewährten Volkswagen Umweltprämie werden mindestens 50.425 Euro fällig. Sicherlich kein Schnäppchen, aber gerade im Vergleich mit anderen deutschen Marken im Limousinen-Segment doch eine Ansage.

Unser Testfahrzeug war allerdings mit reichlich Extras wie 20-Zoll-Reifen für sportlichere Fahrdynamik ausgestattet, die den Fahrzeugpreis auf rund 70.000 Euro hoben. So kostet etwa das Exterieurpaket Plus mit dem "Smart Glas"-Panoramadach 5.025 Euro Aufpreis. Auch das Interieurpaket Plus schlägt mit satten 4.475 Euro zu Buche. Hier sind unter anderem eine 30-farbige Ambientebeleuchtung (statt serienmäßig zehn Farben), elektrisch einstellbare und mit Massagefunktion ausgestattete Vordersitze sowie ein Soundsystem von Harman Kardon inklusive. Hinzu kommt: Ohne Aufpreis gibt es den ID.7 nur in Mondsteingrau zu kaufen. Zwölf weitere Farboptionen, teilweise mit farblich abgesetztem Dach, kosten zwischen 140 und 1.045 Euro extra.

Volkswagen_ID.7 Pro_seitlich vorn_grau
Volkswagen ID.7 Pro
Jahr 2023
Verfügbarkeit ja
UVP 53.995,00 €
Systemleistung in kW 210 kW
Systemleistung in PS 286 PS
Reichweite nach WLTP 615 km
Ladeleistung (AC) 11

Alternativ kannst du dich neuerdings auch für den Volkswagen ID.7 Pro S mit größerer Batterie (86 kWh) und einer umfangreicheren Ausstattung ab Werk entscheiden. Dann musst du aber mindestens 58.985 Euro (55.415 Euro bei abgezogener VW Umweltprämie) einkalkulieren. Besonders sportlich, mit der größeren Batterie ausgestattet, aber auch energiehungriger: der Volkswagen ID.7 GTX. Hier liegt der Einstiegspreis momentan bei 63.155 Euro (59.585 Euro).

Fazit zum Volkswagen ID.7: Ein E-Auto fast ohne Mängel

Schon beim BMW i5 (Test) hat man das Gefühl, in einer Mittelklasse-Limousine zu sitzen, die ordentlich abliefert. Und obwohl man für den VW ID.7 deutlich weniger bezahlen muss, liefert er auf ähnlich starkem Niveau ab. Zwar bietet er nicht den innovativen BMW-Autobahnassistenten, der es erlaubt, die Hände auf der Autobahn komplett vom Lenkrad zu nehmen, punktet dafür aber mit einem deutlich niedrigeren Verbrauch.

Volkswagen ID.7 im Test von inside digital.
Volkswagen ID.7: Im Test kann er (fast) rundum überzeugen.

Mit dem ID.7 ist Volkswagen zweifelsohne ein E-Auto gelungen, das nicht nur Fahrern im Außendienst ordentlich Freude bereitet, sondern wegen des großen Platzangebots auch für Familien als Reiselimousine eine elegante Alternative zu so manchem protzigen SUV-Modell sein kann. Und weil VW zudem im Vergleich zu anderen ID-Modellen die Software verbessert hat, gibt es auch an der Bedienstruktur wenig zu bemängeln.

Vorteile des Volkswagen ID.7

  • gute Verarbeitung
  • komfortabel abgestimmt
  • sehr sparsam im Verbrauch
  • ordentliche Ladeleistung
  • reichlich Platz auch in der zweiten Sitzreihe

Nachteile des Volkswagen ID.7

  • in der Anschaffung nicht gerade günstig
  • Sensortasten am Lenkrad sind (wie in anderen ID.-Modellen) gewöhnungsbedürftig
  • nur 11 kW AC-Ladeleistung
  • Wärmepumpe nur gegen Aufpreis (990 Euro)

Hinweis: Der Volkswagen ID.7 Pro wurde unserer Redaktion für zwei Wochen kostenlos vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Sämtliche Ladekosten wurden von inside digital getragen.

Kommentar

Von Hayo Lücke

Wirklich beeindruckend, was Volkswagen mit dem ID.7 auf die Straße gestellt hat. Das Auto sieht nicht nur gut aus, es bietet auch Platz satt und überzeugt gerade auf der Autobahn mit einem niedrigen Verbrauch. In Kombination mit der flotten Ladeleistung ist ein nicht perfektes, aber richtig gutes Elektroauto gelungen. Gut gemacht, VW!

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Und wie viel kW an Strom braucht dieses Monstrum, um 80 Kilo Nutzgewicht und 1 Tonne Batterien zu befördern?
    Ich wundere mich, wie kann man so eine Energievernichtungsmaschine „Das beeindruckende Sparwunder“ nennen.
    Ist der Stromfresser der sparsamste unter seinesgleichen?

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  2. Nutzerbild Hans Dampf

    Lächerliches Auto. Für 52k gibt es einen sparsameren und stärkenren vollausgestattes Model Y mit mehr Infotainment. Für 45k Vollausgestattet wäre der Id7 was. So wird es ein Flop bleiben.

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  3. Nutzerbild Görner

    Ich würde mal empfehlen das Model 3 oder den Hyundai ioniq 6 zu Testen. Die verbrauchen fast 25 Prozent weniger. Für VW ist das allerdings ein großer Schritt nach vorne. Werden Sie eigentlich von VW bezahlt?

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    • Aber sowas von! Es gibt 10.000 Euro pro Test und VWs kostenlos auf Lebenszeit. Cool, oder? Übrigens: Sollte dich der Test zum IONIQ 6 interessieren, findest du hier: https://www.inside-digital.de/tests/hyundai-ioniq-6-im-test-heisser-feger-unter-den-e-autos/amp

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