Es kommt immer häufiger vor, dass ich mich über die Rücksichtslosigkeit meiner Mitmenschen wundere. Konkret geht es dabei um die Benutzung des Mobiltelefons, gemeinhin Handy oder Smartphone genannt.
Einst wurden die Dinger mal entwickelt, damit man auch unterwegs angerufen werden kann. Inzwischen sind es kleine Taschencomputer, mit denen du sogar per Video in Kontakt zu deinen Freunden und Verwandten in der ganzen Welt bleiben kannst. In den vergangenen Monaten sicherlich eine gute Sache. Doch warum in Dreiteufelsnamen muss ich an deinem Gespräch teilnehmen?
Gespräche für den ganzen Zug
Zwei Beispiele der vergangenen Tage: Ich möchte einfach nur mit dem Zug raus aus Berlin – eine Runde Fahrrad fahren. Workout vor den Toren Berlins. Auf dem Weg muss ich aber geschlagene 30 Minuten einem Telefonat zuhören. Unfreiwillig. Dass man einem Gesprächspartner zuhören muss, der über den aktuellen Arztbericht, den letzten Seitensprung oder die ach so vertraulichen Firmengeheimnisse spricht, daran hat man sich ja schon gewöhnt.
Aber dem Gegenüber dank eingeschaltetem Lautsprecher auch noch zuhören zu müssen, ist an Rücksichtslosigkeit kaum zu überbieten. Selbst wenn du den Lautsprecher aus vermeintlicher Rücksicht ganz leise machst: Die Dinger quäken dennoch in so unangenehmen Frequenzen, dass jeder in deinem Umfeld was davon hat. Ob dein Gesprächspartner weiß, dass ich jetzt weiß, was er gesagt hat?
Gefährlich: Videotelefonie unterwegs
Nicht nur rücksichtslos, sondern gefährlich wird es, wenn du mit deinem Blick auf dein Handy einfach auf die Straße latscht. Auch wenn du kein Auto hörst und lieber dem Videotelefonat lauscht: Fahrräder und E-Autos sind weitgehend geräuschlos. Wenn sich, so wie ich es gestern Abend erlebt habe, auch noch dein Kleinkind auf dem Tretroller darauf verlässt, dass du es sicher über die Straße lotst, bin ich ernsthaft für die Einführung eines Handy-Führerscheins.
Lustig finde ich auch immer wieder, wie sich die Generation Z immer wieder das Smartphone im 90-Grad-Winkel ans Ohr hält. Da kam wohl gerade wieder eine Sprachnachricht per WhatsApp. Die werden heute so schnell hin und her geschickt, dass man auch gleich telefonieren kann. Das geht übrigens bei jedem Smartphone sogar über eine „App“. Sie heißt Telefon. Und wenn man sich dabei den Hörer ans Ohr hält, statt einen Meter auf Abstand den Lautsprecher auf der lauten Straße anzuschalten, muss man übrigens auch nicht zurückrufen „Bitte was, ich hab dich gerade nicht verstanden, es ist so laut hier“.
Ein Tipp noch für alle, die es nicht schaffen, ihren Arm seitlich am Kopf zu halten. Es gibt eine Erfindung, die nennt sich Kopfhörer. Bitte nutzen sie – auch für die Musik in der S-Bahn. Vielen Dank!