Smart Glasses auf der IFA 2025: Viele Ideen, ein großes Problem

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Auf der IFA 2025 haben wir Smart Glasses ausprobiert. Von futuristischen Walkie-Talkie-Brillen bis hin zu Modellen, die fast wie normale Sonnenbrillen wirken. Technik top, Passform flop? Unser Eindruck nach der IFA.
Smart Glasses auf der IFA 2025: Viele Ideen, ein großes Problem

Smart Glasses auf der IFA 2025: Viele Ideen, ein großes Problem

Die IFA 2025 hat wieder einmal gezeigt, wie rasant sich die Welt der Smart Glasses entwickelt. Nach einem Ausflug nach Berlin Ort können wir sagen: Die Zukunft ist nah, aber nicht alle Hersteller haben ihre Hausaufgaben gleich gut gemacht. Hier sind unsere persönlichen Eindrücke von den spannendsten Smart Glasses, die wir ausprobieren konnten.

Eine Brille als Walkie-Talkie: BleeqUp machts möglich!

Zum Start lohnt sich der Blick auf ein Modell, das auf der IFA etwas aus dem Rahmen fiel: die BleeqUp Ranger Pro. Auffällig ist die mittig platzierte Kamera – ein Ansatz, der selten funktioniert, hier aber überraschend stimmig umgesetzt ist. So kommt ein wirklich perfekter Point of View zustande, der beim Anschauen der Videos das Gefühl gibt mittendrin zu sein. Dazu kommen unkonventionelle Funktionen wie eine Walkie-Talkie-Option, eine kleine Fernbedienung sowie die Möglichkeit, einen externen Akku anzuschließen, den man an dem Helm befestigen kann.

BleeqUp Ranger

Bei der Verarbeitung setzt BleeqUp auf Zeiss-Gläser und einen anpassbare Nasenbügel, der für stabilen Halt sorgt. Features wie automatische Highlight-Erkennung und elektronische Bildstabilisierung unterstreichen den Anspruch, die Brille auch im Alltag einsetzbar zu machen. Grenzen zeigen sich allerdings bei der Passform: Für kleinere oder durchschnittliche Köpfe ist die Ranger Pro schlicht zu groß.

Viel Power, wenig Eleganz: TCL RayNeo X3 Pro

Die RayNeo X3 Pro von TCL punktet mit beeindruckender Technik. Die KI funktioniert überraschend flüssig – von der Live-Übersetzung bis hin zum Teleprompter-Modus. Besonders die Navigation überzeugt: Das System erkennt die Umgebung präzise und blendet hilfreiche Informationen ein. Die zentral positionierte Kamera liefert ordentliche Aufnahmen; das Display bietet eine respektable Auflösung für AR-Anwendungen.

TCL RayNeo X3 Pro

Leider macht die Hardware-Umsetzung vieles zunichte. Die etwas dick geratenen Bügel erinnern eher an Sci-Fi-Designs vergangener Jahrzehnte als an ein modernes Design für den Alltag. Noch problematischer: Die Anordnung der Displays führt zu einem leichten Schielen, was bei längerem Tragen ermüdend wirkt. Die Bedienung fühlt sich wenig intuitiv an, und auch diese Brille ist wieder nichts für Menschen mit „normalen“ Kopfgrößen.

Rokid Glasses auf der IFA: scharfes Display, grünes Licht

Rokid hat definitiv das schärfste Display. Die Darstellung ist gestochen scharf und lässt andere Modelle alt aussehen. Designtechnisch gefällt mir der Ansatz: Abgesehen von der Kamera sehen die Glasses aus wie eine normale Brille. Das macht sie alltagstauglich. Die Navigation durch das Menü ist erfreulich simpel, und das KI-System mit beispielsweise Kalender- und Wetter-Integration funktioniert reibungslos.

