Unbestellte Päckchen und Post im Briefkasten sind selten ein Grund zur Freude. Erst recht, wenn sie so massenhaft auftreten, dass die Behörden Alarm schlagen. Seit Jahresbeginn wurden am Frankfurter Flughafen zehntausende Sendungen aus dem Verkehr gezogen – alle mit einem auffälligen, unscheinbaren Inhalt. Und jeder hierzulande kann heute oder morgen ebenfalls eine solche Sendung im Briefkasten haben.
Überraschungs-Post aus Fernost
Die Masche ist so simpel wie dreist: Absender in China tarnen ihre Post als Grußkarte, deklarieren sie als Schmuck oder Dekoartikel, um durch die Zollkontrollen zu schlüpfen. Rund 65.000 solcher Briefe gingen allein bis Juni dieses Jahres wieder zurück an den Absender. Wie viele dem Zoll durchgerutscht sind, ist fraglich. Drin steckt: Saatgut. Kleine Tütchen, oft unbestellt. „Im ersten Moment mag das harmlos wirken. Man denkt vielleicht an eine Gratisprobe für den Garten“, sagt Bernhard C. Schäfer vom Julius-Kühn-Institut. Aber genau davor warnen er und die Pflanzenschutzdienste des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Denn wer die Samen einfach in die Erde streut, kann sich ungebetene Gäste ins Beet holen: invasive Arten, Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge. Deshalb die klare Ansage: nicht aussäen, nicht in die Biotonne, sondern ab in den Hausmüll.
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Warum aber betreiben die Chinesen diesen Aufwand per Post? Wollen sie unsere Landwirtschaft zerstören? Die Erklärung ist eher banal als finster: Es geht wohl um sogenanntes Brushing. Händler schicken willkürlich Kleinsendungen an fremde Adressen, um fingierte Bestellungen nachweisen und damit ihre Bewertungen auf Onlineplattformen ankurbeln zu können. Der Preis für den Fake: ein reales Risiko für hiesige Ökosysteme. Genau deshalb wurde das Thema schon 2020 auf EU-Ebene diskutiert – und auch diesmal wieder nach China adressiert.
Was soll das denn?
Ein weiteres mögliches Szenario sei, dass Eintrittspunkte in die EU getestet würden, erklärt Ökotest. Um Stellen zu finden, an denen nicht einfuhrfähige Sendungen leichter durchkämen, heißt es vom Regierungspräsidium. Vermutlich, um später zollfrei Waren per Post importieren zu können. Nach Angaben der deutschen Behörden sind auch in anderen EU-Ländern ähnliche Fälle bekannt.
