imoo Phone Watch X10: Perfekt fürs Kind oder zu viel des Guten?

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Mit Smartwatches können Kinder gefahrlos erste Erfahrungen mit medialer Technik sammeln. Gleichzeitig beruhigen sie Eltern, wenn der Nachwuchs allein die ersten Schritte unternimmt. Insbesondere an diese Altersgruppe richtet sich imoo mit der Watch X10 - lohnt sich der Kauf?
imoo Watch X10

Mit Kinder-Smartwatches wollen Eltern zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Unter kontrollierten Bedingungen können Kinder erste eigenständige Schritte in die digitale Welt unternehmen und bleiben doch immer im Blick. Dazu setzt der chinesische Spezialist imoo nicht nur auf ein breites Angebot. Eine eigene App bietet nicht nur eine umfassende Kontrolle, sondern auch weitere Funktion. Zudem soll sich die Phone Watch X10 mit einem robusten Materialmix aus Kunststoff und Metall in Kinderhänden besonders auszeichnen.

Das zeigt sich allerdings schon physisch: Der wertig gearbeitete Korpus wirkt mit Maßen von 5,5 x 4,4 x 0,8 cm an schlanken Kindergelenken wie ein Klotz. Auch das Gewicht ist nicht eben niedrig. Die imoo-Smartwatch bringt stolze 67 Gramm auf die Waage. Eine Watch SE, die Apple auch an Kinderhänden als adäquat ansieht, wiegt kaum die Hälfte, die ausgewachsene Huawei Watch GT 6 Pro bringt es auf knapp 55 Gramm. Und selbst der große Konkurrent in diesem Bereich, die ähnlich große Xplora X6 Play, ist mit 56 Gramm deutlich leichter. Darunter leidet natürlich der Tragekomfort. Schon Erwachsene spüren den Druck auf dem Handgelenk deutlich. Die kantige Form und der wenig ergonomische Boden der Uhr tragen nicht zur Verbesserung bei.

imoo Watch X10
Industrie-Design: Smartwatch für Bob, den Baumeister?

Optisch eher was für Jungs

Auch am Design scheiden sich die Geister. Bei der X10 durfte allem Anschein nach ein Gestalter ran, der sich ansonsten mit Gadgets beschäftigt, die für den Einsatz auf Baustellen gedacht sind. Die massiven Planken an den Seiten werden von dicken Schrauben gehalten. An den schmalen Seiten wird der Bildschirm üppig vom Gehäuse überlappt, das hier nicht nur Platz für eine Kamera bereithält, sondern auch verhindert, dass der Bildschirm direkt auf einer Fläche aufliegen und so vorschnell zerkratzen kann. Auch mit der Farbgebung scheint man den zu erwartenden Gebrauchsspuren entgegentreten zu wollen. Die diversen Grautöne rufen bei Farben-liebenden Kinderauge nur wenig Begeisterung hervor.

Dafür punktet die Uhr mit kleinen Spielereien, die bei der Zielgruppe Anklang findet. Per Knopfdruck lässt sich die Smartwatch auf einer Seite aus der Fassung des Armbandes lösen und senkrecht aufstellen. Mit einer weiteren Drehbewegung um 180° kann sie nun sogar gänzlich vom Band getrennt werden und dementsprechend einzeln verwendet werden.

Software: Von zu wenig bis zu viel

Die imoo Watch X10 soll hinsichtlich der Funktionen einer “echten” Smartwatch in nichts nachstehen. Das beginnt schon bei dem übersichtlichen Betriebssystem. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine völlig eigene Entwicklung. Careme OS 1.2 basiert auf Android 8. 