Rokid Glasses
Menü in grüner Schrift in Rokid Glasses

Das größte Problem: Auch diese Brille ist nichts für kleine Köpfe. Die grüne Schrift des Displays mag scharf sein, aber die Lichtstreuung irritiert. Zudem sieht man von außen das grüne Leuchten teilweise deutlich durchschimmern. Außerdem bleibt fraglich, wie gut die Sprachassistent-Integration langfristig und in lauten Umgebungen funktioniert. Die Bedienung ist zwar einfach, aber nicht wirklich intuitiv.

Style trifft Substanz: L’Atitude 52°N

L’Atitude hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Departure Collection sieht aus wie die Trend-Sonnenbrillen, die man in Berlin und Mailand an jeder Ecke sieht. Mit Modellnamen wie „Berlin I 52°N“ und „Milan I 45°N“ treffen sie den Zeitgeist also perfekt. Die Intercom-Strap, ein Band, welches du an die Brille machen kannst, um sie als Walkie-Talkie zu nutzen, und Tour-Guide-Funktion sind durchdacht. Dank des Tourguides kannst du dir alles über Gemälde im Louvre oder eine Stadttour in Paris erzählen lassen. Dazu ist die 12MP-Kamera mit weiterem Bildausschnitt beeindruckend kompakt. Beim Ladecase wurde auch mitgedacht, ein Schütteln reicht, schon wird dir der Akkustand angezeigt. Auch wasserfest sollen die Cases sein.

L’Atitude 52°N: Berlin I 52°N und Ladecase

Aber auch hier haben wir dasselbe Problem mit der Größe. Die Bügel sind zu lang und zu breit für kleine Köpfe. Zudem waren es nur Prototypen, wenn auch sehr überzeugende.

Besonderes Feature, magere Grundausstattung

So bleibt noch ein Hersteller übrig, den wir auf der IFA sehen durften. Dieser überzeugt eher weniger mit der Grundausstattung, denn sie haben in etwa, was alle anderen smarte Brillen auch haben. Doch ein Feature hat uns überzeugt.

Der Hersteller namens Unifly haben wir diverse smarte Brillen gesehen, und sogar eine ausprobiert. Die „Chameleon lens audio glasses“ hat ein für uns besonderes Feature: Du kannst die Gläser mit einem Wisch über die Touch-Fläche dunkel beziehungsweise hell machen. So wie bei klassischen selbst tönenden Gläsern, nur eben per Touch.

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Unser Fazit: Ein großes Problem überschattet alles

Technisch bewegen sich die meisten Smart Glasses inzwischen auf ähnlichem Niveau. Kameras mit rund 12 Megapixeln, vier bis sechs Stunden Akkulaufzeit, KI-Funktionen wie Übersetzung, Navigation oder einfache Assistenten, all das gehört mittlerweile zur Grundausstattung. Unterschiede entstehen vor allem durch einzelne Spezialfunktionen: BleeqUp mit interner Walkie-Talkie-Funktion, TCL mit KI-gestützter Navigation, Rokid mit super scharfem Display oder Unifly mit den per Touch dimmbaren Gläsern.

Doch trotz dieser Vielfalt bleibt das große Problem bestehen: die Passform. Fast kein Modell eignet sich für kleinere Köpfe. Damit droht ausgerechnet das banalste, und doch wichtige Detail die Akzeptanz der Technik zu bremsen. Die IFA 2025 hat gezeigt, dass Smart Glasses technisch reif sind. Doch erst wenn Ergonomie und Alltagstauglichkeit mit der Innovation Schritt halten, können sie den Sprung aus der Nische schaffen.

Bildquellen

  • dscf3620: BleeqUp
  • dscf3491: Lilly Weiler / inside digital
  • dscf3340: Lilly Weiler / inside digital
  • dscf3315: Lilly Weiler / inside digital
  • dscf3562: Lilly Weiler / inside digital
  • img-20250909-094610-1: Anton Meyer / inside digital

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