Experten sicher: Dieser Plan könnte 70.000 Todesfälle verhindern

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Leben retten leicht gemacht dank der Digitalisierung? - Wenn Mediziner Informationen über jegliche Medikamente hätten, könnte das Risiko ihrer Patienten sinken. So können der Barmer zufolge bundesweit tausende Todesfälle verhindert werden.
Ein Arzt hält ein Handy in der Hand, im Hintergrund sieht man seinen Kittel und ein Stethoskop.
Das E-Rezept startet in Deutschland.Bildquelle: Unsplash

Laut dem Barmer Arzneimittelreport könnten bundesweit bis zu 70.000 Todesfälle von Menschen vermieden werden, die dauerhaft mehrere Medikamente zeitgleich einnehmen, erklärte die Hamburger Landesgeschäftsführerin Susanne Klein der Deutschen-Presse-Agentur. Für den Arzneimittelreport analysierte die Barmer ihre Kunden ab 40 Jahren zehn Jahre lang. In Hamburg habe der Durchschnitt der Barmer-Versicherten in diesem Zeitraum insgesamt 24 Arztpraxen besucht. Gleichzeitig wurden 36 Diagnosen und Verordnungen über 19 Wirkstoffe festgehalten. Nebenbei wurde herausgefunden, dass Patienten, die tagtäglich Medikamente einnehmen, fast doppelt so viele Wirkstoffe wie beim Durchschnitt gefunden wurden. „Für Ärztinnen und Ärzte ist es kaum möglich, angesichts der Komplexität der Arzneimitteltherapie den Überblick zu behalten und Medikationsrisiken einzuschätzen“, erläuterte Klein.

Digitalisierung: 10 bis 20 Prozent weniger Todesfälle

„Um alles zu dokumentieren, ist eine digitale Unterstützung unabdingbar.“ Ein Therapiemanagement, welches digital unterstützt wird, kann die Sterblichkeit um 10 bis gar 20 Prozent senken. Dies zeigt das Projekt Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management (AdAM). Welches nach Angaben von der Barmer in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe von 2017 bis 2021 erprobt worden ist. Die Teilnehmenden setzten sich aus etwa 940 Hausärzten und 11.000 Polypharmaziepatienten zusammen.

Mit dem Einverständnis der Patienten erhielten die Ärzte Routinedaten von der Krankenkasse, wie etwa zu Vorerkrankungen. Zudem erhielten die Mediziner Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen von Wirkstoffen. „Wir zeigen mit AdAM erstmals, dass die Nutzung von Routinedaten der Krankenkasse zur Behandlungsunterstützung und die elektronisch unterstütze Prüfung auf vermeidbare Risiken Ärzten eine bessere Behandlung ihrer Patienten ermöglichen“, sagte Kleine. Sie fügte hinzu: „Bei flächendeckender Anwendung durch die niedergelassenen Ärzte kann AdAM jährlich 65.000 bis 70.000 Todesfälle bundesweit vermeiden.“

Schneller handeln, wenn es Ernst wird

Die Notaufnahme in Krankenhäusern könnte die Daten zu ihrem Vorteil nutzen und somit wichtige Informationen zu Medikamenten abrufen. „Ohne vollständige Kenntnis der aktuellen Medikation wird die Arzneimitteltherapie zu einem unkalkulierbaren Risiko“, so Klein. Es sei unverständlich, wieso es bislang verboten sei, dass notwendige Informationen vorliegen.

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