Es ist noch gar nicht lange her, da haben wir die Huawei Watch GT 3 in einem Test umfangreich auf die Probe gestellt. Jetzt haben wir uns dem Nachfolge-Modell gewidmet – der Huawei Watch GT 3 Pro. Und um es vorwegzunehmen: Es gibt richtig viele Pluspunkte, die diese Uhr auszeichnen. Wir konnten während unseres Tests aber auch einige Schwächen ausfindig machen.
Huawei Watch GT3 Pro: Verarbeitung im Test überzeugend
Hat man die Einrichtung gemeistert – ein bereitliegendes Update (knapp 400 MB) hat in unserem Test mehr als zwei Stunden (!) gedauert, ein zweites (deutlich kleineres) keine zehn Minuten – und die Uhr per Huawei Health App mit dem Handy verbunden, kann es losgehen. Fast. Zunächst solltest du in der App nämlich all die Dinge aktivieren, die dir bei der Nutzung einer Smartwatch wichtig sind. Die True-Sleep-Funktion zum Beispiel, ein erweiterter Schlaftracker. Oder die Protokollierung der Blutsauerstoffsättigung (SpO2), das Stresslevel-Tracking und, und, und. Es gibt viel zu entdecken, wenn du etwas tiefer in die Einstellungen der App eintauchst.
Im Anschluss an die Einrichtung darf man sich dann endgültig über eine hochwertige Verarbeitung der Hardware am Handgelenk freuen. In das Titangehäuse ist ein 1,43 Zoll großes AMOLED-Farbdisplay (Touchscreen) eingefasst, an der rechten Seite eine dreh- und drückbare Krone zu finden. Ob man nun eine drehbare Krone wirklich benötigt, ist sicherlich Geschmacksache. Für das Scrollen durch lange Widget-Menüs ist man mit dem Finger auf dem Touchscreen sicherlich mindestens genauso schnell unterwegs. Ergänzend zur Krone steht eine frei programmierbare Menütaste zur Verfügung. Ab Werk dient sie dazu, den Trainingsmodus zu starten. Hübscher Design-Aspekt: Unter dem Display – geschützt durch Saphirglas – ist eine schmale schwarze Lünette zu finden.
Das alles wirkt sehr hochwertig. Nur das in der von uns getesteten Variante im Lieferumfang enthaltene Kautschukarmband passt da nicht so recht ins Bild. Auch, weil es leider recht hart und zuweilen etwas unbequem zu tragen ist. Nur gut, dass es die Uhr zum gleichen Preis auch mit einem edleren Lederarmband zu kaufen gibt. Zudem sind bei Huawei optionale Armbänder erhältlich. Der sogenannte EasyFit-Verschluss macht es möglich, jedes Armband bei Bedarf in wenigen Sekunden zu tauschen. Man sollte aber aufpassen, dass man sich beim Tausch nicht die Fingernägel beschädigt.
Huawei Watch GT3 Pro im Workout-Test
Stark präsentiert sich die Huawei Watch GT 3 Pro hinsichtlich der Fitness-Funktionen. Über den optischen Herzfrequenzsensor auf der Rückseite kannst du deine Leistung anhand von mehr als 100 Sportmodi protokollieren. Das klappte im Test sowohl beim Laufen als auch bei gemütlichen Runden auf dem Fahrrad einwandfrei. Der Pulssensor arbeitet auf dem Niveau von hochwertigen Multisport-GPS-Uhren – mit der Tendenz, leicht nach oben abweichende Werte zu signalisieren. Die GPS-Genauigkeit ist als gut einzustufen. Auch das GPS-Pairing, also die Verbindung zu GPS-Satelliten nach dem Start eines Workout-Programms, ist überzeugend und dauert in der Regel keine zehn Sekunden.
Topografisches Kartenmaterial kannst du auf der Huawei Watch GT 3 Pro zwar nicht nutzen, dafür stehen aber 13 vorinstallierte Laufkurse für Anfänger, fortgeschrittene und professionelle Läufer (HIIT-Lauf) zur Verfügung. Gut zu Gesicht steht der Uhr der „intelligente Begleiter“. Er lässt sich zu jedem Lauftraining zuschalten und signalisiert anschaulich, ob man mit dem aktuellen Lauftempo ober- oder unterhalb des gewünschten Zieltempos unterwegs ist. Nach einem Training zeigt die Uhr auch eine empfohlene Erholungszeit an, was gerade für Einsteiger eine sinnvolle Hilfe bei der Trainingsbelastung sein kann.
