Der ADAC prüfte erstmals die Bedingungen für E-Autofahrer an insgesamt 50 Standorten – jeweils 25 Rastanlagen und 25 Autohöfe entlang der 15 längsten Autobahnen Deutschlands. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus. Mehr als die Hälfte der Teststandorte bekamen das Urteil „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“. Nur 13 Anlagen schnitten mit „gut“ ab – keine erhielt die Bewertung „sehr gut“.
Technik-Mängel: Leistung, Ausstattung, Funktion
Ein zentrales Problem ist die geringe Ladeleistung. Rund 22 Prozent der untersuchten Anlagen – vorwiegend Raststätten – boten ausschließlich Ladesäulen mit maximal 50 kW Ladeleistung. Für Langstreckenfahrten heute völlig unzureichend! Der ADAC fordert eine Mindestleistung von 150 kW pro Ladepunkt, damit Ladezeiten von etwa 20 bis 30 Minuten realistisch bleiben. Auch Quantität und Betriebssicherheit lassen dem Test zufolge zu wünschen übrig: Nur etwa ein Viertel der Anlagen wies zehn oder mehr Ladepunkte mit mindestens 150 kW auf. Ein weiterer Kritikpunkt: In knapp einem Drittel der untersuchten Fälle war mindestens ein Ladepunkt defekt.
Doch nicht nur Technik zählt. Auch Komfort und Bezahlmodalitäten sind mangelhaft. Keine der getesteten Anlagen bot überdachte Ladepunkte – bei schlechtem Wetter ein echtes Ärgernis. Oft fehlten Steckplätze für Fahrzeuge mit Anhänger oder Camper, die Beleuchtung war unzureichend oder die Ladesäulen waren weit vom Hauptgebäude entfernt. Hinzu kommt: Nur bei etwas mehr als der Hälfte der Anlagen war Kartenzahlung direkt an der Ladesäule möglich. Und lediglich 44 Prozent der untersuchten Ladepunkte zeigten den Endpreis deutlich an.
Autohöfe vs. Raststätten: Wer macht’s besser?
Im direkten Vergleich schnitten Autohöfe deutlich besser ab als klassische Rastanlagen. Alle 13 Anlagen, die mit „gut“ bewertet wurden, gingen an Autohöfe. Spitzenreiter im Test war der Euro Rastpark Schweitenkirchen an der A9 zwischen Ingolstadt und München. Gefolgt vom Aral Autohof Königslutter an der A2 östlich von Braunschweig. Wer heute mit einem E-Auto auf längere Fahrt geht, ist bei einem Autohof also besser aufgehoben als bei einer Rastanlage direkt an der Autobahn.
Ein Grund für das schlechte E-Lade-Erlebnis an Autobahnen: Eine Klage des niederländischen Anbieters Fastned gegen die Autobahn GmbH des Bundes. Sie verzögerte den Aufbau leistungsfähiger Schnelllader. In der Klage ging es um den Vorwurf, dass die Autobahn GmbH gemeinsam mit dem Betreiber Tank & Rast Aufträge für Schnellladestationen an Autobahnraststätten vergeben hat, ohne ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen. Dabei berief sich die Autobahn GmbH auf bestehende Konzessionsverträge, die bereits in den 1990er Jahren vergeben wurden. Sie argumentierte, eine Vertragsänderung unter bestimmten Voraussetzungen sei auch ohne Ausschreibung zulässig. Fastned sah hierin eine Benachteiligung des Wettbewerbs und eine mögliche Verletzung des Vergaberechts, verlor im Frühjahr 2025 aber das entsprechende Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof.
Wie geht es weiter?
Losgelöst von diesem juristischen Verfahren ist für den ADAC klar: Entlang der Autobahnen müssen mehr Ladepunkte mit hoher Leistung entstehen. Und an jeder Ladesäule muss eine Kartenzahlung möglich sein. Außerdem fordert der ADAC transparente Preisauszeichnung, wettergeschützte Ladeplätze sowie adäquate PausenAngebote. Nur wenn Laden so einfach und bequem funktioniert wie Tanken, wird die Elektromobilität auf der Langstrecke ihr volles Potenzial entfalten können.
