Bei batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen kommt der zugrunde liegenden Plattform eine noch größere Bedeutung zu als bei konventionell angetriebenen Autos. Sie ist nicht nur für den Einsatz einer Vielzahl von Baugruppen vorbereitet, die eine Entwicklung verschiedener Typen auf einem Konzept erlauben. Sie ist auch auf die möglichen Akkus abgestimmt, die bei einem Elektroauto als eine der wichtigsten – und teuersten – Komponenten gelten.
Renault scheint jedoch bei der Entwicklung dieser Fahrzeugplattformen auf Schwierigkeiten zu stoßen. Kommende Modelle, die zunächst auf den Märkten in Afrika, Südostasien sowie Latein- und Südamerika angeboten werden sollen, basieren nicht auf der Technologie des französischen Herstellers. Vielmehr soll die Plattform vom chinesischen Konkurrenten Geely stammen.
Neueste Plattform von Geely
Dabei soll es sich laut Informationen von Car News China um die neue GEA-Plattform handeln. Das wäre die aktuellste Entwicklung des chinesischen Herstellers. Bisher kommt sie lediglich beim kürzlich vorgestellten Geely Xingyuan sowie beim Galaxy A7 und E5 zum Einsatz. Zuvor setzte Geely vorrangig auf die CMA-Architektur. Und das nicht nur bei den eigenen Modellen, sondern auch bei weiteren Marken des Konzerns. Dazu zählen unter anderem Volvo, Polestar und Smart.
Die auf der GEA-Plattform basierenden Elektromodelle von Renault werden denen der Geely-Marken folgen. Es soll sich um SUV-artige Fahrzeuge handeln, die sowohl mit einem reinen Elektro- oder aber einem Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV) bestückt werden können. Den Informationen zufolge wird der französische Konzern bei diesen jedoch kaum mehr als die Karosserie und das Interieur beisteuern. Die wichtigen Komponenten, einschließlich des Chassis, kommen dagegen aus China. Auf diese Weise sollen nicht nur der Entwicklungsaufwand reduziert, sondern auch die Zyklen selbst verkürzt werden.
Renault nimmt sich Stellantis zum Vorbild
Mit diesem Schritt wird nicht nur die bereits seit 2021 bestehende Kooperation ausgebaut. Ursprünglich sollte die Hybridversion des Renault-SUV Koleos in einer südkoreanischen Fabrik produziert werden, wobei die Technik dafür vom chinesischen Hersteller stammte. Nun wird die Zusammenarbeit offenbar vertieft. Geely soll für die Fertigung eigener Modelle nicht nur die Produktionsstandorte von Renault in Brasilien nutzen, sondern auch von der starken Präsenz der Marke Renault sowie dem großen Händlernetz in den Zielmärkten profitieren.
Ein ähnliches Modell der Arbeitsteilung zeigt sich bereits bei der Stellantis-Gruppe und dem aus China stammenden Hersteller Leapmotor. Auch hier werden Modelle, die für den Markt in Europa vorgesehen sind, in den Werken des Konzerns produziert, zu dem unter anderem Chrysler, Citroën, Fiat und Peugeot gehören. Ebenso werden die bislang zwei Leapmotor-Fahrzeuge – der Kleinwagen T03 und das kompakte E-SUV B10 – über das Netz der Händler von Stellantis vertrieben.
Verlieren die Hersteller ihr Gesicht?
Renault sucht bereits seit Längerem nach einer Möglichkeit, um sich insbesondere im E-Auto-Bereich besser zu positionieren. Derzeit arbeitet man bereits intensiv mit Nissan zusammen. Der elektrische Micra der Japaner basiert letztlich auf dem Konzept des neu (und ausschließlich elektrisch aufgelegten) Renault R5.
Wenn die Unterscheidbarkeit der einzelnen Modelle jedoch nur noch am Äußeren festgemacht werden kann, bleibt allerdings abzuwarten wie sich das Verhalten der Käufer entwickelt. Die intensiven Kooperationen können dazu führen, dass Hersteller nur noch als Design-Lieferanten für schlichte Allerweltsware gesehen werden. Die eigenen Fähigkeiten verlören an Bedeutung.