Wer an dieser Deko spart, riskiert sein Weihnachtsfest

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Festliche Beleuchtung gehört dazu, doch nicht jede Deko ist so harmlos, wie sie wirkt. Viele davon kann sich als regelrechter Brandherd entpuppen. Warum es gerade jetzt sinnvoll ist, genauer hinzuschauen, und welche Warnsignale wichtig sind, erfahrt ihr hier.
Wer an dieser Deko spart, riskiert sein Weihnachtsfest
Wer an dieser Deko spart, riskiert sein WeihnachtsfestBildquelle: KI-generiert

Alle Jahre wieder wird es in deutschen Wohnzimmern gemütlich – und laut Versicherern zugleich gefährlich. Denn während Kerzen, Kränze und Tannenbäume traditionell als Brandverursacher gelten, rücken inzwischen immer häufiger elektrische Dekoprodukte in den Fokus. Viele Haushalte greifen aus Preisgründen zu Lichterketten, Sternen oder Heizgeräten aus Billigshops wie Temu, Shein oder Aliexpress. Doch genau hier lauert ein Risiko, das viele unterschätzen: Hinter der funkelnden Optik verstecken sich oft gravierende Sicherheitsmängel.

Die Adventszeit ist brandgefährlich für viele Haushalte

Die Adventszeit ist für die Versicherer jedes Jahr Hochsaison – allerdings im negativen Sinne. Allein im Advent verzeichnen deutsche Versicherer rund 6.000 zusätzliche Brände, wie der GDV für 2024 ermittelte. Der Schadenmehraufwand liegt bei über 31 Millionen Euro. Kerzen sind das offensichtliche Risiko – aber auch billige elektrische Weihnachtsdeko kann wortwörtlich brandgefährlich werden. Und genau hier steckt ein Risiko, das viele unterschätzen – vor allem, wenn die Deko aus Billigshops wie Temu, Shein oder Aliexpress stammt.

Denn regelmäßig fallen hier zahlreiche elektronische Produkte in Stichprobentests radikal durch. Erst in diesem Jahr testete Stiftung Warentest 162 Produkte (Schmuck, Spielzeug und USB-Ladegeräte) von Temu und Shein. 110 davon, was rund zwei Dritteln entspricht, erfüllten die EU-Sicherheitsanforderungen dabei nicht. Ein Viertel stuften die Tester sogar als potenzial gefährlich ein. Ähnlich sieht das die Verbraucherzentale, die sich mit den Billigprodukte beschäftigt hat. Sie empfiehlt gezielt bei sicherheitsrevelanten Produkten wie Elektrik, Kinderspielzeug oder Werkzeug nicht zum No-Name-Import zu greifen. Dieser Beurteilung schließt sich ebenso der TÜV-Verband an. Viele der per Direktversand gelieferten Waren erfüllen die EU-Anforderungen nicht, insbesondere was Elektro-Artikel betrifft. Die EU-Marktanalyse teilt diese Auffassung: Auch hier wurde in einer groß angelegten Untersuchung festgestellt, dass jede dritte getestete Lichterkette akute Risiken wie Brand- oder Stromschlaggefahr auswies. Dabei wurden diese Mängel am häufigsten beanstandet:

  • zu dünne Leiterquerschnitte in den Kabeln
  • schlechte oder fehlende Zugentlastung (Stecker reißt Kabel frei, blanke Leiter werden zugänglich)
  • unzureichende Isolation und zu geringe Luft-/Kriechstrecken
  • schlechte Verarbeitung der Lampenfassungen, lockere Kontakte, Kurzschlussgefahr.

Zu einem ebenso alarmierenden Ergebnis kam auch eine Untersuchung des Bundes aus 2024. Hier wurde nicht die Brandgefahr untersucht, sondern vielmehr gefährliche Stoffe. Das Ergebnis fiel schockierend aus: Über die Hälfte der Produkte überschritt die gesetzlichen Grenzwerte für krebserregende und hormonell wirksame Chemikalien deutlich. Billigware ignoriert Normen und Verbote aus anderen Ländern leider häufig konsequent.

