Die Aufregung ist groß: Amazon belauscht seine Kunden. Denn Amazon-Mitarbeiter können gespeicherte Aufzeichnungen von Amazon-Lautsprechern (Echo / Alexa) offenbar jederzeit aufrufen. Und das ganz bewusst, um die Alexa-Services weiter zu verbessern. Ein Datenskandal, den man schärfer kaum verurteilen könnte, soviel ist klar.
Der Kunde ist eigentlich selbst Schuld
Aber ehrlich: Dürfen wir uns über die aktuelle Datenschutz-Debatte rund um Alexa und Co. wirklich wundern? Jeder musste in meinen Augen damit rechnen, dass genau das passiert, was nun öffentlich wurde. Seit Jahren erlauben wir immer mehr Produkten den Zugriff auf unsere persönlichen Daten, binden sie in unser vernetztes Zuhause, das Smart Home, ein. Vermutlich ist die Wanze namens Alexa folglich nur die Spitze des Eisbergs.
Zugegeben: Ich bin kein Freund von aufgeregten Stigmatisierungen wenn es um das Thema Datenschutz geht. Google hat zum Beispiel Zugriff auf viele persönlichen Daten von mir. Dafür darf ich aber auch viele in meinen Augen sehr gute Services von Google kostenlos nutzen. Google Mail zum Beispiel. Google Maps ebenso. Und auch der Google Kalender ist mir fast täglich eine große Hilfe. Ich nutze die kostenlosen Dienste von Google gerne. Entsprechend soll Google meine Nutzungsdaten gerne verwenden, um mir in Zukunft noch bessere Dienste anbieten zu können.
Und nun also Amazon: Die Auswertung von Audioaufzeichnungen hinter Alexa-Sprachbefehlen ist sicherlich eine ganze neue Dimension dessen, was man mit Blick auf den Datenschutz eigentlich vermeiden möchte. Und die Debatte ist sicherlich auch Wasser auf die Mühlen von allen Skeptikern, die stets vor den von smarten Lautsprechern ausgehenden Gefahren gewarnt haben.
Zwar betont Amazon, dass alle Aufzeichnungen anonym bleiben. Doch dem Vernehmen nach lassen sich von Amazon-Mitarbeitern teilweise eben doch Rückschlüsse darauf ziehen, wessen Audio-Schnipsel gerade analysiert wird. Und das ist in meinen Augen ein Unding. Unabhängig davon, ob Nutzer das Speichern von Sprachbefehlen in den Einstellungen ihres Amazon-Kontos deaktivieren können oder nicht.
Andere Hersteller arbeiten wie Amazon
Dass Google, Sonos, Apple und andere Hersteller von smarten Lautsprechern ihre Kunden ebenfalls über Mitarbeiter belauschen ist alles andere als unwahrscheinlich. Es ist sogar vorstellbar dass der deutsche Geheimdienst die modernen Lautsprecher nutzt, um Abhörmaßnahmen durchzusetzen. Auch das wäre nicht akzeptabel.
Und genau deshalb sollte sich jeder Nutzer vor dem Kauf eines vernetzten Lautsprechers die Frage stellen: Möchte ich mich dem Risiko, dass meine persönlichen Gespräche mitgehört werden, wirklich aussetzen? Ich persönlich sage: Muss ich nicht haben. Denn selbst wenn ich mich nicht an jeder Datenschutz-Diskussion beteiligen möchte, so habe ich doch ein schlechtes Gefühl dabei, einen ständig mithörenden Lautsprecher im Wohnzimmer stehen zu haben.
Und was ist mit Smartphones?
Aber eine Frage möchte ich an dieser Stelle einfach mal in den Raum stellen: Was passiert eigentlich jeden Tag mit unser aller Smartphones. Auch darin kommen schließlich immer häufiger Sprachassistenten zum Einsatz. Ein Mikrofon ist sowieso an Bord. Können wir eigentlich sicher sein, dass diese Geräte nicht genauso agieren wie die Lautsprecher, die jetzt in der Kritik stehen? Nur mal so als Gedankenspiel…