Für Menschen mit Einschränkungen, insbesondere für Ältere, kann die Nutzung eines Smartphones zur Herausforderung werden. Die überladenen Oberflächen der Betriebssysteme lassen sich zwar leicht anpassen und mit Tricks wie speziellen Launchern lassen sich weitere Verbesserungen erreichen. Eine Reihe von Herstellern verspricht jedoch mit speziellen Modellen noch größere Mehrwerte.
Mit Ladeschale und Schutzhülle
Zu diesen Spezialisten zählt Emporia, das mit dem Smart7.lite ein Smartphone entwickelt hat, das bereits vor dem ersten Einschalten punkten will. Dem Smartphone liegen eine Ladeschale und eine Schutzhülle bei.
Die Schale wird aus schlichtem schwarzem Kunststoff gefertigt und sorgt vor allem auf glatten Oberflächen für eine sichere Auflage. Dank der kleinen Erhöhung und einer leichten Schräge kann es zudem leichter gegriffen werden. An der Rückseite findet sich außerdem ein USB-C-Port, in der Schale wird das Smartphone über einen Kontaktpunkt in der Unterseite geladen.
Die Schutzhülle ist ähnlich durchdacht. Entscheidet man sich für die Emporia-Oberfläche, werden unter dem Bildschirmausschnitt nicht nur vier Buttons mit den wesentlichen Funktionen präsentiert. Die Software-Tasten leuchten durch Kunststofffensterchen, die dem Nutzer eine haptische Rückmeldung geben. Außerdem ist die Rückseite des Covers aus Kunststoff gefertigt. Von schlabbernden Kaffeetassen lässt sie sich nicht beeindrucken. Allerdings ist die Passgenauigkeit, gerade bei dem magnetischen Verschluss, nicht sonderlich genau. Hier merkt man dem Gesamtpaket den günstigen Preis von 250 Euro an.
Kompakte Form im Vorteil
Wie groß Smartphones in den letzten Jahren geworden sind, wird vor allem dann deutlich, wenn ein gegenteilig gestaltetes Modell in die Hände fällt. Im Vergleich zu einem Samsung Galaxy A56 wirkt das Smart7 Lite schon fast klein. Das Emporia-Smartphone schmiegt sich mit seinen Maßen von 14,7 × 7,0 × 0,9 cm geradezu in die Handfläche, unterstützt von abgerundeten Kanten. Und obwohl das genannte Samsung-Smartphone in der Breite nur sieben Millimeter mehr misst, kann es selbst von größeren Händen kaum noch einhändig bedient werden.
Eine kleinere Bauform bedeutet auch ein kleineres Display. Beim Emporia Smart.7lite misst die Diagonale lediglich 5,45 Zoll, auch die Auflösung ist mit 1.440 × 720 Pixeln niedrig. Mehr scheint man bei der nachlassenden Sehkraft nicht mehr für nötig zu erachten, und auch ungetrübte Augen müssen keine aus Klötzchen gestapelten Bildwelten befürchten.
Spezielle Oberfläche sticht großen Bildschirm
Darüber hinaus zeigt sich, dass man die Bedeutung der Bildschirmgröße bei nachlassender Sehkraft schnell überschätzt. Bei üblichem App- und Symbol-Gewirr hilft zwar die Größe bei der Übersichtlichkeit. Wichtiger ist jedoch, dass man die Fülle von Bildchen auf dem Display reduziert, etwa in dem man ein 3×3-Grid mit entsprechend großen Icons für den Startbildschirm festgelegt. Wird in den Einstellungen der sogenannte „einfache Modus“ gewählt, reduzieren sich etwa die Apps in einer Reihe auf drei, sodass die Übersichtlichkeit auf dem Startbildschirm erheblich steigt.
Auch das Emporia-Smartphone nutzt Android 15 als Betriebssystem und bietet damit die von Google im Betriebssystem integrierten Optionen, geht allerdings noch darüber hinaus. Das zugrunde liegende Android wird optisch ohne größere Anpassungen ausgeliefert, dafür aber mit einem Hintergrundbild, das es in sich hat. Der darauf abgebildete Notfallknopf lässt sich nämlich tatsächlich drücken. Danach bleibt von der gewohnten Android-Oberfläche allerdings nicht mehr viel übrig. Die obere Bildschirmhälfte bleibt dem Datum und der Uhrzeit vorbehalten, darunter sind die Telefonfunktion, die Benachrichtigungen und SMS sowie die Foto-Galerie in vier Kacheln verlinkt. Aus der rechten Seite kann die Liste mit den installierten Apps (und dem Play Store) herausgezogen werden, aus der linken Seite kann ein Bildschirm mit vier wichtigen Kontakten und einem Notruf-Button eingezogen werden.
Guter Launcher könnte noch besser sein
Jüngere Augen dürften beim Anblick des simplen Designs, bei dem der Einsatz von Farben zumeist mit einer Funktion verbunden wird, erschrocken zusammenzucken. Für Menschen vorgerückten Alters ist die Verringerung der vielen Reize dagegen ein Segen. Im Vergleich zu einem Android-Smartphone, das mit einem Launcher auf die Bedürfnisse von Nutzenden mit Einschränkungen angepasst wurde, bietet die Oberfläche einen entscheidenden Vorteil. Man kann deren Grenzen auch nicht mehr versehentlich überwinden, etwa indem unvorsichtig die Einstellungen aus der Status-Bar herausgezogen werden.
Nicht ganz überzeugen kann der Eingabemechanismus. Schriften, Buttons und Tasten sind zwar allesamt schön groß, doch ein spürbares haptisches Feedback wird nur von den drei Android-Tasten unterm Bildschirm simuliert. Aber gerade bei Passwörtern erleichtert eine gut wahrnehmbare Rückmeldung die Eingabe.
