Das US-Unternehmen Liberty Global kennt man in Deutschland noch aus der Zeit von Unitymedia. Nachdem Liberty das Kabelnetz an Vodafone verkauft hatte, zog man sich aus Deutschland zurück – um im vergangenen Jahr als Glasfaser-Anbieter zurückzukommen. Mit der Marke Hello Fiber wollte Liberty Networks in Deutschland eigene Glasfaser-Netze aufbauen und Haushalte online bringen. Doch nun zieht man die Reißleine. Der Ausbau ist gestoppt, das Unternehmen soll in die Insolvenz geschickt werden. Für die betroffenen Haushalte bedeutet das, dass sie auf einen Glasfaseranschluss verzichten müssen.
Der Ausbau war gleich in mehreren Regionen geplant. So hätte man vor allem in Süddeutschland in der Region Esslingen die Orte Beuren, Frickenhausen, Großbettlingen, Grafenberg und Kohlberg ausbauen wollen. Auch für Feldafing und Tutzing gab es Bestrebungen – genauso wie in der Region Rems – Murr in Althüttem, Berglen und Rudersberg. Von einem Ausbau in Burkhardtsdorf und Thalheim im Erzgebirge hatte man sich bereits verabschiedet.
Mehrere zehntausend Haushalte hätten ihre Leitung bekommen sollen und mit 1 Gbit/s Down- und 500 Mbit/s Upstream für 70 Euro im Internet surfen sollen. Der Anschluss wäre im Zuge des Ausbaus zusammen mit einem Tarif kostenlos gewesen.
Das sind die Gründe für das Glasfaser-Aus
Wie der Chef von Hello Fiber Christian Böing gegenüber dem englischsprachigen Magazin Broadband TV News sagte, habe man sich aufgrund der veränderten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu dem Rückzug entschlossen. Damit spielt er auf das gestiegene Zinsniveau und die hohe Inflation an. Auch die Kosten für den Ausbau seien durch die knappen Baukapazitäten gestiegen. Diese Klagen hört man auch von anderen Anbietern in den vergangenen Monaten immer wieder. Hello Fiber habe bisher nur vorläufige Investitionen getätigt, jetzt sei die letzte Möglichkeit für den Stopp-Knopf gewesen. Kurios: Noch Ende des vergangenen Jahres berichteten Lokalmedien der betroffenen Orte unter Berufung auf das Unternehmen, dass in diesem Sommer die ersten Kunden über die neuen Leitungen online gehen werden.
Abzuwarten gilt nun, wie sich die generelle wirtschaftliche Lage auf andere Glasfaser-Anbieter auswirkt. Der Ausbau der Leitungen ist enorm teuer, da jedes Haus in Deutschland mittels Bagger oder anderen Tiefbaumaßnahmen mit der neuen Leitung versorgt werden muss. Aufgrund des massiven Ausbaus von Glasfaserleitungen in Deutschland sind die Preise für diese Bauleistungen enorm gestiegen. Alleine die Telekom will in den kommenden Jahren jährlich mindestens zwei Millionen Haushalte neu versorgen.