Fundbüro der Bahn im Praxistest: So bekommst du Handy, Kopfhörer und Portemonnaie zurück

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Dienstreise mit Folgen. Rückfahrt von einem Kongress in Leipzig, ICE nach Berlin. Feierabend. Ich möchte ein Video schauen. Aber: Meine Kopfhörer sind weg. Liegengelassen im ICE – aber am Vortag. Was nun?
Blick in den Innenraum eines Zuges
Ein Zug von Innen: Was passiert, wenn du etwas vergessen hast?Bildquelle: Sly / Pixabay

Für viele von uns ist es eine Horrorvorstellung: etwas Wichtiges im Zug lassen – und es dann erst bemerken, wenn der Zug längst weitergefahren ist. Für mich war es das zweite Mal in über 25 Jahren Bahnfahren, wobei es mit einem verlorenen Kopfhörer deutlich entspannter ist als bei einem verlorenen Schlüsselbund. Aber aus der Erfahrung von damals wusste ich: Der Fundservice der Deutschen Bahn funktioniert ganz gut. Doch wie läuft der Fundservice der Deutschen Bahn konkret ab? Ich habe es selbst durchgespielt.

Der Moment des Verlusts

Schnell war mir im konkreten Fall klar: Die Kopfhörer sind nicht im Rucksack, und ich habe sie auch nicht im Hotel liegen lassen. Ein Anruf dort bestätigte mir das. Ich erinnere mich aber, dass ich sie am Vortag auf der Hinfahrt in der Hand hatte. Vermutlich habe ich sie, als es voll wurde, neben mich gelegt und beim Aussteigen dort liegen gelassen. Doch wie bekomme ich sie nun zurück?

Die Deutsche Bahn hat ihr Fundbüro digitalisiert. Das heißt, du kannst zwar noch vor Ort am Schalter fragen – in meinem Fall wäre das der Schalter in München gewesen, wie ich vermutete. Denn mein ICE fuhr an jenem Morgen bis nach München, ich stieg aber schon in Leipzig aus. Üblicherweise fahren Fundsachen bis zur Endstation mit oder werden möglicherweise auch erst bei der Reinigung an der Endstation gefunden.

Doch das musst du eigentlich gar nicht wissen. Denn deinen verlorenen Gegenstand suchst du idealerweise per Internet. Beim Fundservice der Bahn kannst du aus verschiedenen Rubriken deinen Gegenstand auswählen und ihn so detailliert wie möglich beschreiben. Essenziell ist auch, dass du hinterlegst, in welchem Zug du den Gegenstand wahrscheinlich verloren hast. So kann die Bahn die Fundsachen schneller den Verlustmeldungen zuordnen. Wichtig zu wissen: Die Bahn akzeptiert solche Meldungen online nur bei Gegenständen mit einem geschätzten Wert über 15 Euro.

Die Verlustmeldung wird direkt automatisch mit bereits hinterlegten Gegenständen abgeglichen. Aber leider hatte ich kein Glück. Doch es kann dauern, bis eine Fundsache abgegeben wurde oder im Fundbüro landet. Während es vor einigen Jahren bei meinem verlorenen Schlüsselbund nur 24 Stunden dauerte, bis ich erlöst wurde, blieben meine Kopfhörer verschollen. Die Tage vergingen, doch es kam keine Nachricht der Bahn.

Es dauerte lange

Wird der Gegenstand gefunden, landet er wie erwähnt zumeist zunächst in der Fundstelle des Bahnhofs, in dem der Zug endet. Es kann aber auch ein Bahnhof an der Strecke sein, wenn das Zugpersonal den Gegenstand mitnimmt und dort abgibt. Dort verbleibt er sechs bis sieben Tage. Wenn in diesem Zeitraum niemand den Gegenstand abholt, wandert er in das zentrale Fundbüro in Wuppertal. Dort wird er erneut geprüft und mit der Datenbank abgeglichen. In Wuppertal werden Fundsachen bis zu 70 Tage aufbewahrt. Danach werden sie versteigert oder anderweitig verwertet.

