Schon im Juni: Messenger-Dienst zieht den Stecker

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Schon am 26. Juni ist Schluss und ein wahrer Internet-Dino verschwindet. Wer in den 1990er Jahren über das Internet kommunizierte, kam an ICQ quasi nicht vorbei. Aber jetzt ist Schluss. Der Betreiber zieht den Stecker.
Messenger-Dienst schaltet ab: ICQ macht dicht
Messenger-Dienst schaltet ab: ICQ macht dichtBildquelle: Shutterstock / Tero Vesalainen

1996 von der israelischen Firma Mirabilis gestartet, entpuppte sich ICQ in den 1990er Jahren, als das Internet in den Kinderschuhen steckte, zu einem der wichtigsten Kommunikationsmittel. SMS waren teuer, Handys auch noch nicht so verbreitet wie heute und E-Mails für kurze Nachrichten zu aufwendig. Da kam ICQ gerade recht, konntest du doch jederzeit Bilder und Texte schicken, die dein Gegenüber empfing, wenn er das nächste Mal online ging. Denn damals wählte man sich noch minuten- oder stundenweise per Modem oder ISDN ins Internet ein, DSL hatte noch keine Relevanz. Bekannt ist ICQ auch durch den Jingle, den das ICQ-Programm von sich gab, wenn dich eine Nachricht erreichte. Es machte dich durch Blinken und ein als „ohoh“ wahrgenommenes Geräusch darauf aufmerksam, dass dich jemand angeschrieben hat.

ICQ hat den Anschluss an die Zeit verpasst

Kurz nach dem Start von ICQ kaufte AOL den Dienst, seit mehr als 15 Jahren wird er von russischen Firmen betrieben. Jetzt aber verkündet der russische Betreiber, der auch den Facebook-Klon VK betreibt, auf der ICQ-Webseite das Aus. Eine Begründung gibt es nicht, man verweist als Alternative auf den VK Messenger. Dieser hat in Deutschland aber so viel Bedeutung, wie ICQ ihn in der Praxis noch hat: so gut wie keine.

Denn mit dem Aufkommen anderer Plattformen und Smartphone-Apps wie WhatsApp nahm die Bedeutung von ICQ in Deutschland immer mehr ab. Wer heute noch ICQ nutzt, dürfte das eher aus nostalgischen Gründen tun. Die Funktionsweise des Dienstes wurde jedenfalls seit Jahren nicht mehr erweitert, Apps für die Nutzung auf dem Smartphone verschwanden aus dem App-Store. Der Dienst hat schlichtweg den Anschluss an die Zeit verloren. Insofern dürfte die Zahl jener Nutzer, die das „oh oh“ am 26. Juni vermissen werden, überschaubar sein. Da der Dienst bis heute auf ein proprietäres Protokoll aufsetzt, wird es auch keine Rettung für die Daten und deine alte ICQ-Nummer geben.

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