2 Fliegen mit einer Klapptastatur geschlagen: Samsung kombiniert Notebook und Tablet

10 Minuten

Samsung Galaxy TabPro S
Bildquelle: inside-digital.de

Verarbeitung und Design

Mit dem Galaxy Tab S hat Samsung im Sommer 2014 erstmalig ein hochwertiges und technisch in der Oberklasse angesiedeltes Tablet auf den Markt gebracht. Ein Jahr später folgte das noch etwas edler wirkende Galaxy Tab S2 und Anfang des Jahres auf der CES in Las Vegas nun das Galaxy TabPro S, der sich wie der Name schon anteasert, an professionelle Anwender richtet.

Von den gewählten Materialien bewegt sich das Galaxy TabPro S in der Highend-Klasse: Mit nur 6,3 Millimetern ist es für ein 12-Zoll-Tablet sehr dünn und mit 693 Gramm auch entsprechend der Größe noch relativ leicht und handlich. Vom Design erinnert sehr viel an die Galaxy S6/S7-Serie. Zum einen wäre da der Metallrahmen, aber auch die doch sehr stark aus dem Gehäuse hervorstehende Kamera auf der Rückseite. Die Rückseite ist nicht aus Metall, sondern aus einem sehr hochwertig anmutenden Kunststoff gefertigt.

Samsung Galaxy TabPro S: Hands-On Fotos

Im Lieferumfang mit bei liegt ebenfalls das sogenannte Book Cover Keyboard, das das Samsung-Tablet nicht nur dank seiner Hülle reisetauglich macht, sondern mit der integrierten Tastatur auch in ein 2-1-Gerät verwandelt. Die Tastatur selbst ist extrem flach, sodass man als Nutzer natürlich die Haptik nicht mit einer gewöhnlichen Laptop-Tastatur vergleichen kann. Dennoch besitzen die Tasten angenehme Anschläge, sind breit genug und auch die Zwischenräume sind groß genug, sodass man nicht Gefahr läuft, die falsche Taste zu erwischen.

Mit der Tastaturhülle kann das Tablet in einem klassischen rechten oder einem sehr flachen Winkel aufgestellt werden. Nutzt man das Tablet in diesem Tastatur-Konstrukt allerdings unterwegs mal auf dem eigenen Schoß, so ist Obacht geboten. Denn das Tablet bringt mit rund 700 Gramm das Gleichgewicht ganz schön ins Wanken, da die Tastatur samt Hülle im Vergleich sehr dünn und leicht ausfällt. Abgestellt auf einem festen Untergrund hat man mit diesen Gleichgewichtsproblemen jedoch nicht mehr zu kämpfen.

Display

Da das Galaxy TabPro S nicht nur als Tablet, sondern als 2-1-Gerät an den Mann oder die Frau gebracht werden soll, fällt auch das Display mit 12 Zoll etwas größer als ein gewöhnlicher Tablet-Bildschirm aus. Mit einer Quad-HD-Auflösung von 1.440 x 2.160 Pixeln besitzt es zudem eine deutlich höhere Auflösung als so manch ein Tablet oder vollwertiger Laptop. Einzelne Pixel sind mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar.
Das Super-AMOLED-Display besticht zudem mit knackigen Farben und sehr guten Schwarz-Weiß-Werten. Das Arbeiten macht auf diesem Bildschirm sehr viel Spaß, da in den „Galaxy Settings“ das AMOLED-Display an verschiedene Aufgabenfelder angepasst werden kann. Als Nutzer kann man das Farbspektrum und die Sättigung zum Beispiel zum Betrachten eines Filmes oder einer Präsentation entsprechend variieren. Genauso wichtig wie lebendige Farben und eine hohe Auflösung ist insbesondere bei einem 2-1-Gerät die Blickwinkelstabilität. Auch aus einem 180-Grad-Winkel kann das Display noch recht gut abgelesen werden, lediglich die Helligkeit geht bei einem so starken Winkel etwas verloren und die typischen Spiegelungen tauchen ebenfalls auf dem Bildschirm auf.

