Um es klar zu sagen: Ich zahle selbst am liebsten mit Karte – beziehungsweise mit meinem Handy. Egal, ob es die Sonntagszeitung am Kiosk, der Wocheneinkauf im Supermarkt oder das Mittagessen mit den Kollegen ist: Ich halte mein Handy ans Terminal und das Geld verschwindet wahlweise von meinem privaten Konto oder unserem Familienkonto. Warum ich am liebsten mit Karte zahle? Es geht schneller, ich trage kein Bargeld bei mir, das ich verlieren oder das mit gestohlen werden kann und ich muss mich nicht drum kümmern, ausreichend Scheine in der Tasche zu haben. Ich persönlich gehe an einem Geschäft auch eher vorbei, wenn es keine Kartenzahlung akzeptiert, wie mein Bäcker nebenan oft genug erfahren muss, wenn ich ohne Geld (aber mit Handy) auf dem Fahrrad unterwegs bin.
Kartenzahlung: Kinder und Jugendliche bleiben oft außen vor
Zahlen per Karte ist auch für den Anbieter sicherer. Schließlich überfällt niemand ein Kartenterminal und mögliche Ausfälle sind meistens über die Verträge mit den Banken abgedeckt. Anders ist es bei Falschgeld in der Kasse. Last not least ist Bargeld auch hygienischer. Ich finde es nicht gerade appetitlich, wenn der Verkäufer beim Streetfood-Markt erst mein Essen fertig macht und danach Geld in die Hände nimmt. Denn auch, wenn hier oftmals Handschuhe im Spiel sind: Wer mit den Handschuhen gleichermaßen das Essen anfasst und das Geld annimmt, der kann es mit den Handschuhen auch gleich sein lassen.
Dennoch: Bargeld komplett zu verweigern, kann auch schnell eine Form der Diskriminierung werden. Und zwar eine Diskriminierung gegenüber Kindern und Jugendlichen. Klar: Kinder und Jugendliche sind noch nicht geschäftsfähig. Zumindest ist das die landläufige Meinung. Doch das ist so nicht korrekt, wie der Blick in §110 BGB zeigt. Dort findet sich der sogenannte Taschengeldparagraf. Demnach dürften Kinder ab 7 Jahren das Geld, das sie von ihren Erziehungsberechtigten zur Verfügung gestellt bekommen haben, auch ohne Zustimmung dieser ausgeben – mit Ausnahmen. Elektronische Geräte, teurer Schmuck und teures Spielzeug kann nur mit der Zustimmung der Erziehungsberechtigten gekauft werden. Liegt die nicht vor, können diese die Rückabwicklung des Kaufes verlangen.
Dann ist doch alles in Ordnung, mag man meinen. Bei größeren Einkäufen müssen sowieso die Eltern dabei sein und kleinere Gegenstände und Essen gibt’s ja immer noch für Bargeld. Mitnichten. Denn die „No Cash“-Offensive zieht in den Alltag ein. Mag man beim Aus für Bargeld bei freenet und Gravis noch sagen, dass das nur Erwachsene betrifft, gibt es inzwischen auch andere Beispiele. So hat in Berlin am Potsdamer Platz jetzt mit dem Manifesto ein Essen-Marktplatz in einer Shopping-Mall eröffnet, der Bargeld komplett ablehnt. Dabei gibt es hier leckeres, handgemachtes Essen aus aller Welt zu humanen Preisen. Stationäres Streetfood sozusagen. Ein perfekter Ort für ein Date oder ein Treffen mit Freunden. Doch genau diese bleiben oftmals außen vor, denn die wenigsten Kinder und Jugendlichen dürften mit einer entsprechenden Karte umherlaufen. Sie werden ausgeschlossen – eine Form der Diskriminierung.
Bankkonten für Kinder und Jugendliche bieten auch Karten – manchmal
Dass das so ist, ist allerdings auch ein Problem der Eltern. Denn viele Banken und Sparkassen bieten ihren Kunden entsprechende Karten und Konten an. Bei vielen Konten für Kinder und Jugendliche sind auch auf Guthabenbasis geführte Kreditkarten oder Debit-Karten dabei. Bei ihnen ist sichergestellt, dass der Nutzer nur so viel Geld ausgeben kann, wie er auf dem Konto hat. Nach Angaben der Stiftung Warentest eignet sich für ein solches Konto übrigens am ehesten die Bank, bei der die Eltern auch ihr Konto haben. Ab welchem Alter eine Bank ein Konto eröffnet, ist unterschiedlich. Allerdings: Manche Bank nimmt auch tatsächlich keine Kinder als Kunden an.
Wenn es also soweit kommt, dass der Zeitschriftenladen nur noch Kartenzahlung annimmt und die Comic-Zeitschrift nicht mehr gekauft werden kann, der Eisladen an der Ecke den Eisbecher nur noch gegen Karte rausrückt und die Busfahrkarte nicht mehr mit Münzen bezahlt werden, muss sich also auch an der Einstellung der Banken und der Eltern etwas ändern. Wie sollen Kinder und Jugendliche sonst auch den Umgang mit Geld lernen – egal ob es nun Bargeld oder die Kartenzahlung ist? Im Manifesto Market könnte man das übrigens lösen, indem man an Automaten Bargeld gegen Zahlkarten tauscht. So ließen sich Hygiene, bargeldloses Bezahlen, anonymes Bezahlen und Anti-Diskriminierung vereinbaren. Und nicht umsonst haben die Berliner Verkehrsbetriebe BVG das Kaufen von Tickets im Bus jetzt wieder mit Bargeld ermöglicht.
Bis Deutschland ohne Bargeld und ohne Diskriminierung funktioniert, ist es noch ein weiter Weg, den viele gar nicht gehen wollen. In anderen Ländern wie Schweden scheint das indes kein Problem zu sein. Doch auch wenn hier die Kartenzahlung weitaus akzeptierter ist als in Deutschland: Barzahlung ist in den allermeisten Fällen auch hier noch möglich. Wie stehst du zu Bargeld und Kartenzahlung? Schreib es in unserer Kommentarfunktion unter diesem Artikel.