Sommer-Schock: Darum wollen jetzt alle eine Klimaanlage

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Die Hitzewelle hat Deutschland in diesem Jahr ordentlich schwitzen lassen. Zugleich sorgen Vorhersagen für heißere Sommer in den kommenden Jahren für Aufsehen. Die sonst eher selten gesehene Klimaanlage gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung.
Mobile Klimaanlage von DeLonghi in einem Wohnzimmer.

Die mobile Klimaanlage von De'Longhi kühlt Räume bis zu 100 Kubikmeter herunter.

Erst im Juli sorgte „Heute-Journal“-Moderator Christian Sievers bei Anmoderation der Sendung für Aufsehen. „Oder wie Forscher sagen: ‚Es kann sein, dass dies der kälteste Sommer ist – für den Rest unseres Lebens.´“ Worte, die Eindruck hinterlassen, wenn man bedenkt, dass auch dieser Sommer bereits mit extremen Temperaturen für Deutschland verbunden war. Auch wenn es noch immer viel Kritik an den vermeintlich schlimmer werdenden Sommern gibt, bleibt die Tendenz davon unbeirrt. Die Temperaturen im Sommer werden auch hierzulande immer häufiger in Extreme verfallen. Und so entdecken auch in Deutschland immer mehr Menschen die Notwendigkeit einer Klimaanlage, um die Hitzewellen zu überstehen.

Doppelte Produktion von Klimaanlagen im vergangenen Jahr

Allein 2024 haben wir in Deutschland mit 317.000 Klimaanlagen rund doppelt so viele Geräte hergestellt wie noch 2023, so belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Zugleich importierten die Deutschen im selben Jahr Klimaanlagen im Wert von knapp einer Milliarde Euro nach Deutschland. Die Zeiten, in denen es eine Ausnahme war, dass eine Klimaanlage hierzulande zum Einsatz kommt, liegen hinter uns. Vor allem asiatische Hersteller wie Daikin profitieren vom wachsenden Interesse an der Temperaturregulation im Land. Allerdings bleiben auch lokale Hersteller nicht untätig.

So hatte Bosch etwa das Klimaanlagengeschäft von Johnson Controls Hitachi aufgekauft, um das eigene Angebot zu erweitern. Der Hersteller rechnet damit, dass allein bis 2030 die Nachfrage nach Klimaanlagen weltweit um 20 Prozent steigen wird. 2024 besaßen nur rund 19 Prozent aller Haushalte in Deutschland eine Klimaanlage. In den USA hingegen lag der Anteil 2020 schon bei rund 90 Prozent. Die Zeiten, in denen wir uns auf dem gemäßigten Klima in Deutschland ausruhen und die Sommertemperaturen schlichtweg genießen konnten, liegen augenscheinlich hinter uns.

Doch um fair zu sein: Nicht sämtliche steigende Nachfrage geht dabei allein auf den Klimawandel zurück. Auch wenn die hohen Temperaturen das allgemeine Interesse an Kühlgeräten steigern, gibt es weitere Faktoren, die die Entwicklung hierzulande begünstigen. Zum einen arbeiten seit der Corona-Pandemie wesentlich mehr Menschen im Homeoffice als zuvor, wodurch die Anschaffung von Klimaanlagen für die eigenen vier Wände attraktiver wird. Die wesentlich größeren Treiber dürften jedoch die Unternehmen sein, die immer größeren Bedarf an Kühlung aufweisen. Insbesondere für Serverräume, IT-Systeme oder Logistikflächen fällt ein hoher Bedarf an künstlicher Kühlung an. Steigen die Temperaturen in den kommenden Sommern weiter, so wird auch der Kühlbedarf hier höher ausfallen.

Öffentliche Gebäude sind nicht auf heiße Sommer eingestellt

Leider könnten sich gerade öffentliche Gebäude, in denen die Klimatisierung besonders benötigt wird, als Stolpersteine der kommenden Hitzewellen erweisen. Sowohl Krankenhäuser als auch Altenheime setzen bisher selten auf Klimaanlagen. Das liegt vor allem an den hohen Kosten, die für die Strommengen anfallen, die die Anlagen verschlingen. Im Gegensatz zu Büros gibt es dort keine „hitzefrei“-Regelung, die einen anderen Bedarf geschaffen hätte. Dabei sind jedoch gerade die älteren Menschen oder genesende Menschen nach Operationen besonders anfällig für die Hitze. Hier dürfte in den kommenden Jahren somit einiger Aufwand an Nachrüstung notwendig sein.

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