Ausstattung und Leistung

Im Galaxy TabPro S arbeitet nicht etwa wie in den Galaxy-Smartphones ein Exynos-Prozessor aus dem eigenen Hause, sondern ein Intel-Core-M-Prozessor der sechsten Generation, dessen zwei Kerne mit bis zu 2,2 Ghz takten. Für genügend Power bei anstrengenden Multi-Tasking-Aufgaben steht dem Konstrukt ein 4 GB großer Arbeitsspeicher zur Seite.
Im Test wurde das Samsung-Tablet gleich mit mehreren Aufgaben gleichzeitig konfrontiert. Während eines aufwendigen 3D-Spiels lief im Hintergrund ein Full-HD-Video und über den Browser, in dem mehrere Tabs gleichzeitig geöffnet waren, wurde eine mehrere MB große Datei heruntergeladen. All dies brachte das Tablet nicht an seine Grenzen und ein Arbeiten war ohne Verzögerungen oder Aussetzer möglich. Auch das Wechseln zwischen den verschiedenen Aufgabenfeldern erfolgt blitzschnell.
Im Test hat sich also gezeigt, dass ein mobiles Arbeiten mit dem Intel-Prozessor des Galaxy TabPro S problemlos möglich ist. Möchte man auch mobil immer mit dem Internet verbunden und nicht von WLAN-Hotsports abhängig sein, steht auch eine LTE-Version des TabPro S zur Auswahl – jedoch nur in Kombination mit Windows 10 Pro und einer durchaus stolzen unverbindlichen Preisempfehlung von 1.199 Euro.

Zum Arbeiten ist auch die Größe des Speichers nicht ganz irrelevant. Der interne Speicher fällt mit 128 GB – gut 82 GB stehen noch zur freien Nutzung zur Verfügung – für ein Tablet sehr groß aus. Dies ist jedoch auch sehr wichtig, da eine Erweiterung per Micro-SD-Karte nicht möglich ist.
Generell sieht es mit Anschlüssen am TabPro S eher etwas mau aus. An der rechten Seite sind unten ein Kopfhörereingang und ein USB-Typ-C-Anschluss zu finden. Weitere Anschlüsse existieren nicht. Zum vollständigen Arbeiten auf professionellem Business-Niveau wäre ein normaler USB-Anschluss oder ein Micro-HDMI-Eingang noch wünschenswert gewesen. Lässt sich dies nicht mit dem dünnen Gehäuse des Tablets vereinbaren, so wäre ein solcher Anschluss an der Tastatur auch eine Möglichkeit.

Samsung Galaxy TabPro S: Pressebilder

Zur Ausstattung zählt beim Galaxy TabPro S jedoch auch ab Werk direkt das Book Cover Keyboard, das das Samsung-Tablet erst in einen mobilen Laptop-Ersatz verwandelt. Da auf die Haptik und das Design bereits unter dem Punkt „Verarbeitung und Design“ eingegangen wurde, geht es an dieser Stelle vielmehr um die Funktionalität. Durch den magnetischen Schließmechanismus dockt sich die Tastatur sehr schnell an das Tablet an. Ebenso wird eine Trennung oder eine Verbindung beider Elemente automatisch erkannt und der Nutzer erhält die Auswahl, ob er in den Tablet-Modus wechseln möchte. Im Tablet-Modus wechselt das Windows-10-Design dann beispielsweise in den typischen Kachel-Modus, den man bereits von Windows 8.1 kennt. Das Book Cover Keyboard bietet zudem nicht nur die typischen Tasten von A-Z, 1-0 sowie diverse Sonderzeichen, sondern auch einige praktische Short-Key-Funktionen sowie ein Touchpad. Insgesamt lässt es sich von den Funktionen her nahezu genauso gut wie auf einem normalen Notebook arbeiten.

Multimedia / Kamera

Samsung verpasst dem Galaxy TabPro S sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite eine 5-Megapixel-Kamera. Erfahrungsgemäß kommt bei einem Tablet für Videochats eher die Frontkamera zum Einsatz. Unabhängig vom häufiger genutzten Anwendungsszenario liefert die 5-Megapixel-Kamera auf beiden Seiten ein anständiges Ergebnis. Insbesondere bei Nahaufnahmen konnte die Kamera mit ihrer F1.9-Blende mit einer guten Schärfe und satten Farben überzeugen. Allerdings muss zur genauen Fokussierung manuell nachgebessert werden, da der Autofokus etwas zu langsam arbeitet. Insgesamt darf man mit der Bildqualität als Nutzer für ein Tablet mehr als zufrieden sein und insbesondere für Videochats eignet sich die 5-Megapixel-Kamera auf der Frontseite sehr gut.