Warum elektrische Deko heute gefährlicher ist als früher

Elektrische Lichterketten sind heute zwar fast immer mit LEDs bestückt, die nicht mehr so heiß werden wie alte Glühbirnchen. Doch das eigentliche Risiko liegt selten im Licht selbst, sondern bei den Bauteilen davor: den Netzteilen, Adaptern, Steckern und Leitungen. Gerade bei extrem günstigen Produkten sparen Hersteller an genau den Stellen, die für die Sicherheit entscheidend sind.

Der TÜV fand in einer Untersuchung heraus, dass zwei Drittel aller geprüften Lichterketten erhebliche Sicherheitsmängel aufwiesen. Dazu gehören schlechte Isolierungen, überhitzende Netzteile oder sogar komplett fehlende Schutzmechanismen. Wenn du deine Weihnachtsbeleuchtung also einfach irgendwo online bestellst, nur weil sie einen Euro kostet – dann hast du im Zweifel eine potenzielle Brandquelle im Wohnzimmer stehen.

Der Weihnachtsbaum ist auch heute ein Zentrum der Festlichkeiten
Der Weihnachtsbaum ist auch heute ein Zentrum der Festlichkeiten – und eine unterschätzte Brandgefahr

Direktimporte aus Fernost: Warum Temu & Co. so oft durchfallen

Ein großer Teil der Probleme hat mit den Vertriebswegen zu tun. Bei Bestellungen über Temu, Shein oder Aliexpress wird die Ware meistens direkt aus China zu dir nach Hause geschickt – ohne europäischen Zwischenhändler. Das bedeutet: Niemand in der EU überprüft, ob das Produkt den hier geltenden Sicherheitsanforderungen entspricht.

Das CE-Zeichen, das eigentlich vom Hersteller freiwillig aufgebracht wird, ist häufig gefälscht oder wertlos. Und weil kein deutscher Händler als Importeur eingetragen ist, trägt niemand die Verantwortung. Du erhältst Produkte, die nicht den geringsten Sicherheitsstandard erfüllen müssen.

Typisch für diese Billigartikel sind extrem dünne Kabel, schlecht verlötete Kontakte, Netzteile ohne Übertemperaturabschaltung und Adapter, die bereits beim Einstecken wackeln. Viele dieser Produkte schaffen schon im Neuzustand kaum stabile 230 Volt, ohne heiß zu werden.

Worin das reale Brandrisiko besteht

Brände durch elektrische Deko entstehen aus mehreren Mechanismen. Einer der häufigsten tritt auf, wenn ein Netzteil überhitzt. Das passiert bei Billigware schnell, weil häufig Schutzmechanismen fehlen, die eigentlich Pflicht wären. Das Gehäuse kann sich verformen, schmelzen oder im schlimmsten Fall Feuer fangen.

Eine weitere häufige Ursache ist eine beschädigte Isolierung. Besonders dünne oder minderwertige Kabel können durchbiegen, brechen oder sogar im Weihnachtsbaum eingeklemmt werden. Wenn an der beschädigten Stelle Strom fließt, kann ein Funke genügen, um trockene Nadeln zu entzünden.

Hinzu kommt eine typische Fehlerkette: Viele Menschen hängen mehrere Lichterketten, Dekofiguren und Leuchtsterne an eine einzige Mehrfachsteckdose. Wenn dann noch ein Heizlüfter oder ein elektrischer Kamin dazukommt, ist die Überlastung vorprogrammiert. Wärmestau hinter Möbeln oder Vorhängen macht die Situation noch gefährlicher. Kurz gesagt: Die moderne Weihnachtsdeko lebt von kleinen, oft unscheinbaren Netzteilen, Adaptern und Leitungen. Und genau diese Komponenten sind es, die in der Masse der Fälle versagen.

Advent, Advent, der Tannenbaum brennt!
Advent, Advent, der Tannenbaum brennt!

