Zu wenig Platz
Das Display des Mate 20 Pro kann hinsichtlich seiner Auflösung, der Farbwiedergabe sowie der Ablesbarkeit überzeugen. Es gibt aber auch Kritik: Rechts und links neben der Notch gibt es zu wenig Platz für Icons und Benachrichtigungen. So werde ich immer wieder aufs Neue überrascht, wenn ich vom oberen Display-Rand nach unten wische und sehe, was ich verpasst habe. Selbst wenn man die Notch in den Einstellungen ausblendet, werden Benachrichtigungen daneben angezeigt.
Zu rund
Bereit im Test des Mate 20 Pro ist aufgefallen, dass die Radien an den seitlichen Rändern des Bildschirms für Probleme bei der Bedienung sorgen. Nämlich dann, wenn Bedienelemente, wie etwa die Tastatur, am Rand eingeblendet werden. 1 und 0, q und p oder Umschalt- und Löschtaste: Immer wieder tippt man fast schon seitlich auf die virtuellen Tasten. Im Test schrieb ich noch: “Aber auch das ist reine Gewöhnungssache.” Nun, 50 Tage später, habe ich mich nicht daran gewöhnt. Nur ein Case, das an den Seiten etwas höher ist als der Bildschirm, erlaubt eine Bedienung, ohne versehentlich Aktionen auszulösen.
Der träge Fingerabdrucksensor
Das Mate 20 Pro bietet mehrere Möglichkeiten, um das Handy zu entsperren. Eine davon ist die per Fingerabdrucksensor. Dieser ist – recht innovativ – im Display integriert. Doch er funktioniert alles andere als gut. Zu träge, zu unpräzise und zu häufig ohne Erkennung des Daumenabdrucks bin ich schnell auf die Entsperrmethode via Geschichtserkennung umgestiegen.
Die unsanfte Gestensteuerung
Besitzer des Mate 20 Pro können die Drei-Tasten-Navigation durch eine Gestensteuerung ersetzen. Dann verschwinden die Buttons an der Unterkante und die Bedienung erfolgt durch Streichen über das Display. Um einen Schritt zurückzugehen, muss man dann etwa vom linken oder rechten Rand nach innen streichen. Zum Startbildschirm kommt man, wenn man vom unteren Bildschirmrand nach oben streicht. Das funktioniert, schraubt man die Auflösung auf 3.120 x 1.440 Pixel hoch, nicht wirklich flüssig. Wer diese Funktion nutzen möchte, muss auf die Full-HD+-Auflösung umsteigen. Schade.
Die Tonprobleme
Der Sound, den die beiden Lautsprecher des Mate 20 Pro, erzeugen, ist ziemlich gut. Außer, man schaut sich beispielsweise ein Youtube-Video an, während das Smartphone per Ladekabel an den Steckdosenadapter angeschlossen ist. Da der Ton aus ebendieser Öffnung kommt, macht ihn das eingesteckte Kabel nur halb so gut.
Warum kein Klinkenanschluss?
Wohl aus Platzgründen hat sich Huawei gegen einen Klinkenanschluss beim Mate 20 Pro entschieden. Doch das war ein Fehler. Ich besitze halbwegs gute Kopfhörer mit 3,5-mm-Klinke und würde diese gerne auch nutzen. Nun dürften Kritiker sagen: „Nutze doch den beiliegenden Adapter auf USB-C!“ Nun, das mache ich auch, wenn er nicht gerade da ist, wo ich ihn nicht brauche. So liegt er entweder zu Hause während ich in der Bahn sitze oder ich hab ihn in der Redaktion liegen lassen und muss auf Musikhören auf dem Weg nach Hause ebenfalls verzichten.
Kabellos andere Handys aufladen? Kein Mensch braucht dieses nette Feature
Das Besondere an Huaweis Qi-Aufladeverfahren: es funktioniert auch in die andere Richtung. Huawei nennt es „Umgekehrtes Laden ohne Kabel“. Somit kann der spendable Mate-20-Pro-User Nutzern anderer Smartphones etwas von seiner Akkukapazität abgeben. Voraussetzung ist natürlich die Qi-Kompatibilität. Dabei werden beide Geräte aneinander gehalten und der Strom wechselt kabellos von einem Gerät zum anderen. Wie miserabel das funktioniert, hat inside handy bereits in einem gesonderten Artikel beschrieben.
Hinzu kommt: In der gesamten Zeit habe ich diese Funktion nie gebraucht. Nicht nur, weil sie zu ineffizient ist. Auch weil andere, deren Handyakku zur Neige geht, in der Regel eine Powerbank aus ihrer Tasche zutage fördern.
Die unausgereiften KI-Videomodi
Huawei hat im Mate 20 Pro die Videofunktionen ausgebaut. Neben ganz normalen Filmen lassen sich auch Videos drehen, die sich live mit einem Filter versehen lassen. Dazu gehören „Vintage“, „Frisch“, „Spannung“ und „Unscharfer Hintergrund“. Wer einen Film aufnimmt, kann nun, wie es bereits beim Fotografieren möglich ist, den Hintergrund von der Kamera-Software mit Bokeh versehen lassen. Neben unscharfem Hintergrund lässt sich dieser in einer weiteren Einstellung auch Schwarz-Weiß darstellen. Die KI erkennt etwa einen Menschen im Vordergrund, lässt ihn in Farbe im Film erscheinen und stellt alles andere monochrom dar.
Bereits im Test funktionierte das genauso durchwachsen, wie die Anfänge des unscharfen Hintergrundes bei Smartphone-Fotos. Im Alltag hat sich gezeigt: Dadurch, dass die Effekte das Video verschlimmbessern, habe ich sie nicht genutzt. Vergebene Liebesmüh seitens Huawei also.
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jetzt ansehenFazit
Ist das Huawei Mate 20 Pro das beste Android-Smartphone aller Zeiten? Es gehört zumindest zu den besten Smartphones. Ob es aber das Beste ist, ist wohl auch eine Frage des Geschmacks und der eigenen Überzeugung. Ich nutzte davor das Mate 10 Pro, was mir deutlich mehr zugesagt hat. Die vielen in der Theorie innovativen Funktionen des Mate 20 Pro trügen. Probiert man diese nämlich aus, stellen sie sich als Spielerei oder Unnütz heraus.
Dennoch gibt es auch positive Aspekte, die nicht unerwähnt bleiben sollen: So ist die Akkulaufzeit überragend, ich kann mit den Kameras – zumindest bei ausreichend Licht – sehr gute Fotos schießen, die Performance des Smartphones ist in jeder Situation gut und das Gerät sieht wirklich schick aus.