Fahrer eines E-Autos kennen das: Man steckt das E-Auto an die Schnellladesäule – und die versprochene Ladeleistung wird nicht erreicht. Aber warum ist es so, dass ein Elektroauto, das zum Beispiel 150 kW Ladeleistung erreichen soll, mit einer deutlich niedrigeren Leistung neuen Strom für zusätzliche Reichweite zieht? Nun, es kommt darauf an: Denn es gibt verschiedene Ursachen, die dazu führen können, dass dein E-Auto langsamer lädt als versprochen. Wir geben dir praxisnahe Tipps, damit das DC– oder HPC-Schnellladen effizienter abläuft.
Tipp 1: Batterie vorkonditionieren – Hitze oder Kälte beeinflussen den Ladeprozess
Damit die Batterie deines E-Autos unter optimalen Bedingungen laden kann, bedarf es der richtigen Temperatur. Für hohe Ladeströme muss sich der Akku des Autos in einem optimalen Temperaturfenster befinden. Nur wenn die Batterie ihre sogenannte Wohlfühltemperatur erreicht, kann sie die optimale Ladeleistung erzielen. Deswegen gilt: Bei kalten Außentemperaturen vor dem Ladevorgang die Batterie unbedingt vorheizen. Im Fachjargon nennt man eine solche Funktion auch Vorkonditionierung, die sich bei manchen Modellen auch losgelöst vom Navi in den Fahrzeugeinstellungen aktivieren lässt.
Am besten bereits während der Fahrt zur Ladesäule vorkonditionieren. Etwa über die Routenplanung des ins Auto integrierten Navigationssystems. So erreichst du direkt am Ladepunkt die maximale Ladeleistung; sofern dein E-Auto über eine Batterievorkonditionierung verfügt. Vor allem bei älteren und besonders günstigen Modellen fehlt eine solche Funktion manchmal.
Das E-Auto bei brüllender Sommerhitze zu laden, ist ebenfalls nicht die beste Idee. Wenn du tagsüber laden musst, vermeide es, dein E-Auto in die pralle Sonne zu stellen. Ladeplätze im Schatten sind besser geeignet, um die Batterie zu schonen. Auch kann es sich lohnen, dein E-Auto morgens, abends oder sogar nachts zu laden, wenn die Temperaturen nicht so extrem sind. Lädst du dein Auto zur Mittagszeit im Hochsommer, kann es sein, dass das Batteriemanagement die Ladeleistung einschränkt, um den Akku zu schützen. Denn: Batteriezellen sollten niemals zu heiß werden oder noch zu kalt sein, bevor eine Schnellladung startet.
Tipp 2: Die Ladesäule (nach Möglichkeit) richtig nutzen
Entscheidend kann auch sein, wie du die von dir angesteuerte Ladesäule nutzt. Viele Ladesäulen stellen eine maximale Ladeleistung von 150 kW zur Verfügung. Wenn dein E-Auto schneller laden kann, stößt du an dieser Stelle natürlich an physikalische Grenzen. Du solltest also die maximale Ladeleistung kennen und auch wissen, welche Ladeleistung die Ladesäule vor Ort bereitstellen kann. Oft wird das in Form eines Aufklebers an der Ladesäule transparent gemacht.
In jedem Fall solltest du auch darauf achten, möglichst alleine an der Säule zu stehen: Ist ein zweites Fahrzeug angeschlossen, wird die Leistung meist einfach halbiert. Heißt konkret: An einer 150-kW-Säule steht für beide Autos nur noch je 75 kW maximale Ladeleistung zur Verfügung, an einer 300-kW-Säule sind es jeweils 150 kW. Manche Stationen teilen inzwischen die maximal verfügbare Ladeleistung auch dynamisch. Aber Stand heute ist das alleinige Laden überwiegend effizienter.
Tipp 3: Ladekurve deines Autos verstehen
Jedes Fahrzeugmodell verfügt über eine individuelle Ladekurve, die zeigt, welche maximale Ladeleistung bei welchem Akkustand möglich ist. Als Faustregel gilt: Je niedriger der SoC (State of Charge) deiner Batterie ausfällt, desto höher die Ladeleistung. Allerdings: Im relevanten Bereich zwischen 10 und 80 Prozent kommt es zu deutlichen Unterschieden zwischen einzelnen E-Auto-Modellen, wie der ADAC ermittelt hat.
In jedem Fall solltest du dein Elektroauto an einer Schnellladesäule nach Möglichkeit nur bei einem SoC-Stand zwischen 10 und 30 Prozent laden, um die bestmöglichen Ladeleistungen erzielen zu können. Steuerst du eine Wallbox oder eine AC-Ladesäule an, lädt dein Auto nicht mit Gleichstrom, sondern mit Wechselstrom und entsprechend langsamer. Das ist ebenfalls förderlich für eine langfristige Akkugesundheit.
Und noch etwas ist wichtig: Die maximale Ladeleistung eines E-Autos wird meist nur für eine kurze Zeit erreicht. Wichtig ist es deswegen bei einem Neuwagenkauf, dass du dich für ein E-Auto entscheidest, dessen Ladekurve möglichst lange über die gesamte Ladezeit auf einem hohen Niveau verweilt, statt zu schnell abzufallen.
Tipp 4: Effizient laden – lieber öfter kurz, statt einmal lang
Besonders auf der Langstrecke wichtig: effizientes Laden. Es ist oft nicht sinnvoll, über 80 Prozent SoC hinaus zu laden, weil die Ladeleistung dann überproportional sinkt. Effizienter ist es, öfter kurz zu laden, statt den Akkustand auf 100 Prozent zu treiben. Ohnehin ist es auch hier für die Langlebigkeit deines E-Auto-Akkus zu empfehlen, nur in dringenden Fällen voll aufzuladen. Regelmäßiges Laden auf 100 Prozent SoC kann deinen Akku auf Dauer schädigen und die nutzbare Kapazität verringern.
Mit diesen Maßnahmen profitierst du als Fahrer eines Autos nicht nur von schnelleren Ladezeiten, sondern auch von besserer Kosten-Effizienz, geringerem Stress und nachhaltiger Nutzung der Ladeinfrastruktur. Ob im Alltag oder auf der Langstrecke – wer vorausschaut und gezielt lädt, fährt einfach besser. Grundsätzlich solltest du immer beachten, dass schwankende Ladeleistungen oft technisch bedingt und von den Autoentwicklern so gewollt sind.