Elektroautos haben ein großes Problem. Sie sind schlichtweg zu teuer. Das E-Auto ist nur was für Reiche. Das beginnt bereits beim Kauf. Trotz vieler Finanzspritzen ist die Anschaffung eines Stromers für die meisten Autofahrer nicht drin. Und der Gebrauchtwagenmarkt spuckt bislang allenfalls halbwegs günstige Kleinwagen aus, etwa den aussortierten Renault Zoe. Ein gebrauchtes E-Auto, das 100 Kilometer weit kommt und noch immer 8.000 Euro kostet? Da greifen viele lieber zu gebrauchten Verbrennern. Auch dem ADAC sind die E-Auto-Preise ein Dorn im Auge. Mehr noch.
Volks-E-Auto von Volkswagen? Bisher Fehlanzeige
„Es ist schwierig, dass Autohersteller überwiegend mit großen elektrischen Fahrzeugen in den Markt gehen, die sehr teuer sind“, sagt ADAC-Präsident Christian Reinicke im Interview mit der Augsburger Allgemeinen. „Inzwischen kommen bezahlbare Elektroautos aus China und nicht so sehr aus Deutschland.“ Und dann bringt der 58-Jährige ein Beispiel: „Der Autovermieter Sixt will über die kommenden Jahre 100.000 chinesische Elektroautos der Marke BYD kaufen. Das ist beunruhigend für den Standort Deutschland.“ Der ADAC-Chef fordert die deutschen Autobauer deshalb dazu auf, bezahlbare E-Autos zu bauen. „Wir brauchen Elektro-Volkswagen„, lautet deshalb sein Appell an VW und Co. Denn: „E-Mobilität darf nicht wohlhabenden Eigenheimbesitzern mit einer Solaranlage und einer eigenen Wallbox zum Laden vorbehalten sein.“
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Zudem machen Reinicke die hohen Strompreise Sorgen. „Die Szenarien für den Hochlauf der Elektromobilität beruhen auf den günstigen Rahmenbedingungen aus der Zeit vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine.“ Dabei sei Strom an den Schnell-Ladesäulen noch teurer als zu Hause. Und das sorge dafür, dass die E-Mobilität an Anziehungskraft einbüßt.
Diesel statt Elektroauto
Der ADAC-Chef sorgt sich aber noch vor einem weiteren Szenario. Dass viele ihren alten Diesel und Benziner weiterfahren, weil sie sich kein E-Auto leisten können. „Genau diese Sorge habe ich. Doch Elektromobilität darf keine Frage des Geldbeutels sein“, sagt Reinicke. „Sonst bekommen wir die Mobilitäts- und Klimawende nicht hin.“ Zudem geht der ADAC-Präsident davon aus, dass in 20 Jahren immer noch Verbrenner auf deutschen Straßen fahren werden. Wenn man sich ansieht, dass von den derzeit rund 49 Millionen Autos in Deutschland erst etwa eine Million elektrisch fährt, ist das nicht weit hergeholt. Auch deshalb, weil man die restlichen 48 Millionen nicht einfach auf dem Schrottplatz lagern könne, so Reinicke.