Der Prozessor war schon damals lahm
Hardwareseitig gehört das Emporia Smart.7lite in den Einsteigerbereich, nicht nur aufgrund des Displays. Beim Prozessor vertraut der Hersteller mit dem Helio P35 auf ein Mediatek-SoC, das bereits 2018 vorgestellt wurde und schon fast wie aus einer anderen Zeit wirkt. Der Chip besteht aus acht Cortex-A53-Kernen von ARM, die noch in einer Strukturbreite von zwölf Nanometern gefertigt sind. Bei aktuellen Highend-SoCs wie dem Qualcomm Snapdragon 8 Gen 5 werden die CPU-Kerne in drei Nanometern gefertigt.
Die einzelnen Cores werden in zwei Vierkern-Cluster aufgeteilt und gehen mit Taktgeschwindigkeiten von 2,3 beziehungsweise 1,8 GHz zu Werke. Der Grafikchip des Prozessors stammt mit dem PowerVR G8320 noch von Imagination. Wunder kann man von dieser Zusammenstellung nicht erwarten. Schon bei einfachen Aufgaben wie dem Wechseln von Bildschirmen oder beim Scrollen zeigen sich kleinere Ruckler. Im Geekbench-Benchmark sorgen die Punktwerte schon fast für hämisches Grinsen. Lediglich 177 Punkte werden bei den Einzelkern-Tests erreicht, beim Mehrkern-Testlauf kam das Smartphone auf 870 Punkte. Das Samsung Galaxy A56, das längst noch nicht dem Highend-Bereich zugeordnet werden kann, kommt im vergleichenden Testlauf auf Werte von 1.361 bzw. 3.944 Punkten!
Daran hat auch der Arbeitsspeicher seinen Anteil. Mit sechs Gigabyte ist er für ein Android-Smartphone nicht übermäßig groß. Zudem basiert er auf dem LPDDR4-3200-Standard, der längst nicht mehr dem Stand der Dinge entspricht. Das gilt letztlich genauso für den Datenspeicher. Die Größe von 128 Gigabyte ist im Einsteigersegment Standard, darüber hinaus werden zumeist 256 Gigabyte und mehr geboten.
Kamera: Kein Mittelklasse-Niveau
Neben dem Innenleben dürfen die betagteren Herrschaften auch keine zu großen Ansprüche an die Kamera stellen. Zwar sieht die Zusammenstellung aus drei Linsen auf der Rückseite äußerlich nach dem Stand der Dinge aus, die Leistung der Sensoren entspricht diesem jedoch nicht. Sie bieten Auflösungen von 13, zwei und 0,8 Megapixeln. Auch die Acht-Megapixel-Kamera an der Front dürfte zu einer Glättung der Falten ohne weitere Hilfsmittel führen. Das führt zu mäßigen Ergebnissen. Die Bilder sind rotstichig und arm an Kontrasten, auch die Schärfe könnte höher sein.
Hier zeigen sich die unterschiedlichen technischen Voraussetzungen. Die Hauptkamera des Samsung Galaxy A56 zeichnet die Aufnahmen mit bis zu 50 Megapixeln auf, der Sensor für Weitwinkelaufnahmen kommt auf zwölf Megapixel, während das Makro-Objektiv schließlich eine Bildqualität von fünf Megapixeln liefert. Dabei gehört die Kamera nicht mal zu den Kernkompetenzen des Samsung-Smartphones, wie unser ausführlicher Test gezeigt hat.
Das Emporia Smart7.lite ist kein Langläufer
Eines dürfen tüddelig gewordene Herrschaften jedoch nicht zu sehr aus dem Blick verlieren: das Ladekabel bzw. das Dock. Denn ein echter Langläufer ist das Emporia Smart7.Lite nicht. Der Akku fällt mit 3.500 mAh gerade mit Blick auf die reduzierte Gehäusegröße auf dem Papier noch recht groß aus, doch das auf veralteten Herstellungsverfahren basierende SoC ist hungrig: Nach einer Stunde im Browser fehlen dem Energiespeicher bereits 19 Prozent der mitgeführten Reserven. Schon nur um sicher zugehen, sollte das Smartphone am Ende des Tages in der (ans Netz angeschlossenen) Ladeschale landen.
Fazit zum Emporia Smart7.Lite
Auch Menschen mit Einschränkungen oder auch nur im vorgeschrittenen Alter benötigen bei der Nutzung eines Smartphones durchaus Unterstützung. Das haben sowohl Apple und Google erkannt und ihre Betriebssysteme mit entsprechenden Optionen bedacht. Damit kann man im Prinzip jedes Smartphone entsprechend anpassen. Ist ein Gerät vorhanden, kann man die diversen Möglichkeiten ausprobieren. Doch gerade wenn ein neues Smartphone angeschafft werden muss, lohnt sich ein Blick auf das Angebot der Spezialisten Emporia. Das Smart7.Lite hinterlässt einen rundherum durchdachten Eindruck, auch wenn Hardware und Kamera weit weg von dem sind, was der aktuelle Stand der Dinge ist. Das beginnt mit den Zusätzen wie Hülle und Docking-Station und reicht über die gelungene Verarbeitung bis hin zu dem Launcher, der dem Betriebssystem übergeholfen wurde. Das ist zudem aktuell und der Hersteller verspricht fünf große Android-Updates. Auch der Preis ist fair. Mit einer UVP von knapp 250 Euro bleibt auch noch etwas für die Enkel übrig.
