Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur Sanktionen seitens diverser Regierungen, sondern auch die zahlreicher Konzerne herbeigeführt. Viele Firmen brachen die Geschäftsbeziehungen mit Russland ab, doch es wurden auch Unternehmen wie Kaspersky und DJI abgestraft. Zumindest bei letzterem gehen die Einschätzungen bezüglich der Schuld des Drohnenherstellers jedoch deutlich auseinander.
Media-Saturn-Holding vs. Amazon: Gegensätzliche Ansichten
Wer derzeit auf den Webseiten von MediaMarkt oder Saturn nach einem DJI-Produkt sucht, wird nicht fündig werden. Als Begründung gab die MediaMarktSaturn Retail Group an, DJI unterstütze das russische Militär und davon wolle man sich distanzieren. Dieser Entscheidung scheint unter anderem auf einem offenen Brief des ukrainischen Vize-Ministerpräsidenten Mykhailo Fedorov zu basieren, in dem behauptet wird, das russische Militär würde DJI-Produkte nutzen, um Raketen zu navigieren und „Zivilisten zu töten“. Ferner soll die russische Seite eine erweitere Versionen des DJI Aeroscope aus Syrien mit einer Reichweite von bis zu 50 km verwenden, die jedoch nicht zu existieren scheint. Denn auf seiner Herstellerseite gibt DJI 50 km als „normale“ maximale Reichweite an.
Bei Aeroscope handelt es sich um ein System, das regulär eingesetzt wird, um Drohnen von bestimmten verbotenen Arealen wie Flughäfen oder Stadien fernzuhalten. Zu diesem Zweck versenden DJI-Drohnen eigenständig Informationen über den eigenen Standort sowie den des Piloten an spezielle Empfänger. Im Rahmen des Kriegs in der Ukraine lassen sich solche Signale jedoch zur Identifizierung der Positionen von ukrainischen, allerdings auch russischen Drohnenpiloten zweckentfremden.
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jetzt ansehenMit Blick auf die oben beschriebene Lage erhob Fedorov einige Forderungen, die laut einem Antwortschreiben von DJI jedoch technisch nicht umsetzbar seien. Eine Anfrage dazu, auf Basis welcher Informationen die MediaMarktSaturn Retail Group der DJI-Begründung misstraut, ließ das Unternehmen unbeantwortet. Andere Online-Händler wie Amazon scheinen die Vorwürfe dagegen nicht zu beunruhigen – ganz im Gegenteil. So bietet der US-Händler mehrere DJI-Produkte, wie die Drohne Marvic 3, aktuell deutlich vergünstigt an. Woher kommt also die unterschiedliche Einschätzung?
„Koordinierte Kampagne“
In einer späteren Pressemeldung sprach DJI von tausenden Spam-Nachrichten sowie einer scheinbar koordinierten Spam-Kampagne. Demnach sollen am 24. und 25. März tausende inhaltlich identische Nachrichten an die Social-Media-Konten einiger DJI-Geschäftspartner verschickt worden sein. Aktuell sollen MediaMarkt und Saturn dabei sein, die Situation in enger Zusammenarbeit mit DJI zu bewerten.
Vollkommen unbegründet sind die Anschuldigungen jedoch nicht. Denn bei DJI handelt es sich um ein chinesisches Technologieunternehmen, und da die chinesische Regierung eine enge Verbindung zu Moskau hat, und es bisher vermied, sich eindeutig zu positionieren, kann eine mögliche Beeinflussung nicht ausgeschlossen werden. Auch, da sich der chinesische Entwickler offenbar geweigert hat, die Geschäftsbeziehungen mit Russland zu beenden. Zumindest aktuell scheinen jegliche Vorwürfe jedoch rein spekulativ zu sein.