Verschiedene Typen von Lichterketten – und warum die Unterschiede wichtig sind

Viele wissen gar nicht, dass es vier verschiedene Arten von elektrischen Lichterketten gibt – und dass sie sich sicherheitstechnisch massiv unterscheiden. Für ein Verständnis der Risiken ist das entscheidend. Denn während einige zumindest ein überschaubareres Risiko darstellen können, ist die Gefahr bei anderen Varianten deutlich höher.

1. 230-Volt-Lichterketten ohne Trafo – das höchste Risiko

Diese Ketten werden direkt an die Steckdose angeschlossen, ohne Schutz durch ein Zwischenmodul. Wenn die Isolierung spröde wird oder ein Kabel beschädigt ist, reicht ein kleiner Funken aus, um trockene Zweige oder Stoffe in Brand zu setzen. Wie der TÜV Rheinland festgestellt hat, besitzen sie häufig keine Spannungsregulierung. Wenn einige der elektrischen Kerzen bereits ausgebrannt sind, werden die anderen umso heißer. Besonders ältere Modelle mit Glühbirnchen sind problematisch, weil sie Temperaturen von über 200 Grad erreichen können. Dabei genügt bereits eine Temperatur von 175 Grad, um Zeitungspapier zum Schwelen zu bringen.

Auch moderne 230V-LED-Ketten bleiben riskanter als niedrigvoltige Varianten, weil sie mit voller Netzspannung arbeiten. Ein einziger Produktionsfehler, eine scharfe Kante im Gehäuse oder ein leichter Kabelbruch können hier deutlich schlimmer ausgehen als bei einem 24V-System. Insgesamt ist die Bilanz für Lichterketten beunruhigend. Wie der TÜV Rheinland in einer Stichprobe ermittelte, weisen rund zwei Drittel der überprüften Lichterketten erhebliche Sicherheitsmängel auf. Häufig beanstandete Schwachstellen waren dabei:

  • Lockere oder defekte Stromkabel
  • Verbrennungsgefahr, Brandgefahr
  • Schlechte Verarbeitung, Kurzschlussgefahr
  • Kein VDE- oder GS-Zeichen

2. Lichterketten mit Netzteil (z. B. 12V oder 24V)

Diese Modelle sind deutlich sicherer – vorausgesetzt, das Netzteil erfüllt die europäischen Standards. Doch gerade Billigware hat häufig Netzteile, die keine Temperatursicherung besitzen, schlecht verklebt sind oder bei Hitzeeinwirkung schmelzen. Ein kurzschließender Trafo kann dabei ebenfalls zum Brand führen. Du erkennst sichere Varianten an einer stabilen, schwer eindrückbaren Gehäuseschale, an klaren Leistungsangaben, einer vollständigen Herstelleranschrift und Prüfsiegeln wie TÜV, Intertek oder GS. Wenn ein Netzteil hingegen federleicht, wackelig oder billig verarbeitet wirkt, ist Vorsicht geboten.

3. USB-Lichterketten – vermeintlich sicher, aber oft unterschätzt

Viele USB-Lichterketten arbeiten mit nur 5 Volt. Das klingt sicher – und das ist es grundsätzlich auch. Das tatsächliche Risiko liegt aber im USB-Stecker, den du verwendest. Viele der Billig-Ladeadapter, die Temu & Co. beilegen, sind in Wahrheit reine Brandbeschleuniger: Sie besitzen oft keine Übertemperaturabschaltung, keinerlei Isolation zwischen Primär- und Sekundärstromkreis und werden schon bei geringer Belastung handwarm. Wenn du USB-Lichterketten nutzen möchtest, dann grundsätzlich nur mit hochwertigen USB-Netzteilen – zum Beispiel von Herstellern wie Anker, Samsung oder AVM.