Schade: Akustische Trainingsansagen stehen nur in englischer Sprache zur Verfügung. Dafür können sich all diejenigen, die gerne einfach loslaufen und sich ihren Weg auf freier Strecke suchen, direkt über die Uhr zum Ausgangspunkt zurücknavigieren lassen. Bei Bedarf lässt sich der Rückweg dabei auch ohne etwaige Umwege auf direktem Weg einschlagen.
Smartphone-Benachrichtigungen: Mal ja, mal nein
Neben der Aufzeichnung von Vitaldaten im Alltag dient eine Smartwatch für viele Menschen auch dazu, Push-Benachrichtigungen vom Handy direkt ans Handgelenk zu spiegeln. Und das klappte im Test sowohl mit einem iPhone als auch mit einem Android-Smartphone von Realme oft gut, teilweise aber auch gar nicht. Ist nämlich die Bluetooth-Verbindung zu einem Smartphone mal unterbrochen gewesen, entscheidet die Uhr gefühlt nach purem Zufall, wann sie wieder eine Verbindung zum Mobiltelefon herstellt.
Auch die Synchronisation von Benachrichtigungen verläuft eher unzufriedenstellend. Ständig muss man eine Benachrichtigung auf dem Smartphone nochmals löschen, wenn man sie auf der Uhr schon gelesen hat. Umgekehrt kann es besser funktionieren – muss es aber nicht. Wer sich eine perfekte Synchronisation von Push-Benachrichtigungen wünscht, kommt gegenwärtig zum Beispiel um eine Smartwatch von Garmin nicht herum.
Wiederum erfreulich – und in diesem Punkt wird die Huawei Watch GT 3 Pro ihrem Anspruch, eine Premium-Smartwatch sein zu wollen, absolut gerecht: Bluetooth-Anrufe funktionieren fehlerfrei. Geht ein Anruf auf der Huawei-Smartwatch ein, kannst du ihn nicht nur annehmen, sondern das Gespräch auch direkt über die Uhr am Handgelenk führen. Integriertes Mikrofon und ebenfalls verbauter Lautsprecher machen es möglich. Das Anwählen von Rufnummern über die Uhr selbst funktioniert hingegen nicht.
Von der Gesprächsqualität darfst du natürlich keine Wunder erwarten. Gerade in geschlossenen Räumen – zum Beispiel im Homeoffice – weiß man die Telefonie-Funktion der Armbanduhr aber schnell zu schätzen. Eine eSIM-Variante – also eine Smartwatch mit integrierter LTE-Antenne – gibt es übrigens nicht.
Akkulaufzeit: Solide!
Auf die Probe haben wir die Huawei Watch GT 3 Pro auch hinsichtlich der Akkulaufzeit gestellt. Mit ultralangen Laufzeiten, wie man sie von einigen Garmin-Sportuhren kennt, kann die neue Huawei-Smartwatch aber nicht mithalten – was primär am hochauflösenden AMOLED-Display liegt, das sich auch bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesen lässt. Im Zusammenspiel mit dem Betriebssystem HarmonyOS konnten wir die folgenden Laufzeiten messen.
- etwa 5 Tage Laufzeit ohne aktives Always-on-Display, mit durchgehendem Puls-Tracking, kontinuierlichem Strecklevel-Tracking und automatischer SpO2-Messung
- etwa 3 Tage Laufzeit mit aktivem Always-on-Display und sonst identischen Einstellungen
Diese beiden von uns protokollierten Werte sind nur Beispiele. Du kannst die Laufzeit zum Beispiel auch verlängern, wenn du andere Einstellungen wählst – etwa die dauerhafte Messung der Blutsauerstoffsättigung deaktivierst oder den Vibrationsalarm der Uhr von stark auf schwach anpasst. Eine Wiederaufladung der Uhr von 20 auf 100 Prozent dauerte im Test übrigens rund eine Stunde.
Huawei Health App: Ansprechend, aber etwas verschachtelt
Ansprechend und übersichtlich: die Huawei Health App. Sie gestattet schon auf der Startseite einen Blick auf alle protokollierten Vitaldaten. Gelaufene Schritte, Aktivitätsminuten, Details zum letzten Workout, eine Übersicht zum Pulsverlauf, Details zur Schlafqualität (wenn die Uhr nachts getragen wurde), Stresslevel-Übersicht, Details zur Sättigung des Blutsauerstoffs, ja sogar die Hauttemperatur wird auf Wunsch gemessen. Für Frauen steht zudem ein Zykluskalender zur Verfügung. Kalorien misst die Uhr aber leider nur anhand geleisteter Aktivitätsminuten. In Ruhephasen oder nachts findet keine Protokollierung des Kalorienverbrauchs statt.
