Überteuerte Heizkosten bei jedem Vierten? Preisdeckel wird gefordert

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Deutschland ist kein Land, in dem ein Verzicht auf das Heizen außerhalb der warmen Sommermonate möglich ist. Dementsprechend hart treffen hohe Energiepreise Haushalte. Eine Heizart ist dabei bereits seit Jahren besonders auffällig. Nun werden Forderungen nach einem Preisdeckel laut.
Mieter in Heizkostenfalle - Das steckt hinter horrenden Nachzahlungen

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Man stelle sich vor, dass jeder Vierte mehr als 20 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für das Heizen zahlt. Jeder Zehnte sogar mehr als 25 Cent pro kWh. Eine Preisspanne, die glücklicherweise nicht auf alle Arten des Heizens in Deutschland zutrifft, doch allein, dass es einen derart bitteren Schnitt in einer davon gibt, ist ein bitteres Armutszeugnis. Manche Leser ahnen es bereits: Es ist von der Fernwärme die Rede. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat Preise für Fernwärme in Deutschland ausgewertet. Das Ergebnis ist ebenso eindringlich wie schockierend.

Fernwärme führt zu überteuerten Heizkosten

Auch wenn man die Durchschnittspreise der Fernwärmeversorgung betrachtet, ist das Ergebnis ernüchternd. Er liegt laut vzbv bei rund 17 Cent pro kWh. Zum Vergleich: Neukunden beim Heizen mit Gas würden derzeit rund 9 Cent brutto im Durchschnitt zahlen. Beinahe halb so viel wie Haushalte, die auf Fernwärme angewiesen sind. Dabei ist die Lage für Haushalte, die mit Fernwärme heizen, sogar besonders prekär. Im Gegensatz zu anderen Heizarten gibt es dabei keine große Auswahl an Anbietern. Ein regelmäßiger Wechsel, um sich vor hohen Kosten zu schützen, ist somit nicht möglich.

Die Fernwärmeversorgung ist ein Monopol, bei dem Haushalte auf den Anbieter angewiesen sind, der ihre Region versorgt. Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Ganz gleich wie überteuert die Preise sein mögen, ein spontaner Wechsel kann nicht umgesetzt werden. Selbst von der Fernwärme auf eine andere Heizmethode umzusteigen, kann kompliziert sein. Abgesehen von den hohen Kosten, die für eine neue Heizungsanlage anfallen, sind auch vertragliche Vereinbarungen mit der Fernwärmeversorgung häufig auf längere Zeit geschlossen.

Monopol steht bereits seit Langem in Kritik

„Die Fernwärmepreise unterscheiden sich regional sehr stark“, sagt Florian Munder, Energieexperte beim vzbv. „Wer an ein Wärmenetz mit hohen Preisen angeschlossen ist, hat schnell zusätzliche Kosten von mehreren hundert Euro pro Jahr.“ Verbraucher, die ein typisches Mehrfamilienhaus bewohnen, zahlen bei einem Preis von 20 Cent je kWh rund 290 Euro mehr als der Durchschnitt im Jahr. Bei einem Preis von 25 Cent sind es sogar Mehrkosten von bis zu 770 Euro. „Wärmenetze müssen endlich verbraucherfreundlicher werden“, sagt Munder. Doch dafür muss es eine zügige Modernisierung der Fernwärmeverordnung geben sowie die Einrichtung einer bundesweiten Preisaufsicht. Im gleichen Atemzug sollte auch dringend eine Lücke in der Fernwärmeverordnung geschlossen werden, die zu horrenden Mehrkosten für Mieter führen kann – unabhängig der Art der Energieversorgung.

Diese Forderungen werden nicht zum ersten Mal laut. Schon im vergangenen Jahr wuchs die Kritik an der Fernwärme und ihren derzeitigen Bedingungen kontinuierlich. Dabei stand vor allem die intransparente Preisgestaltung wiederholt im Scheinwerferlicht. Doch auch starke Negativbeispiele, wie der Wegfall der Versorgung von Haushalten durch den Fernwärmeversorger im bayerischen Dorf Wenzenbach gingen durch die Nachrichten. Ein vom vzbv beauftragtes Gutachten von Ende 2024 kam bereits zu dem Ergebnis, dass eine unabhängige Stelle eine Preisobergrenze festlegen und deren Einhaltung kontrollieren sollte.

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Fernwärme als Baustein für die Wärmewende

„Bezahlbare Fernwärme ist ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Wärmewende“, sagt Munder. Damit die Integration der Fernwärme jedoch wirtschaftlich und sinnvoll gelingen kann, sollten dabei nur Wärmenetze gebaut werden, bei denen die Verbraucher am Ende auch vergleichbare Kosten zu einer Wärmepumpe erhalten würden. „Um einen fairen Vergleich zwischen den beiden Schlüsseltechnologien der Wärmewende ziehen zu können, müssen Wärmenetze und Wärmepumpen eine vergleichbare öffentliche Förderung erhalten“, so Munder. Die erhobenen Daten zeigen eines deutlich: Bleibt die Preisgestaltung von Fernwärme sich selbst überlassen, werden vor allem die Verbraucher diesen Preis teuer bezahlen. An dieser Stelle wäre die Politik gefragt, Maßnahmen zu beschließen, die die Versorgung von Haushalten mit Fernwärme aus der Sondermonopol-Stellung hin in eine sichere Versorgungsmöglichkeit für Städte heben.

1 Kommentar

  1. Karsten Frei
    Seht gut. Wie bestellt, so geliefert. Die Menschen in Deutschland haben Rot/Grün gewählt und jetzt wird abgerechnet.
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