Als Toyota Mitte der 90er-Jahre den RAV4 auf die Straße brachte, hat der japanische Autobauer vermutlich nicht geahnt, dass der SUV später eine der beliebtesten Fahrzeugklassen der Deutschen sein würde. Der RAV4 gilt für viele als Geburtsstunde des Sportgeländewagens – also eines Geländewagens, der eher in der Stadt zu Hause ist, denn im Gelände. Heute polarisiert der SUV wie kein anderes Modell. Er gilt als überteuertes Statussymbol, mit dem Besserverdiener gerne auch auf dem Schulweg prahlen, wenn sie ihre Kinder zur Schule kutschieren. Und dabei oft rücksichtslos und stets zu schnell unterwegs sind. Auch wenn viele dieser Vorurteile widerlegt werden können, lässt sich eine Sache nicht von der Hand weisen.
SUV-Fahrer sehen schlechter
Die zunehmende Beliebtheit größerer Fahrzeuge wie Pickups oder SUVs ist ein möglicher Faktor für steigende Todesfälle von Fußgängern. Das zeigt eine Studie der US-amerikanischen Non-Profit-Organisation „Insurance Institute for Highway Safety“. Demnach verursachen SUV-Fahrer insbesondere beim Abbiegen mehr Unfälle mit Fußgängern als Fahrer anderer Fahrzeugklassen. Der Grund dürften die breiteren Säulen sein, die die Dächer der Geländelimousinen halten. Sie erschweren es den Fahrern, Fußgänger zu erkennen. Vorwiegend die A-Säule soll den toten Winkel zwischen Windschutzscheibe und Fahrgastraum vergrößern. Doch um das letztlich mit 100-prozentiger Sicherheit sagen zu können, sind den Autoren der Studie zufolge weitere Untersuchungen notwendig.
→ Alle SUV- und Tesla-Fahrer haben ein Problem und wissen es oft nicht
Wie Statistiken zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein SUV-Fahrer beim Linksabbiegen mit einem Fußgänger kollidiert, 23 Prozent höher als mit Fahrzeugen anderer Klassen. Zudem ergab die Studie, dass der SUV mehr als doppelt so oft (61 Prozent) wie andere Autos in Unfälle verwickelt war, bei denen Fußgänger am Straßenrand standen und auch abseits von Kreuzungen standen oder gingen.
So sollen Straßen wieder sicherer werden
Wie Zahlen der US-Regierung belegen, wurden im Jahr 2020 in den USA 6.519 Fußgänger im Straßenverkehr getötet. Das sind 59 Prozent mehr als 2009 und 4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum ist der Absatz von SUVs und Pickups sprunghaft angestiegen. War 2009 nur jeder zweite neue Wagen ein Pickup, SUV oder Van, machten diese Fahrzeugklassen im vergangenen Jahr drei Viertel aller Neuzulassungen aus.
→ Führerschein: Anwälte raten, gegen dieses Gesetz zu verstoßen
SUVs bringen deutlich mehr Gewicht auf die Waage als andere Fahrzeugklassen. Damit Fahrzeuginsassen auch beim Überschlag geschützt sind, müssen breitere A-Säulen her. Doch nicht sie allein sorgen dafür, dass die Unfallgefahr und Kollision mit Fußgängern steigen. Auch die hohen Motorhauben behindern die Sicht des Fahrers auf Fußgänger. Während zweiteres sich bei einem SUV nur schwer verhindern lässt, könnten A-Säulen schmaler werden, wenn Hersteller andere Metalle verwenden würden. Zudem haben die meisten Autobauer versprochen, bis September dieses Jahres fast alle neuen Modelle mit automatischen Notbremssystemen auszustatten, die Unfälle mit Fußgängern verhindern sollen.