In der App selbst kannst du nicht nur zahlreiche Einstellungen für das verbundene Wearable ändern, Ziffernblätter (Watchfaces) herunterladen und auf die Uhr überspielen, sondern auch Laufpläne erstellen und auf die Huawei Watch GT 3 Pro übertragen. Was im Vergleich zu anderen Herstellern wie Garmin oder Amazfit (Zepp) fehlt: Eine Community-Funktion, bei der es möglich ist, die Workouts von anderen Nutzern zu sehen oder zu Herausforderungen anzutreten. Das ist aber auch mehr eine nette Spielerei als ein echter Nutzen.
Was kostet die Huawei Watch GT 3 Pro?
Erhältlich ist die Huawei Watch GT 3 Pro in fünf Varianten. Neben der von uns getesteten Variante mit schwarzem Fluorelastomer-Armband für 369 Euro kannst du dich auch für eine Variante mit braungrauem Lederarmband für ebenfalls 369 Euro entscheiden. Besonders hochwertig mutet jenes Modell mit Edelstahlarmband an. Das kostet dann aber auch gleich 499 Euro.
Oder du entscheidest dich für das etwas kleinere Model mit Keramik-Gehäuse. Dafür werden jedoch 599 Euro fällig. Bei einer Bestellung im Huawei Onlineshop kannst du dir aktuell bei allen fünf Modellen die Körperfettwage Scale 3 von Huawei als kostenlose Beigabe sichern. Abseits dessen liefert dir der nachfolgende Preisvergleich einen Überblick, wo du die Smartwatch aktuell schon zu reduzierten Sonderpreisen kaufen kannst.
Fazit: Licht und Schatten dicht beieinander
Die Huawei Watch GT 3 Pro möchte hochwertig sein. Und wenn man sich die saubere Verarbeitung der hochwertigen Materialien ansieht, kann sie auch absolut überzeugen. Gleiches gilt für das große, kontraststarke Touch-Display. Mit Blick auf die Software, nun ja, da fällt das Fazit nicht ganz so euphorisch aus. Hier gibt es viel Licht, aber sicherlich auch mindestens genauso viel Schatten.
Die einen werden etwa die maue Anzahl an verfügbaren Apps kritisieren, andere das zuweilen etwas beschwerliche (weil teils unausgereift wirkende) Zusammenspiel zwischen Smartphone und Uhr. Auch die Tatsache, dass es nur möglich ist, sechs Lieblings-Widgets zu den persönlichen Favoriten hinzuzufügen, ist zuweilen störend. Dass es keine Möglichkeit zu geben scheint, das AOD-Display nachts dauerhaft für Dunkelheit im Schlafzimmer ausschalten zu können, ist schlicht ärgerlich.
Der Preis wirkt bei diesen Software-Schwächen leider etwas zu hoch angesetzt. Mit Blick auf die Leistung und die Sport-Eigenschaften weiß die neue Huawei-Smartwatch aber absolut zu überzeugen und muss sich auch hinter noch teureren Konkurrenzmodellen wahrlich nicht verstecken.
Vorteile
- brillantes AMOLED-Display
- hochwertige, saubere Verarbeitung
- einfache, übersichtliche Menünavigation
- solide Akkulaufzeit
- wasserdicht (5 ATM)
- mehr als 100 Workout-Modi
- viele kostenlose (aber auch kostenpflichtige) Ziffernblätter
Nachteile
- Zusammenspiel zwischen Uhr und Smartphone verbesserungswürdig
- Software an vielen Stellen noch unausgereift
- Kalorienverbrauch wird nur während Aktivitätsminuten berechnet
- Kautschuk-Armband zuweilen unbequem zu tragen
- zwei parallel aktive Bluetooth-Verbindungen (iPhone) können für Probleme im Zusammenspiel mit Freisprecheinrichtungen im Auto sorgen
- recht teuer
Hinweis: Dieser Testbericht basiert auf Firmware-Version 2.1.0.359 der Huawei Watch GT 3 Pro. Für den Test wurde größtenteils eine Kopplung mit einem iPhone von Apple genutzt – im Zusammenspiel mit der Huawei Health App in Version 12.1.5.315.