Es klingt verrückt und sicherlich nicht nach einem Trend, den man für Strompreise in dieser Form erwartet hätte. Doch nach einer Analyse von BloombergNEF könnte Deutschland eine kuriose Preisentwicklung für Strom bevorstehen. Während er mittelfristig dank Wind- und Solarenergie im Preis sinken soll, droht bald darauf ein böses Erwachen. Denn im Anschluss dürfte sich der Strompreis verdoppeln.
Diese Entwicklung sieht BloombergNEF für deutsche Strompreise voraus
Bei all den vielen Anpassungen, denen unser Stromnetz in den letzten Jahren ausgesetzt war, dürfte es niemanden verwundern, dass uns weitere Änderungen bevorstehen. Die meisten Prognosen rechneten jedoch mit einem dauerhaft steigenden Strompreis, insbesondere durch die Netzausbaukosten und den Zubau von weiteren Gaskraftwerken bedingt. Die Analyse von BloombergNEF zeichnet jedoch ein anderes Bild. Schon heute treiben vor allem die hohen Gaspreise den Strompreis nach oben. Im Vergleich zu 2024 lagen sie 30 Prozent höher, wodurch der durchschnittliche Strompreis in diesem Jahr auf 85 Euro pro Megawatt (MWh) anstieg. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 80 Euro pro MWh.
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In den nächsten zehn Jahren rechnen die Analysten jedoch damit, dass sich eine deutliche Entlastung in den deutschen Stromkosten abzeichnen dürfte. Bis 2035 könnte der Börsenstrompreis auf rund 47 Euro pro MWh fallen. Grund dafür sind die erneuerbaren Energien, die immer mehr der fossilen und teureren Energieträger wie Kohle und Gas verdrängen. Sie liefern immer mehr Strom zu vergleichsweisen geringeren Kosten. Der Anteil der Onshore-Windenergie soll in den kommenden Jahren verstärkt wachsen, von 27 Prozent auf 45 Prozent. Gleichzeitig sollen Offshore-Windkraftanlagen auf Hoher See an Bedeutung gewinnen und Versorgungslücken ausgleichen.
Dazu erlebt die Speicherindustrie derzeit ein regelrechtes Aufblühen, bei dem die Speicherkapazität zunehmend günstiger und attraktiver wird. Dieser Vorteil dürfte die derzeitigen Nachteile bei der Verwendung der erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren verstärkt ausgleichen. Kurzum: Schwankungen in der Versorgung werden seltener und ein Teil der bisherigen Abregelungen und den damit verbundenen Entschädigungszahlungen könnte ebenso entfallen. Doch wer nun hofft, dass der Strommarkt ab 2035 eine Kehrtwende erlebt, dürfte bitter enttäuscht werden. Denn BloombergNEF hat die Prognose noch weiter in die Zukunft gewagt.
Strompreis bis 2050 doppelt so teuer
Denn während der Strompreis bis 2035 voraussichtlich kontinuierlich fällt, kehrt sich dieser Trend im Anschluss um. Die Großhandelspreise sollen voraussichtlich bis 2050 auf rund 92 Euro pro MWh steigen. Sie würden sich nach einer Preisentspannung also verdoppeln, was etwa einem jährlichen Anstieg von 3,3 Prozent entspricht. Zugegeben – vergleichen mit den heute gültigen Preisen wäre der Sprung keineswegs so hoch. Es wären lediglich 7 Euro pro MWh mehr als im Durchschnitt in diesem Jahr völlig wären. Für diese Umkehr sehen die Analysten vor allem eine steigende Stromnachfrage verantwortlich. Zunehmende Rechenzentren, Elektrofahrzeuge und höhere Kosten für Gas und CO₂-Zertifikate würden zu Preistreiber werden. Denn der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromnetz werde die Marke von 84 Prozent nicht überschreiten. Das teure Gas soll somit noch für Jahrzehnte eine Rolle in der Stromversorgung spielen. Deutschlands Börsenstrompreise geraten in eine Achterbahnfahrt“, so heißt es in der Bloomberg-Analyse.