Die Autoindustrie befindet sich weltweit im Umbruch. Die wachsenden Marktanteile batterieelektrisch angetriebener Fahrzeuge spülen neue Marken wie BYD oder Tesla nach oben. Einstige Größen der Branche drohen dagegen den Anschluss zu verlieren, weil ihre eigentlichen Kompetenzen – die Entwicklung von Verbrennern – an Bedeutung verlieren. Denn der Elektromotor ist technisch längst nicht so komplex. Stattdessen gewinnen neue Komponenten an Bedeutung. Neben dem Energiespeicher gilt das insbesondere für die Software.
Hersteller und Zulieferer setzen auf gemeinsames Ökosystem
An dieser Stelle soll eine unternehmensübergreifende Kooperation für Verbesserungen sorgen. Im Rahmen des 29. Automobil-Elektronik-Kongresses (AEK) haben elf deutsche Fahrzeughersteller und deren Zulieferer eine Absichtserklärung zur Entwicklung einer gemeinsamen Softwareplattform für Elektroautos unterzeichnet. Darunter befinden sich Größen der Branche wie BMW, Mercedes und Porsche sowie Continental und ZF Friedrichshafen.
Ziel ist demnach die Entwicklung eines Ökosystems, bei dem es weniger darum geht, sich auf einheitliche Standards und Spezifikationen zu einigen. Vielmehr sollen – dem Ansatz des Code First folgend – bereits lauffähige Softwarebestandteile zur Verfügung gestellt bzw. gemeinsam entwickelt werden. Diese können von den jeweiligen Nutzern schließlich zu eigenen, auf den Bedarf des jeweiligen Unternehmens angepassten Distributionen kombiniert werden. Die für das Gewährleisten der Sicherheit der einzelnen Entwicklungen nötigen Zertifizierungen wurden bereits in dem jeweiligen Prozess selbst verankert.
Bereits ab kommendem Jahr Basis für Serienentwicklung
Anders ließen sich die durchaus ambitionierten Ziele kaum erreichen. Bereits im Laufe des kommenden Jahres wollen die Mitglieder der Initiative eine Plattform für Anwendungen im Bereich des autonomen Fahrens entwickelt haben, die für die Serienentwicklung genutzt werden kann.
Die dazu nötige Entwicklungsumgebung ist unabhängig von den am Projekt beteiligten Unternehmen. Sie wird von der Eclipse Foundation übernommen, sodass das Ökosystem im Prinzip auch anderen Unternehmen aus Europa und darüber hinaus offensteht. Dabei vertraut man auf das Open-Source-Prinzip, bei dem der Austausch ein zentrales Element ist. Zudem lässt sich auf diesem Weg bereits im Vorhinein einem Verdacht hinsichtlich illegaler Absprachen durch die Wettbewerbshüter des Kartellamts begegnen.
Software für Autos schneller und günstiger entwickeln
Von dem neuen Ökosystem erhoffen sich die beteiligten Hersteller eine schnellere und kostengünstigere Softwareentwicklung, weil nicht mehr jede einzelne Komponente selbstständig entwickelt werden muss. Gerade Volkswagen musste an dieser Stelle viel Lehrgeld zahlen.
Mit Cariad hatte der Konzern eine eigene Sparte für die Erstellung der in seinen Autos benötigten Software mit mehreren tausend Angestellten eingerichtet. Die Ergebnisse blieben jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Schließlich suchte VW die Kooperation mit den Start-ups Rivian und Stout Motor, die in den USA beheimatet sind. Deren Software soll auch in den kommenden Modellen von Volkswagen zum Einsatz kommen.