4. Batterie-LED-Lichterketten: Das kleinste Risiko in der Praxis

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, sind einfache Batterie-LED-Lichterketten meist die entspannteste Wahl. Sie arbeiten komplett im Niedervoltbereich, hängen nicht am 230-Volt-Netz und bringen daher kaum genug elektrische Energie mit, um selbst bei einem Defekt ein Feuer zu verursachen. LEDs entwickeln wenig Hitze, und ein Kurzschluss in der kleinen Batteriekammer bleibt in der Regel folgenlos. Wichtig ist nur, dass Ihr auf saubere Verarbeitung der Batteriefächer achtet, die Kette nicht in feuchten Bereichen einsetzt und rechtzeitig die Batterien wechselt, damit nichts ausläuft. Für Kinderzimmer, trockene Tannenzweige oder Stellen, an denen der Stecker stören würde, sind Batterie-LED-Ketten daher die sicherste und flexibelste Variante. Doch auch sie solltest du bevorzugt wegen Gesundheitsrisiken (insbesondere der verwendeten Chemikalien) lieber nicht aus Fernost importieren.

Damit die Weihnachtsfreude ungetrübt bleibt sollte man auf billige Elektroartikel verzichten
Damit die Weihnachtsfreude ungetrübt bleibt sollte man auf billige Elektroartikel verzichten

Wie du sichere Produkte erkennst – und woran du Fälschungen sofort enttarnst

Wenn du elektrische Deko kaufst, solltest du dir immer als erstes das CE-Kennzeichen ansehen. Aber Vorsicht: Das bekannte „China-Export“-CE sieht fast identisch aus. Ein echtes CE hat größere Abstände zwischen den Buchstaben und eine definierte Geometrie.

Noch wichtiger als CE ist das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“). Es darf nur vergeben werden, wenn das komplette Produkt von einer unabhängigen Prüfstelle getestet wurde. Bei Temu und Aliexpress tauchen GS-Logos allerdings sehr häufig gefälscht auf.

Ein weiteres Warnsignal sind extrem dünne Leitungen. Weihnachtsdeko, die bei Berührung schon knistert oder sich gummiartig zieht, ist ein Ausschlusskriterium. Auch chemischer Geruch spricht dafür, dass im Kunststoff minderwertige, leicht entzündliche Weichmacher verwendet wurden. Ebenfalls kritisch: Produkte, die weder Herstelleradresse noch Modellnummer angeben. Solche Artikel würden in Europa keine 24 Stunden überleben.

Warum Versicherungen bei Schäden nicht zahlen – und wie du dich absicherst

Hausratversicherer müssen im Brandfall grundsätzlich zahlen. Doch es gibt einen entscheidenden Zusatz: Wenn grobe Fahrlässigkeit im Raum steht, können Leistungen gekürzt werden.

Grobe Fahrlässigkeit wäre zum Beispiel:

  • der Betrieb einer sichtbar beschädigten Lichterkette
  • das Verwenden eines Netzteils ohne CE/GS
  • eine Überlastung durch Mehrfachsteckdosen
  • das unbeaufsichtigte Betreiben von Billig-Deko über Nacht
  • Im schlimmsten Fall stehst du also nach einem Brand sogar ohne vollen Versicherungsschutz da.

Wie du dein Zuhause sicher durch die Weihnachtszeit bringst

Die gute Nachricht: Die meisten Risiken lassen sich mit einfachen Maßnahmen komplett vermeiden. Hochwertige Lichterketten sind heute bezahlbar und deutlich sicherer als die extrem billigen Alternativen aus Fernost. Wenn du auf geprüfte Netzteile, stabile Leitungen und klare Herstellerangaben achtest, reduzierst du das Brandrisiko erheblich.

Schalte elektrische Deko nachts aus, belaste Steckdosen nicht zu stark, stelle sie nie neben leicht entflammbare Materialien und prüfe deine Lichterketten jedes Jahr auf Schäden. Wenn du auf USB setzt, verwende ordentliche Netzteile. Wenn du ältere Glühbirnenketten besitzt, tausche sie lieber aus – sie sind ein echtes Risiko.

Am Ende geht es nicht nur um ein bisschen Stromverbrauch oder den Preis der Deko. Es geht darum, dein Zuhause sicher durch die Adventszeit zu bringen – und nicht ausgerechnet an Weihnachten vor einem verbrannten Wohnzimmer zu stehen, nur weil eine 5-Euro-Lichterkette überhitzt ist.

Bildquellen

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