Deutsche Post stellt Telegramm ein: Damit hatte niemand gerechnet

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Schluss, aus, vorbei. Die Deutsche Post hat einen 150 Jahre alten Dienst für immer eingestellt. Die Einstellung erfolgte überraschend zum Ende des Jahres. Doch was Silvester passierte, war wohl selbst für die Post überraschend.
Eine Briefträgerin bei der Zustellung von Post mit dem Fahrrad
Eine Briefträgerin bei der Zustellung von Post mit dem FahrradBildquelle: Deutsche Post

Das Telegramm der Deutschen Post ist Geschichte. Mit Ablauf des Jahres 2022 hat die Post die Zustellung für immer eingestellt. Doch zum Ende des Telegramms erlebte sie noch einmal eine Überraschung, wie sie nun selbst dokumentierte. Doch blicken wir zunächst zurück in eine Zeit, in der es kein Handy und kein Internet gab und auch längst nicht jedes Haus einen Telefonanschluss hatte: 1978 hat die Bundespost 13 Millionen Telegramme zugestellt. Das hat die Welt vor etwa zehn Jahren berichtet. 1990, im Jahr der politischen Wende in Deutschland, waren es immer noch 1,7 Millionen Telegramme, die den Empfänger über wichtige Nachrichten wie den Tod eines nahen Verwandten informieren oder als Gratulation zu Hochzeit oder Geburtstag gedacht waren.

„Lange Zeit war das Telegramm weltweit die schnellste Art zu kommunizieren“, heißt es nun auch von der Deutschen Post. Die Pressemitteilung der Post klingt wie ein Nachruf: „In knappen Zeilen wurden besonders wichtige politische oder militärische Nachrichten übermittelt, aber auch solche privater Natur wie Hochzeiten oder Geburten. Eine gekürzte Sprache sowie das Weglassen von Personalpronomen und Adjektiven – jedes Wort und jedes Zeichen kostete schließlich Geld – zeichneten Telegramme aus.“ Doch damit ist jetzt Schluss. Denn in den vergangenen Jahren sank die Nachfrage nach diesem Produkt auf Privatkundenseite immer mehr, wie die Post mitteilte. „Lediglich Unternehmen und Verwaltungen nutzten dieses Produkt noch in nennenswertem Umfang, etwa bei Firmenjubiläen oder als Einladungen.

Überraschender Boom zum Ende des Telegramm

Das Onlineportal paketda.de hatte kurz vor Weihnachten als Erstes über die Einstellung des Telegramms berichtet. Nachdem wir bei inside digital diese Information aufgegriffen hatten, meldeten auch zahlreiche andere Massenmedien die Einstellung des Telegramms. Dabei war das von der Post offenbar gar nicht geplant. Sie wollte das Telegramm ohne große Aufmerksamkeit verschwinden lassen.

Doch nach dem gewaltigen Medienecho gab es einen ungeahnten Boom beim Telegramm. „An den letzten beiden Werktagen des Jahres nutzten noch einmal jeweils mehr als 3.000 Kundinnen und Kunden das Telegramm“, heißt es nun von der Post. Allein an Silvester waren es genau 3.228. Zum Vergleich: In den Vorjahren wurden gerade einmal zwischen 200 und 300 Telegramme versendet – pro Monat! Damit hatte wohl niemand gerechnet. Auch die Post nicht, weswegen es nach paketda.de-Infos auch zu Problemen bei der Verfügbarkeit bestimmter Schmuckblätter und beim Tracking der Telegramme gekommen sein soll. Da die Post mit keiner großen Öffentlichkeit gerechnet hat, war es zwischen den Feiertagen für das Unternehmen kaum möglich, entsprechend zu reagieren.

Es gibt eine Alternative zum Telegramm

Übrigens: Das Unternehmen Pacster verschickt weiterhin Grußschreiben, die einem Telegramm ähnlich sind. Bei einer Bestellung bis Mitternacht soll eine Zustellung am Folgetag zwischen 10 und 12 Uhr garantiert sein. Eine Abendzustellung zwischen 18 und 24 Uhr ist für 6 Euro extra möglich.

Der Dienstleister arbeitet dazu mit dem Expressdienst Go! Zusammen, der auf die Express-Zustellung von Dokumenten und Waren spezialisiert ist. Auf Wunsch kannst du hier sogar ein Geschenkset wie Infinity Rosen, ein Baby-Geschenkset oder eine Flasche Champagner mitschicken. Sogar eine Zustellung an Sonntagen und eine bis auf 15 Minuten termingenaue Zustellung sollen möglich sein, wenn du bereit bist, die entsprechenden Kosten zu tragen.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild SWM Hafke

    Huten Tag meine Herren und Damen.

    Es gibt viele speziell älter Menschen, die weder Smartphone noch Internet haben.
    Zu alledem finde ich daß ein Telegramm sicherer als Email sind.
    Mir Besten Grüßen
    SWM Hafke

    Antwort
    • Nutzerbild Stephan R

      es wurde viel zu wenig genutzt, weshalb es aus wirtschaftlichen Gründen abgeschafft wurde. Damit steigern wir uns weiter in eine Abhängigkeit vom Internet/ Mobiltelephone. Kommt davon, wenn wir nur das billigste und komfortabelste Produkt nutzen.

      Antwort
  2. Nutzerbild Ingrid Schultz

    Dieser Ansicht kann ich mich vorbehaltlos anschließen.

    Antwort

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