Führerschein ist gescheitert: Abschaffung wird geprüft

3 Minuten
Über den Führerschein ist ein Streit entbrannt. Die Deutsche Verkehrswacht hält ihn zum Teil für gescheitert und nennt Alternativen. Währenddessen prüfen die Verkehrsminister, wie es jetzt weitergeht.
Führerschein ist gescheitert: Abschaffung wird geprüft
Führerschein ist gescheitert: Abschaffung wird geprüftBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

In Deutschland besitzen gut 50 Millionen Menschen einen Auto-Führerschein. Einen Motorrad-Führerschein haben deutlich weniger – etwa fünf Millionen. Die allermeisten sitzen also eher im Auto als auf zwei Rädern. Vor fünf Jahren wurde eine neue Möglichkeit geschaffen, mit der viele plötzlich doch Motorradluft schnuppern konnten. Und jetzt? Wird laut darüber nachgedacht, diese Option wieder zu streichen. Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) schlägt Alarm.

Führerschein: Zu viele Unfälle sorgen für Streit

Seit 2020 gilt nämlich Folgendes: Die B196-Regelung erlaubt Autofahrern ab 25 Jahren mit fünf Jahren Fahrerfahrung, nach nur wenigen Unterrichtsstunden Motorräder bis 125 Kubikzentimeter zu fahren. Eine Führerschein-Prüfung? Nicht notwendig. Ein ungewöhnlich leichter Einstieg. Und ein ziemlich beliebter: Rund 300.000 Menschen haben davon bereits Gebrauch gemacht.

Doch während die einen plötzlich mit 125ern durch die Gegend tuckerten, saß die Deutsche Verkehrswacht schon mit dem Taschenrechner daneben. Und fand heraus, dass die Unfallzahlen nach oben geschnellt sind. Besonders in Bayern, wo die B196-Regelung besonders gut ankam, ist die Kritik laut. Laut einem Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen stiegen die Unfälle mit Leichtkrafträdern seit 2020 um 59 Prozent. Vorher waren die Zahlen jahrelang gefallen, bis sie abrupt in die andere Richtung drehten.

Führerschein weg: So kostet dich die Lichthupe deinen Lappen

„Der Bericht zeigt die Unfallzahlen genau der Altersgruppe, die für diese Führerscheinregelung in Betracht kommt“, sagt DVW-Präsidentin Kirsten Lühmann dazu. „Dadurch wird unmissverständlich klar, dass dieses Projekt im Sinne der Verkehrssicherheit gescheitert ist.“ Für die Verkehrswacht ist klar: Ein paar Unterrichtsstunden ohne Prüfung reichen nicht für ein Fahrzeug, das statistisch zur Hochrisikogruppe gehört.

So geht es weiter

Ganz so einstimmig ist die Sache aber nicht. Der Industrie-Verband Motorrad Deutschland hält dagegen: Wenn mehr Menschen Motorrad fahren, sei es logisch, dass es mehr Unfälle gebe. „Sichere Nutzung fördern, statt Mobilität verhindern – das sollte das gemeinsame Ziel sein“, heißt es dort. Und was nun?

Die Verkehrsminister hatten das Thema bereits auf dem Tisch, entschieden ist aber noch nichts. Denn: Parallel läuft eine EU-Anerkennung, die das Ganze nicht gerade vereinfacht. DVW-Präsidentin Lühmann sagt immerhin: „Der Führerschein muss ja nicht gleich abgeschafft werden. Es könnte unter anderem eine Prüfung durch die Fahrlehrer abgenommen werden.“ Klingt nach: Abwarten. Klar ist nur: Wenn plötzlich Zehntausende mehr Motorrad fahren, steigen eben auch die Zahlen. Ob sich das mit einer Prüfung nach den Fahrstunden ändern würde, bleibt fraglich. Zumal damit die Kosten für den Motorrad-Führerschein deutlich steigen würden und er dadurch an Attraktivität verliert.

Mitreden

1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild H. Wirth

    Die Sicherheit auf 2 Rädern wird nur durch Fahrpraxis erworben, nicht durch eine zusätzliche Prüfung.

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein