Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Telekommunikationsverbands Buglas, hat dazu eine klare Meinung – und bringt sie in einem Bild auf den Punkt: „Ob ich 400 oder 800 Megabit pro Sekunde kriege – ist mir doch egal, solange ich das Gefühl habe, das läuft richtig gut und schnell. So ähnlich wie bei der Waschmaschine: Keiner setzt sich davor und misst nach, ob sie 1.400 Umdrehungen schafft.“ Diese alltagsnahe Analogie zeigt, worum es beim Glasfaserausbau wirklich geht. Nicht um theoretische Höchstwerte, sondern um praktische Zuverlässigkeit. Und genau da liegt die Stärke der Glasfaser. Sie ist robust, liefert konstante Leistung – auch wenn mehrere Geräte im Haushalt gleichzeitig im Netz sind – und ist weniger störanfällig als andere Technologien wie etwa Kabel oder DSL.
„Wir haben ein verdammtes Problem!“
Doch warum zögern noch so viele? Heer nennt die Zahlen: Zwar sei die Zahl der Haushalte, die theoretisch einen Gigabit-Anschluss haben könnten, hoch – aber viele dieser Anschlüsse würden nicht genutzt. „Wir haben ein verdammtes Problem, die Leitungen, die wir legen, auch zu verkaufen“, sagt er offen. Das liegt oft daran, dass vielen Menschen der konkrete Nutzen nicht klar ist. Dabei verändert sich das Kommunikationsverhalten gerade rasant.
Heer nennt das Beispiel seines eigenen Sohnes: „Der ist 18 und fragt: Was ist Telefon? Wofür braucht man E-Mails?“ Für viele junge Menschen ist das Smartphone mit Videochats, Musikstreaming und Apps der zentrale Zugang zur Welt – klassische Kommunikationsmittel verlieren an Bedeutung. Was zählt, ist ein stabiles, schnelles Netz – und das bietet Glasfaser.
Doch nicht nur für Jugendliche ist Glasfaser sinnvoll. Heer sagt klar: „Wenn das Internet weg ist, sitzt du quasi im analogen Nirwana. Das ist schon fast schlimmer als ein Stromausfall.“ Die Anforderungen an Netze steigen ständig – durch Homeoffice, Streaming, digitale Verwaltung oder Online-Bildung. Wer heute investiert, investiert in die eigene digitale Zukunft.
Glasfaser als Daseinsvorsorge
Hinzu kommt: Die Nachfrage allein entscheidet über den Ausbau. „Nur wo auch Anschlüsse gebucht werden, lohnen sich Investitionen“, so Heer. Besonders in Deutschland, wo der flächendeckende Ausbau wegen der Siedlungsstruktur besonders herausfordernd ist, müsse man jede Gelegenheit nutzen. Damit spricht er einen wunden Punkt an, denn die Nachfrage nach Glasfaser ist viel zu gering. Wohl auch, weil die Anbieter einen falschen Ansatz nutzen, ihre schnellen Leitungen zu vermarkten. Denn viele Glasfaser-Netzbetreiber glauben, die Kunden mit immer höheren Datenraten locken zu können. Dabei geht es den Kunden ab einer gewissen Bandbreite um etwas anderes, wie Berater Sebastian Krems beim FRK sagte: Kunden wünschen sich in erster Linie Zuverlässigkeit. Dazu gehören auch Stabilität, Zukunftssicherheit und genügend Reserven für die Zukunft. Alles Punkte, die Glasfaser liefern kann, die die Anbieter aber bei der Vermarktung ihrer Leitungen nicht in den Vordergrund stellen.
Heer betont: „Die Netzinvestitionen müssen sich rechnen – und das gelingt am besten gemeinsam.“ Er plädiert dafür, Marktstrukturen stärker zu öffnen und über Anbietergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Kooperation statt Konfrontation – das sei der Weg nach vorn. Sein Fazit: Glasfaser ist mehr als Geschwindigkeit. Sie ist die Grundlage für eine verlässliche, zukunftssichere Infrastruktur – und eine Antwort auf die veränderten Anforderungen im digitalen Alltag.