Man kann sich natürlich High-End-Kopfhörer gönnen, die audiophile Träume bedienen. So wie dieses Modell von britischen Sound-Experten. 200 bis 300 Euro bitte einmal aufs Parkett. Oder man greift zu einem Exemplar für exakt 1 Euro. Ja, der Vergleich ist unrund. Für einen Euro gibt’s weder ANC noch App, die meine Daten absaugt. Keine Klangbühne, die einem die Schuhe auszieht, oder Bässe, die man in der Magengrube spürt. Es gibt nur Klang. Punkt. Und genau dafür sind Kopfhörer letztlich da. Überraschend ist eher, dass die 1-Euro-Dinger mich noch auf eine ganz andere Weise erwischt haben.
Retro-Kopfhörer für 1 Euro: Mehr als nur Deko
Ich bin mit der Musik der 80er und 90er Jahre aufgewachsen. Mit Hair Metal und Glamrock, anschließend mit Grunge, Alternative Rock und Nu Metal. Ja, auch etwas Britpop war dabei. Walkman, Discman, MP3-Player – das volle Paket aus Plastik und Pathos. Kein Wunder, dass die aktuelle Retrowelle nicht nur das Land überschwappt, sondern auch mich. Vinyl ist wieder heilig, Walk- und Discmans feiern Comeback, jetzt halt mit Bluetooth – damit die Nostalgie nicht ganz so schmerzhaft ist. Als ich dieses Jahr den Fiio DM13 ausprobierte, war mein innerer Teenager sofort wieder wach. Die Spotify-Alternative für Nostalgiker – grandios. Die Online-Shops wissen das längst und servieren mir inzwischen algorithmisch irgendeinen Retro-Klimbim. So auch diese Kopfhörer.

Orangefarbene Ohrpolster, als hätte jemand einen Spülschwamm gehäutet – sofort werden Erinnerungen an damals wach, als man sich teurere Modelle schlicht nicht leisten konnte. Musik unterwegs war trotzdem Pflicht. Auf Aliexpress dann dieses Angebot für einen Euro. Zusammen mit irgendeinem anderen Firlefanz hab ich die Kopfhörer also bestellt und erwartete nichts Atemraubendes. Und dann trudelten sie ein.
Alternative zu 200 Euro teuren Modellen? Nein, aber ja!
Von der Verarbeitung so billig wie die Erinnerung. Klanglich hat sich offenbar seit 1995 exakt nichts getan. Die Polster fühlen sich an wie früher: leicht scheuernd, minimal beleidigend. Also Discman rausgekramt, zwei AA-Batterien eingesetzt, Marilyn Mansons „Mechanical Animals“ aus dem Pappschuber gezogen. Wenn schon Sentimentalität, dann mit voller Hingabe. Kopfhörer auf, Play gedrückt und zack: authentischer Retro-Sound, in all seiner matten Pracht. Nach den ersten Sekunden wollte ich reflexartig zu meinen Over-Ears flüchten. Aber gut, Durchhalten ist auch eine Form von Kulturtechnik: 14 Songs, 63 Minuten.
→ Genialer Trick: So wird der Klang deiner Kopfhörer deutlich besser
Klar, der Sound ist keine Offenbarung – war er damals nicht, ist er heute nicht. Überraschend war eher, wie sehr mir modernes ANC fehlt. Alles drang durch: Wind, Nachbarn, die Welt an sich. Sofort musste ich an die Open–Ear-Kopfhörer denken, mit denen uns Hersteller seit Jahren beglücken. So wie dieses Modell von Teufel, das ich 2025 getestet habe. Lautsprecher für die Ohren nannte ich die Teile. Hersteller rufen dafür gerne schon mal 200 Euro auf, teils mehr.
Klanglich erstaunlich nah dran an meinem 1-Euro-Retro-Mopped aus China. Die Idee dahinter – Musik hören und trotzdem nicht vom Verkehr überrollt werden – erfüllen beide. Preis egal. Und im kurzen Mountainbike-Test in den Bergen saß das Billo-Modell sogar erstaunlich sattelfest auf dem Kopf. Wer hätte gedacht, dass Nostalgie so gut haftet? Fazit: Wer beim Musikhören seine Umgebung wahrnehmen will, kann 200 Euro zahlen. Oder einen. Der Kapitalismus ist manchmal auch nur ein Witz.
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