Wer in eine PV-Anlage investiert, kalkuliert in seine Planung nicht nur die eigene Stromersparnis ein, sondern auch die Einspeisevergütung, die sie einbringen soll. Über 20 Jahre leistet die Einspeisevergütung einen guten Anteil daran, die PV-Anlage rentabler für Besitzer zu gestalten. Doch gerade hier zeigen sich immer häufiger Schwierigkeiten. Teilweise müssen PV-Besitzer monatelang auf die ihnen zustehende Einspeisevergütung warten. Verbraucherschützer mahnen: Auch Fälle, in denen ein Jahr darauf gewartet wird, sind heute keine Seltenheit mehr.
Lange Wartezeiten sind bei Auszahlungen an PV-Besitzer keine Ausnahme mehr
Eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa wertete Angaben von Verbraucherschützern und Netzbetreibern aus mehreren Bundesländern aus. In ihrem Fokus stand die aktuelle Lage rund um die Auszahlung der Einspeisevergütung für Solaranlagen. Die Tendenz ist dabei beunruhigend. „Über ein Jahr Verzögerung ist keine Seltenheit. Die Leute kommen nicht an ihr Geld“, sagte etwa Energieexpertin Claudia Kreft von der Verbraucherzentrale Thüringen. Eine solch lange Verzögerung für die Auszahlung von Geldern sollte nicht auftreten – oder eine bittere Einzelfall-Ausnahme sein. Stattdessen zeigt die Realität ein anderes Bild.
Doch wie kann es sein, dass die Wartezeiten für die Auszahlungen der Einspeisevergütungen immer mehr zunehmen? Als Begründung führen Netzbetreiber die hohe Anzahl an neuen Anlagen in den vergangenen Jahren an. Doch auch technische Probleme werden häufiger als Ursache für das Dilemma genannt. Wie eine Sprecherin der Bundesnetzagentur erklärt, funktioniere in den allermeisten Fällen die Auszahlung gut und reibungslos. Es kommt jedoch teilweise zu Verzögerungen. Die Bundesnetzagentur befindet sich im Austausch mit den Netzbetreibern, bei denen sich Probleme häufen.
Abschlagszahlungen müssten monatlich bis zum 15. erfolgen
Als Betreiber einer Solaranlage sollte man bis zum 15. jedes Monats eine Abschlagszahlung auf die Einspeisevergütung erhalten, so die Bundesnetzagentur. Theoretisch stünden bei einem Verzug des Netzbetreibers PV-Betreibern sogar Verzugszinsen zu. Kommt es zu Verzögerungen, sind jedoch zugleich die Netzbetreiber die erste Anlaufstelle für Beschwerden. In einem Streitfall und bei langen Wartezeiten können PV‑Besitzer ihre Ansprüche auch gerichtlich durchsetzen.
Die Einspeisevergütung fließt in diesen Bundesländern besonders spät
Mit besonders langen Wartezeiten müssen vor allem Menschen in Rheinland-Pfalz rechnen. Hier verzeichnen Verbraucherschützer einen starken Anstieg der Beschwerden. Doch Rheinland-Pfalz ist keineswegs das einzige Bundesland, in dem sich Menschen nach Problemen an die Verbraucherschützer wenden. Auch in Thüringen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hessen oder dem Saarland berichten die Verbraucherzentralen von Beschwerden. Dabei gibt es nicht einen einzelnen Netzbetreiber, der strauchelt. Vielmehr sind viele von ihnen betroffen. In einigen Fällen sollen IT-Umstellungen mit Schuld an den Verzögerungen sein.
So etwa im Falle der Westnetz GmbH – in der Zwischenzeit wurde ein Aufsichtsverfahren gegen den Netzbetreiber eröffnet. Dabei handelt es sich bei Westnetz um eine Tochtergesellschaft von Westenergie und damit um einen Teil des E.ON-Konzerns. Mit rund 175.000 Kilometern ist Westnetz zugleich der größte Verteilnetzbetreiber in Deutschland, dessen Gebiete Teile von Rheinland-Pfalz, Niedersachsen sowie Nordrhein-Westfalen umfassen. In Sachsen und Sachsen-Anhalt ist vorrangig der Netzbetreiber Mitnetz von IT-Umstellungsproblemen betroffen. Die meisten der dortigen Verzögerungsfälle sollen in den kommenden Monaten abgearbeitet sein, sowie die Vergütung rückwirkend gezahlt werden.