Lösung für günstigen Strom im Anmarsch? Diese Projekte stehen aus

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Könnten wir der Lösung für günstigen Strom in Deutschland bereits einen Schritt näher gekommen sein, als wir bisher angenommen haben? Darauf deuten zumindest neueste Zahlen hin, die die vier großen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion TenneT und TransnetBW in Deutschland angeben.
Lösung für günstigen Strom im Anmarsch - Dieses Projekte stehen aus
Lösung für günstigen Strom im Anmarsch - Dieses Projekte stehen ausBildquelle: Foto von Casey Horner auf Unsplash

Laut der Technischen Hochschule Aachen (RWTH) sind in Deutschland zurzeit Stromgroßspeicher mit einer Gesamtleistung von etwa 1,5 Gigawatt installiert. Damit liegt die mögliche Leistung etwas höher, als sie das Atomkraftwerk Brokdorf ursprünglich zur Verfügung stellen konnte. Allerdings können selbst Großspeicher diese Leistung nicht dauerhaft anbieten. Irgendwann ist der eingespeicherte Strom leer und muss zunächst wieder aufgeladen werden. Bisher lassen sich deutschlandweit in Großspeichern lediglich etwa 1,8 Gigawattstunden einspeichern. Das entspricht etwa dem Tagesverbrauch von 180.000 Haushalten.

Privatstromspeicher mit großer Leistung installiert

Allerdings lässt sich bereits heute eine viel größere Menge an Strom in Hauswirtschaftsräumen und Kellerräumen deutscher Haushalte einspeichern. Die Kapazität von Heimspeichern hat sich innerhalb der letzten vier Jahre rund verzehnfacht. Von ursprünglich 1,4 Gigawattstunden auf 14 Gigawattstunden. Das bedeutet, dass allein private Haushalte in Deutschland heute beinahe achtmal mehr Strom einspeichern können als Unternehmen, die große Speicherparks betreiben. Ebenfalls am Netz finden sich zudem etwa 670 Megawattstunden an gewerblichen Speichern, die vorrangig von Industrieunternehmen und größeren Bauernhöfen genutzt werden. Das Ende ist dabei jedoch keineswegs in Sicht. Denn allein zurzeit werden von Monat zu Monat mehrere Hunderte Megawattstunden Speicherkapazität hinzugebaut. Da die Preise für Stromspeicher und PV-Anlagen auf ein Rekordtief gefallen sind, dürfte sich dieser Trend auch weiterhin fortsetzen.

Balkonkraftwerke inklusive Wechselrichter sind bereits ab 200 Euro erhältlich. Einen Stromspeicher mit 10 Kilowattstunden Speicherkapazität erhältst du bereits für 1.500 Euro. Noch vor einigen Monaten wären für solche Speichergrößen bis zu 5.000 bis 10.000 Euro üblich gewesen. Von Mai bis September können Haushalte die eigenen Stromkosten dank PV-Anlagen und Stromspeichern bereits gen null senken. Viele Investitionen können viel früher amortisiert werden, als das noch im vergangenen Jahr der Fall war. Dennoch bleibt der viele Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie privaten PV-Anlagen auch zugleich eine Hürde. In Phasen, in denen zu viel davon unkontrolliert eingespeist wird, sind hohe Redispatch-Aufwände inklusive Entschädigungszahlungen notwendig.

Stromspeicher sollen Abhilfe schaffen – und das könnte sogar bald geschehen

Einen Lichtstreifen gibt es jedoch am Horizont, nämlich eine regelrechte Flut an Anschlussbegehren für Großstromspeicher, die auf die vier Übertragungsnetzbetreiber einströmen. Aktuell summieren sich diese Großstromspeicher-Anfragen bereits auf stolze 161 Gigawatt Gesamtleistung. Das bedeutet, dass längst mehr als hundertmal mehr Stromspeicheranschlüsse angefragt wurden, als bereits am Stromnetz angeschlossen sind. Man sollte die Zahl jedoch mit etwas Abstand betrachten. Eine Anfrage stellt nicht automatisch einen nachher vollendeten Großstromspeicher dar. Viele Unternehmen fragen auch mehrere mögliche Standorte für ihre Projekte an, ohne nachher jeden möglichen Standort zu realisieren. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Entweder, dass von Anfang an mit einem Teil an Absagen seitens der Netzbetreiber gerechnet wird oder nachher nur Gelder für weniger Großstromspeicher zur Verfügung stehen sowie ähnliche Schwierigkeiten.

Der Netzbetreiber Amprion rechnet damit, dass nur etwa 70 bis 80 Prozent der Anfragen für die Netzbetreiber technisch umsetzbar wären. Geht man jedoch nur bereits von der Hälfte der realisierten Projekte mit 80 Gigawatt aus, wäre das dennoch eine überraschend hohe Anzahl. 80 Gigawatt an Leistung könnten bei einer mittleren Speichertiefe von rund drei Stunden bis zu 240 Gigawattstunden Speicherkapazität bedeuten. Das entspräche dem derzeitigen Tagesverbrauch von 24 Millionen Haushalten in Deutschland.

Damit wären sämtliche Erwartungen weit übertroffen. Selbst der sogenannte Netzentwicklungsplan Strom ging lediglich von 43 bis 54 Gigawatt Leistung an Großspeichern aus. Und das keineswegs in den nächsten Jahren, sondern erst im Jahr 2045. Im Jahr 2037 rechnete der Plan lediglich mit 24 Gigawatt Leistung. Dabei sind schon heute beinahe siebenmal so viel beantragt. Selbst wenn nur jeder dritte Großstromspeicher ans Netz angeschlossen würde, ließe sich damit eine große Wirkung zur Stabilisierung der Netze und damit auch der Strompreise in Deutschland erreichen.

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