Die Oberfläche auf dem kompakten AMOLED-Bildschirm mit einer Diagonale von 1,6 Zoll ist übersichtlich, die wesentlichen Funktionen werden auf fünf einzelnen Bildschirmen gruppiert, man wischt sich von einem zu anderen. Neben den Kontaktinformationen und einer Sammlung der einzelnen Anwendungen, werden auch die körperlichen Aktivitäten auf einer Ansicht zusammengefasst. Es werden Schritte und der Kalorienverbrauch gezählt sowie der Herzschlag gemessen. Daneben stehen zehn Sportprogramme rund ums Laufen, Radfahren und Schwimmen bereit. Ob solche Funktionen im zarten Alter tatsächlich wichtig sind, darf bezweifelt werden. Grundsätzlich zählt die Uhr – zumindest die Schritte – zu verlässig, nur die Aktualisierung auf dem Bildschirm lässt manchmal etwas auf sich warten.

Gerade jüngere Kinder wirken dagegen beim Wischen über den Bildschirm ob der vielen Möglichkeiten schnell etwas überfordert. Und ihnen fehlt eine entscheidende Rubrik: Es gibt keine Spiele. Auch die auf den (Billig-)Kinder-Smartwatches beliebten Möglichkeiten zur nachträglichen Verzierung der eigenen Aufnahmen etwa durch das Hinzufügen von zumeist gezeichneten Brillen, Bärten, Blümchen und was auch immer es da Geben mag, fehlen.

imoo Watch X10
Viel Uhr für kleine Gelenke

Optimale Kontrolle für Eltern

Begrenzt sind dagegen die Möglichkeiten mit Blick auf die Einstellungen. Diese sollen vorrangig von den Eltern bestimmt werden. Dazu wird die Smartwatch über eine App mit einem Smartphone verknüpft, über die der Träger der Uhr per Chat oder Anruf kontaktiert werden kann. An dieser Stelle lassen sich weitere Geräte hinzufügen, sodass die Kleinen behutsam an Social Media und Messaging herangeführt werden können. Auch der Standort kann mit der imoo-App angezeigt werden. Daneben steht ein umfassendes Einstellungsmenü bereit, das im Vergleich zu dem Menü der Uhr auch die Anpassung der zeitlichen Vorgaben, etwa mit Blick auf Schul- und Schlafenszeiten, erlaubt.

Auch die App, die für die Installation auf dem Smartphone der Eltern gedacht ist, überzeugt mit ihrer Übersichtlichkeit. Die Navigation erfolgt durch fünf Menüpunkte, wobei hinter einem lediglich Werbung des Herstellers wartet. Der Chat, die Telefonfunktion und die Möglichkeit zum Orten der Uhr werden auf eigenen Bildschirmen abgelegt, gleiches gilt für das Einstellungsmenü, das eine umfassende Kontrolle erlaubt. An der Funktion gibt es grundsätzlich nichts zu beanstanden. Auch die Ortung funktioniert ohne Fehl und Tadel, auch in Innenräumen wurde die Watch X10 steht lokalisiert.

Wünschenswert wäre allerdings eine leichtere Übertragung von Daten. Die mit der Smartwatch-Kamera aufgenommenen Fotos ließen sich nur mit Hilfe des Chats auf ein anderes Smartphone übertragen. Die Uhr wurde zwar von einem Windows-11-PC erkannt, allerdings konnte keine funktionierende Verbindung aufgebaut werden.

imoo Watch X10
imoo Watch X10
imoo Watch X10
imoo Watch X10

Kamera: Wie komm ich an die Bilder?

Immerhin verfügt die Watch X10 über ein anderes Ausstattungsmerkmal, das bei Kindern eine ähnlich hohe Priorität genießt: eine Kamera. Der vergleichsweise einfache Sensor bewerkstelligt Aufnahmen mit einer Auflösung von fünf Megapixeln, die immerhin mit kräftigen Farben punkten. Darüber hinaus müssen bei den Bildern jedoch Abstriche gemacht werden. Details leiden bereits an der niedrigen Auflösung, die Belichtung der Bilder könnte kräftiger sein und auch der Autofokus könnte für etwas mehr Schärfe sorgen. Eine Vergrößerungsfunktion wird nicht geboten.

