DSL-Aus mit Verspätung: Glasfaser-Anbieter fürchten um ihre Existenz

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Die Diskussion um eine Abschaltung von DSL ist seit knapp zwei Wochen in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Zuletzt trat aber Digitalminister Karsten Wildberger auf die Bremse. Das sorgt für Kritik.
Ein DSL-Modem mit LEDs für DSL und Internet

Mit DSL ins Internet

Während die Diskussion um die Zukunft des deutschen Kupfernetzes an Fahrt aufnimmt, schaltet sich nun auch der Branchenverband VATM mit deutlicher Kritik ein: Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten warnt davor, dass die Telekom ihre Marktmacht ausnutzen könnte, um den entstehenden Glasfaser-Wettbewerb gezielt zu behindern. Hintergrund ist die aktuell laufende Debatte über die geplante Abschaltung der DSL-Netze in Deutschland. Die treibt die Branche zwar schon länger um, erreicht aber erst seit einigen Wochen eine breite Öffentlichkeit.

VATM warnt vor „strategischem Missbrauch“

In einer Pressemitteilung bezeichnet der VATM die Abschaltung des alten Kupfernetzes als „größte Chance für die Digitalisierung Deutschlands“. Doch anstatt diesen Wandel fair zu gestalten, nutze die Telekom ihre Position, um Konkurrenten auszubremsen, so der Vorwurf. Die Rede ist von Verzögerungen, Überbau bereits erschlossener Gebiete durch Wettbewerber und „Verweigerung der Nachfrage auf den bereits vielen Millionen gebauten Anschlüssen der Wettbewerber und durch bloßes Handtuchwerfen als vermeintliches Ausbauziel“.

Bundesregierung und Bundesdigitalminister dürften „in dieser fragilen Entwicklungsphase“ des Glasfaserausbaus nicht zulassen, „dass die Debatte und die Unsicherheit um einen Abschalttermin des alten Kupfernetzes von der Telekom ausgenutzt werden, um sich des Wettbewerbs auf dem neuen Netz geschickt zu entledigen“, sagt der Geschäftsführer des Wettbewerbsverbandes Frederik Ufer. „Genau dies droht aber, wenn die Politik die Telekom weiter gewähren lässt und keine klaren Ansagen zugunsten des Wettbewerbs macht.“

Anlass für die aktuelle Diskussion ist ein Impulspapier der Bundesnetzagentur. Es skizziert, wie die sogenannte „Kupfer-Glas-Migration“ technisch und regulatorisch gestaltet werden kann. Ziel ist es, die veralteten, energieintensiven Kupferleitungen der Telekom schrittweise stillzulegen – immer dort, wo Glasfaser als Alternative bereitsteht. Doch genau hierfür fehlen aktuell noch die Spielregeln.

Breko: Deutschland an digitalem Wendepunkt

Auch der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) sieht Deutschland „an einem digitalen Wendepunkt“. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um mit einem klaren Gesamtkonzept und einer notwendigen Gesetzesanpassung die Weichen für ein wettbewerbs- und verbraucherfreundliches Upgrade von Kupfer auf Glasfaser zu stellen, so der Leiter des Breko Hauptstadtbüros Sven Knapp. Das schaffe Planungs- und Rechtssicherheit für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch für die Unternehmen, die in den Glasfaserausbau investieren. „Wir begrüßen sehr, dass die Bundesregierung bereits an einem solchen Konzept arbeitet.“

DSL-Zwangsabschaltung nicht in Sicht

Doch das Thema sorgt für Verunsicherung: Einige Medien titelten bereits über eine baldige „Zwangsabschaltung“ von DSL-Anschlüssen. Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) hatte zuletzt auf Anfrage der Bild-Zeitung klargestellt: Eine Abschaltung stehe „nicht zur Debatte“, solange keine flächendeckende Versorgung sichergestellt sei. Ein EU-weites Ziel sieht hingegen das Ende des Kupfernetzes (also DSL) bis 2030 vor. Ein Datum, das die Telekom bereits als unrealistisch zurückgewiesen hat. Auch der Breko kritisiert die Berichterstattung der Bild. „Es wird auch keinen ‚Tag X‘ geben, an dem das gesamte DSL-Netz plötzlich abgeschaltet wird“, so Knapp. „Diese Schreckensszenarien sind realitätsfern und verunsichern unnötig.“

Ein generelles Problem dürfte auch sein, dass ein großer Teil der Glasfasernetze aktuell als „Homes Passed“ ausgebaut werden. Das bedeutet, die Glasfaserleitung geht sprichwörtlich am Kunden und seinem Haus vorbei, aber nicht ins Haus. Bei der Bestellung eines entsprechenden Anschlusses müssen dann erst Bauarbeiten stattfinden, was die Schaltung um Wochen, Monate oder noch mehr verzögert. DSL und Kabel sind indes verfügbar und bieten für die meisten Nutzer ausreichend hohe Datenraten.

1 Kommentar

  1. Tigra Watanabe
    Die Bild ist keine Zeitung, bzw darf sich nicht mehr Zeitung nennen. Passender wäre "das Klatschblatt Bild". Solange deutsche Behörden noch antike Fax Geräte nutzen, brauchen die zum Betrieb von Glasfaser sicher jemanden der mit einer Taschenlampe Morsecodes in die Leitung blinkt. Kein wunder das wir digitales Entwicklungsland sind, wenn man in manchen Urwäldern eine schnellere verbindung hat als im Funkloch Berlin. Bis wir da sind wo andere Länder gerade sind dauert es bestimmt 10-20 Jahre.
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