Über 100 Wissenschaftler warnen vor Messenger-Plänen der EU

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Eine Chatkontrolle ist bereits seit Längerem ein polarisierendes Thema – auch auf EU-Ebene. Diese soll Kriminelle daran hindern, Messenger für ihre Machenschaften zu missbrauchen. Doch nun warnen hunderte Wissenschaftler vor einer solchen Überwachungsmaßnahme.
Über 100 Wissenschaftler warnen vor Messenger-Plänen der EU
Über 100 Wissenschaftler warnen vor Messenger-Plänen der EUBildquelle: Eddy Billard / Unsplash

Die Europäische Union plant die Einführung einer Chatkontrolle. Diese verpflichtet Messengerdienste, die Chats ihrer Nutzer zu durchsuchen. Darüber hinaus soll eine künstliche Intelligenz selbst Telefonate überwachen und auswerten. So könne sie den Kontakt zwischen Minderjährigen und Erwachsenen mit Missbrauchsabsicht verhindern. 

Chatkontrolle zu gefährlich?

Das Projekt der Chatkontrolle soll gestoppt werden, fordern aktuell hunderte Wissenschaftler. Es sei obsolet und eine Gefährdung der Privatsphäre der Nutzer. „Wir warnen eindringlich davor, dieses Vorhaben oder ähnliche Maßnahmen weiterzuverfolgen, weil sie mit gegenwärtiger oder vorhersehbarer Technik nicht erfolgreich sein können, während die Schädigungsgefahr erheblich ist“, heißt es in einem offenen Brief an das EU-Parlament, der den Namen „CSA Academia Open Letter“ trägt. 

Die EU möchte ein System lokaler Datenbanken aufbauen. Mit ihrer Hilfe ließen sich Bilder mit digitalen Fingerabdrücken verknüpfen. Die Forscher unterstreichen in ihrem Brief: „Diese Unterminierung würde das Umfeld für Sicherheits- und Datenschutzarbeit in Europa schwächen, was unsere Möglichkeiten zur Errichtung einer sicheren digitalen Gesellschaft reduzieren würden.“ Gleichzeitig haben sich auch zwanzig Forscher aus Österreich zu diesem Projekt der EU geäußert: „Als Wissenschaftler:innen, die aktiv in verschiedenen Bereichen dieser Thematik forschen, geben wir daher in aller Klarheit die Erklärung ab: Dieser Vorstoß ist nicht sicher und effektiv umsetzbar.“ Sie fügten hinzu: „Derzeit ist keine Weiterentwicklung der entsprechenden Technologien absehbar, die eine solche Umsetzung technisch ermöglichen würde.“

Probleme und Bedenken: Wäre die Chatkontrolle zu ungenau? 

Alleine in der EU verschicken Nutzer täglich unzählige Textnachrichten. Folglich wäre das Risiko recht hoch, dass unbedenkliche Inhalte gemeldet und an die Behörde weitergeleitet werden. Es würden Sicherheits- und Privatsphärenprobleme entstehen. Die Verwendung einer KI sei unverantwortlich, aufgrund einer sehr hohen Fehlerrate. Die Wissenschaftler ergänzen: „Der massive Grundrechtseingriff durch ein solches Instrument der Massenüberwachung ist nicht verhältnismäßig und würde große Kollateralschäden in der Gesellschaft erzeugen.“

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