Samsung Galaxy TabPro S: Kamera-Bilder

Zwei 1,3 Zentimeter große Lautsprecher für ein 12-Zoll-Tablet mit Maßen von 198,8 x 290,3 x 6,3 mm: Das klingt nicht nur auf dem Papier sehr klein, sondern sieht auch in der Realität sehr mickrig aus. Zu finden sind die beiden Lautsprecher jeweils an der rechten und linken Seite. Möchte man sich nur kurz ein Video ansehen, reicht der Sound allemal aus. Unangenehm schneppernd und ohne jegliche Bässe wird der Sound dann allerdings je lauter man die Lautstärke dreht. Die Aussage Samsungs „Und wenn Sie mal entspannen wollen, genießen Sie dank des Super AMOLED-Displays Filme fast wie im Kino.“ wirkt demnach etwas zu hochgegriffen. Selbstverständlich ist die Qualität des Bildschirms zum Betrachten von Filmen mehr als ausreichend, allerdings wird der Sound sicher kein Kino-Gefühl beim Nutzer versprühen.
Dennoch soll an dieser Stelle gesagt sein, dass die Multimedia-Leistung sich insgesamt auf einem guten Niveau bewegt. Kurz einigen Geschäftskunden das neue Produktvideo zeigen oder die neue Folge der Lieblingserie abends spontan zu zweit auf der Couch sehen – all diesen Anwendungsszenarien steht das TabPro S nicht im Wege.

Windows 10

Zum ersten Mal seit dem Ativ Tab 3 aus dem Jahr 2013 setzt Samsung bei einem Tablet wieder auf Windows anstatt auf Android als Betriebssystem. Im Interview mit der inside-digital.de-Redaktion nannte Samsung-Produktmanager Hendrik Kluge die Gründe für den Wechsel auf Windows 10 und welche Vorteile das Tablet nun bietet.
Für den Einsatz des 2-in-1-Gerätes im Business-Bereich ist Windows als Betriebssystem auch durchaus sinnvoll. Jedem ist das Betriebssystem bereits bekannt und für professionelle Arbeiten ist es schlicht weg besser geeignet. Die klassischen Office-Anwendungen sind bereits vorinstalliert – zur Nutzung von Office 365 wird jedoch ein kostenpflichtiger Zugang benötigt. Weitere Apps können entweder direkt im Windows Store heruntergeladen werden oder über den klassischen Weg wie auf jedem Windows-Rechner installiert werden.

Die neuen Funktionen, die Windows 10 im einzelnen beinhaltet, können im Artikel „Alles zum Umstieg auf das neue Betriebssystem“ nachgelesen werden.

Akku

Anders als bei manch anderen 2-1-Kombinationen beinhaltet die Tastatur keinen zusätzlichen Akku. Als Nutzer muss man sich also voll und ganz auf den 5.200 mAh starken Akku des Galaxy-Tablets verlassen. Samsung selbst gibt eine Akkulaufzeit von bis zu 600 Minuten an. Für den Test wurde das Galaxy TabPro S innerhalb des achtstündigen Arbeitstages immer mal wieder aus- und eingeschaltet, verschiedene Programme gestartet und ausprobiert sowie einige Fotos gemacht. Am Ende ließen sich noch gut 40 Prozent von der Akkuskala ablesen.
Neigt sich der Akku nach mehreren Stunden dann tatsächlich mal dem Ende zu, lässt sich dieser dank neuster USB-Typ-C-Technologie in nur gut 150 Minuten wieder komplett aufladen.

Fazit

Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung, die bei 999 Euro startet und bei 1.199 Euro für die LTE-Version mit Windows 10 Pro endet, liegt das Galaxy TabPro S genau dort, wo auch die 2-in-1-Konkurrenten ihre Geräte platzieren. Ambitionierte Privat-Anwender und vor allem Business-Kunden werden hier zugreifen. Läge der Preis bei rund 700 Euro würden sicher deutlich mehr Kunden das Galaxy TabPro S als mobilen Notebook-Ersatz in Erwägung ziehen. In diesem Segment wird Samsung seinen eigenen Android-Tablets jedoch keine Konkurrenz machen wollen, so dass das TabPro S vor allem für diejenigen zu empfehlen ist, die einen Ersatz für ihren Laptop suchen und gleichzeitig die Vorteile eines Tablets nutzen wollen.

Der Entschluss, auf Windows 10 anstatt auf Android zu setzen war für das TabPro S absolut richtig und bietet dem Nutzer bei der Bedienung einen deutlichen besseren und vor allem den von Windows gewohnten Komfort. Fraglich ist nur, ob man das Galaxy TabPro S aufgrund seiner Größe von 12 Zoll tatsächlich oft auch als reines Tablet zum Surfen auf der Couch nutzt. Nutzt man es nämlich aufgrund der Größe und des Gewichts für diese Situationen doch eher seltener, so ist der Kauf eines günstigeren, aber genauso leistungsstarken und leichten Ultrabooks mit mehr Anschlussmöglichkeiten für den mobilen Business-Einsatz sicher ratsamer – zumindest solange sich das Galaxy TabPro S noch im vierstelligen Preissegment bewegt.

Pro

  • leuchtendes und hochauflösendes Super-AMOLED-Display
  • leistungsstarker Intel-Prozessor

Kontra

  • Lautsprecher für Filmwiedergabe nur mäßig geeignet
  • als Tablet aufgrund der Größe wenig handlich

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