Die Uhr soll jedoch nur bedingt als Kamera fungieren, auch wenn die eigenen Chats mit Bildern angereichert werden können. Für Eltern dürfte die Video-Funktion zur Kommunikation mit dem Kind entscheidender sein. Der Sensor sorgt zwar für einiges Rauschen und eher dunkle Bilder. Für Videotelefonie ist die Qualität jedoch ausreichend.

Mäßige Lichtverhältnisse, dunkle Bilder
imoo Watch X10 Kamera
Käftige Farben, unscharfe Details
imoo Watch X10 Kamera
Das Wasserzeichen lässt sich abschalten

Kleiner Speicher begrenzt die Möglichkeiten

Die imoo Watch X10, die auf dem schon betagten, aber immerhin für Wearables gedachten Qualcomm-SoC SW-4100 basiert, verfügt über alle nötigen Schnittstellen für den Alltag: Neben einem SIM-Slot für 4G-Karten, bringt die Smartwatch ein Funkmodul mit, das sich auf WLAN und Bluetooth 4.2 versteht. So lässt sich die Uhr auch gut verwenden, wenn keine SIM-Karte eingesetzt wurde. Auch aus einem WLAN-Netz heraus können die Kommunikationsfunktionen genutzt werden.

Damit wachsen die Möglichkeiten, um die Uhr auch für andere Zwecke einzuspannen. Die Tonqualität des Lautsprechers ist zwar mäßig. Kinder, die die Smartwatch als MP3-Player nutzen wollen, können sie allerdings kabellos mit einem entsprechenden Kopfhörer verbinden. Leider stößt man mit dem Speicher bei einer solchen Nutzung sehr schnell an Grenzen. Dieser ist mit 32 Gigabyte nicht wirklich groß, und rund acht Gigabyte reserviert sich der Hersteller fürs Betriebssystem und die damit verbundenen Dienste. Auch der kleine Akku mit einer Kapazität von 750 mAh, der bei normaler Nutzung einen Betrieb von etwa drei Tagen ermöglicht, dürfte dann deutlich schneller an Grenzen geraten.

imoo Watch X10
Schöne Option: Die Uhr lässt sich getrennt vom Band nutzen

Fazit: Gut gemacht – aber für wen?

Die imoo Phone Watch X10 wirkt auf den ersten Blick gut gemacht. Die Verarbeitung ist hervorragend, die verwendeten Materialien versprechen Langlebigkeit. Doch schon beim Design stellt sich die Frage, wer die Smartwatch tragen soll. Kleinere Kinder dürften sich zudem von den vielen Optionen zumindest anfänglich überfordert fühlen, zudem kommt für sie der Spielgedanke zu kurz. Den Bedürfnissen älterer Kinder wird die Watch X10 dagegen nicht mehr gerecht. Diese wünschen sich mehr Multimediafähigkeiten. Doch schon als alternativer MP3-Player ist die Uhr aufgrund des begrenzten Speichers ungeeignet. Endgültig disqualifiziert sie sich jedoch durch den Preis: Sie soll 299 Euro kosten – das ist ein bisschen viel fürs gebotene.

Pro

  • Robustes Gehäuse
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Smartwatch kann vom Armband gelöst werden
  • App mit umfassenden Tracking- und Kontaktmöglichkeiten

Contra

  • Umfang und Gewicht für zarte Kindergelenke grenzwertig
  • Design spricht nicht unbedingt Mädchen an
  • Für jüngere Kinder fehlen Features wie Spiele oder Bildverschönerungen
  • Knapper Speicher für zusätzliche Funktionen
  • 5-MP-Kamerasensor mit Schwächen bei nicht-optimalen Lichtsituationen
  • Betriebssystem basiert auf veraltetem Android
  • Teuer

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