In meinem Fall kam die erlösende Nachricht etwa zehn Tage nach dem Verlust per E-Mail. Die Bahn glaubte, einen Gegenstand gefunden zu haben, der mir gehören könnte, hieß es. Ich möge mich bitte melden. Wo? In der Fundstelle München. Hier also erfolgt der Medienbruch: Ich muss entweder vor Ort vorstellig werden oder mindestens anrufen.

Immerhin: Am Telefon meldete sich kein Sprachcomputer, sondern ein wirklicher Mitarbeiter in der Fundstelle. Er hatte meinen Kopfhörer auch direkt griffbereit. Jetzt galt es, ihm zu beweisen, dass es auch wirklich meine Kopfhörer sind. Im konkreten Fall gelang das aufgrund weiterer Gegenstände, die sich im Case des Kopfhörers befanden.

Wie bekomme ich den Gegenstand zurück?

Ein DHL-Paket von der Bahn
Ein DHL-Paket von der Bahn

Ab dann stehen zwei Wege offen: persönliche Abholung in der Fundstelle oder im zentralen Fundbüro unter Vorlage des eigenen Ausweises oder eine Abholung samt Vollmacht durch jemanden, der sich vielleicht im Ort befindet.

Die Alternative ist der Versand per Post: Die Bahn bietet an, den Gegenstand gegen Gebühr zu verschicken. Der Versand aus der Fundstelle kostet 30 Euro, aus dem zentralen Fundbüro 35 Euro. Aber auch für die Abholung werden Gebühren fällig: 5 Euro in Bahnhof-Fundstellen, 15 Euro in Wuppertal. Beim Versand setzt die Bahn auf DHL und die Bezahlung per Nachnahme.

Was geschieht, wenn nichts geschieht

Wenn innerhalb der 70 Tage niemand den Gegenstand abholt und kein passender Verlusteintrag existiert, wird er versteigert. Die Erlöse aus den Versteigerungen werden drei Jahre lang zurückgehalten, falls der Eigentümer nachträglich Ansprüche geltend macht. Findet sich kein Eigentümer, behält die Bahn den Erlös zur Finanzierung des Fundservice. Nach der Fundmeldung der Bahn verkürzt sich die Frist bis zur Versteigerung allerdings: „Nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von drei Wochen wird der Gegenstand der Versteigerung zugeführt oder vernichtet, soweit kein Rückgabeanspruch geltend gemacht wurde.“

Die Rückgabe

Das Telefonat dauerte keine fünf Minuten, der Versand durch die Bahn erfolgte am Tag darauf, und vier Tage nach der Fundmeldung stand DHL vor meiner Tür. 30 Euro kostete mich das Paket. Inklusive Fundservice, Versand und Nachnahme. Neue Kopfhörer hätten 350 Euro gekostet. Ein fairer Deal, wie ich finde.

DB Fundservice: Eine beiliegende Postkarte
Schmunzeln beim Paketöffnen: Diese Karte liegt der Fundsache bei

Betrieben wird der Fundservice der Bahn übrigens von DB InfraGo. Das ist ein Tochterunternehmen der Bahn, das auch für das Schienennetz zuständig ist. Daher landen auch Fundsachen zahlreicher anderer Bahnunternehmen in diesem Fundbüro. Das sind vor allem die regionalen Bahnunternehmen aus dem Nahverkehr. Allerdings: Nicht alle Bahnunternehmen arbeiten mit der InfraGo beim Fundbüro zusammen. So betreibt die in Ostdeutschland weitverbreitete ODEG beispielsweise ihren eigenen Fundservice für alle Gegenstände, die in ihren Zügen gefunden werden. Und auch bei Flixtrain gibt es ein eigenes Fundbüro.

Bildquellen

  • Schmunzeln beim Paketöffnen: Diese Karte liegt der Fundsache bei: Thorsten Neuhetzki / inside digital
  • Ein Zug der ODEG – Ostdeutsche Eisenbahn: jonasreichard / pixabay
  • Ein Zug von Innen: Was passiert, wenn du etwas vergessen hast?: Sly / Pixabay

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