Ich habe mehr Kopfhörer im Ohr gehabt, als andere Leute Schuhe im Schrank. In-Ear, Over-Ear, On-Ear, Open-Ear, Outer-Ear – einmal quer durch den Audio-Fachmarkt. Mal mit Kabel, mal mit Bluetooth. Und immer wieder derselbe Moment: Aufsetzen, Anschließen, Play drücken – und entweder passt es oder eben nicht. Der Klang entscheidet. Aber auch, ob’s am Kopf drückt – oder an den Lauschern. Ich höre jeden Tag Musik, manchmal zwei, drei Alben hintereinander. Wenn ein Bügel drückt wie beim Melomania P100 (im Test), dann war’s das. Da hilft es nicht, wenn der Klang ein Meisterwerk ist.
Premium oder Beutelschneider?
Ja, Bluetooth-Kopfhörer haben sich in den vergangenen Jahren gemausert. Vor allem das Active Noise Cancelling – teilweise wirklich stark – erlaubt es, die laute Welt um sich herum leiser zu drehen. Und teuer muss das gar nicht sein: Der 1More SonoFlow zum Beispiel kostet deutlich unter 70 Euro, und liefert trotzdem hervorragende Stille. Ja, eigentlich mag ich die Funkdinger: kein Kabel, dafür Extras wie ANC, und Akkus, die durchhalten, bis man sich selbst fragt, ob man je wieder laden muss. Acht Stunden Musik am Tag, eine Woche lang, bevor sie für zwei Stündchen an den Strom wollen. Klingt perfekt. Wo ist also nun das Problem?
Ich wurde zu oft enttäuscht. Da wären zum einen gleich zwei Modelle von Sony. Die Sony WF-1000XM4 kamen Mitte 2021 auf den Markt und kosteten stolze 280 Euro. Pünktlich nach Ablauf der zweijährigen Garantiezeit verabschiedete sich nicht nur die Verpflichtung zur Nachbesserung seitens des Herstellers, sondern auch der Akku. Zwei, drei Songs aus einer Playlist, dann ist Schluss. Das gleiche Schicksal erlitten die LinkBuds S. Hier habe ich die ganze Geschichte dazu aufgeschrieben. Inklusive der ratlosen und beinahe beleidigten Reaktion von Sony. Ja, so etwas kann passieren. Technik kann kaputtgehen. Aber wer fast 300 Euro für ein paar Kopfhörer ausgibt, erwartet doch, dass sie länger halten als von 12 bis Mittag. Vor allem dann, wenn es ein Premium-Modell eines Traditions-Herstellers ist.
340-Euro-Kopfhörer: Nach zweieinhalb Jahren Elektroschrott
Und das tut weh, weil ich Sony eigentlich mag. Doch der Akku-Flop und die Art, wie die Firma das Thema abgewiegelt hat, haben Sympathien gekostet. Aber auch von Sennheiser bin ich enttäuscht. Zu Beginn waren die Momentum 4 (hier der Test) grandios. Umwerfender Klang, geniales ANC, superbequem. Und dann, etwa zweieinhalb Jahre später: Ohrpolster im Eimer. Geschenkt, dachte ich. Lässt sich für ein paar Euro austauschen.
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Nerviger sind die Verbindungsprobleme, die schon von Anfang an da waren, aber harmlos wirkten und über die ich hinwegsah. Weil der Klang so gigantisch ist. Doch sie wurden schlimmer. Plötzlich kam mehrere Sekunden kein Ton mehr, obwohl die Musik weiterlief. Und dann gesellte sich auch noch ein Knacken hinzu, das sich gerne über die Musik legt. Nicht konstant, sondern immer mal wieder. Mit diesem hässlichen Knacken bin ich nicht allein. Inzwischen sind Foren voll von diesem Problem. Die Verbindungsprobleme und das Knacken? Nicht wegzubekommen. Wer für Kopfhörer 340 Euro ausgibt, der will doch länger etwas davon haben als zweieinhalb Jahre, oder?
Auch Bose, eine weitere Premium-Marke im Audio-Segment, hat mich bei Kopfhörern enttäuscht. Die QuietComfort Earbuds II, die ich im Test vor zweieinhalb Jahren als nahezu perfekt einstufte, sind inzwischen auch auseinandergebrochen. Nachdem sie schon seit Längerem Probleme beim Aufladen gehabt haben. Auch hier: Kopfhörer für 300 Euro, die die Zeitspanne zwischen zwei Album-Releases nicht überlebt haben. Klar, etwas Sekundenkleber dran und dann läuft das wieder. Premium ist das aber nicht.
Zurück zum Kabel-Klassiker
Und nun? Schon vor vielen Jahren hab ich mir ein Paar Beyerdynamic DT 770 Pro gekauft. Gibt es für nicht einmal die Hälfte des Preises der Momentum 4. Kabelgebundene Kopfhörer, die es seit 1985 gibt. International bekannt und in Tonstudios weltweit zu finden. Bei der Pro-Version setzt der deutsche Hersteller auf robuste Materialien und Langlebigkeit. In weiten Teilen wird der Kopfhörer noch immer in Deutschland produziert. Ergebnis: Qualität zum Anfassen. Klang: nah dran an Andacht.
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Ja, die Dinger hängen am Kabel. Stört mich aber nicht. Am Schreibtisch eh egal. Auf dem Sofa, wenn eine CD durchläuft, ebenso wenig. Dafür kein Akku, der leer wird. Und ANC? Brauche ich nicht, solange die Umgebung normal laut ist und die Lautstärke moderat. Nur im Flugzeug mache ich eine Ausnahme – da bleibt Bluetooth mit Geräuschunterdrückung unschlagbar.
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