„Wenn weiter so viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln“, erklärt der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Laut Berichten soll die Stromversorgung von Ladepunkten im privaten Bereich sowie Wärmepumpen zeitweise rationiert werden, jedoch nicht vollständig. Somit will die Bundesnetzagentur die Option erhalten, „steuernd einzugreifen, um den sicheren Netzbetrieb aufrechterhalten zu können“.
Strom eindämmen mit Limit
Müller sagte: „Es wird definitiv keine Komplettabregelung geben. Wir wollen eine Mindestversorgung jederzeit garantieren.“ Trotz allem werden betroffene Haushalte nach wie vor weiter Strom für ihre Ladepunkte erhalten, aber nur noch begrenzt. Dies solle reichen, um die Batterie des vollelektrischen Fahrzeuges in drei Stunden für eine Reichweite von 50 Kilometer aufzuladen.
Privathaushalte müssen nicht frieren, für sie heißt es weiter: „Für eine Vielzahl von Wärmepumpen“ solle „ein nahezu störungsfreier Weiterbetrieb“ möglich bleiben. Zufolge von Eon-Vorstand Thomas König sollen die Anträge für neue Anlagen „durch die Decke“ gehen“. Allein 2021 habe der Energieträger rund 100.000 neue Ladestationen für E-Autos registriert. Laut Heise Online bestehen die Netzbetreiber seit Längerem auf die „Spitzenglättung“. Damit würden E-Fahrzeuge oder Speicheranlagen im Heim zum größten Teil in den frühen Abendstunden weniger Strom aus dem Netz beziehen.
Dazu solle die Möglichkeit, das Laden eines E-Autos für ein bis zwei Stunden unterbrechen zu können. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte ein solches Modell im Energiewirtschaftsgesetz verankern. Somit setzte die Ampel-Koalition das Modell voriges Jahr durch. Seither soll der Regulierer bei der „netzorientierten Steuerung“ vor allem auf „marktlich organisierten Flexibilitätsansätze“ setzen, um die Stabilität sicherzustellen.
Ladestrom-Bremse: Autobranche fürchtet Pläne
„Wenn das Laden zu Hause nur eingeschränkt möglich wäre, würden erhebliche Komforteinbußen drohen“, so Hildegard Müller, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Dieses Vorgehen verringere die Chancen, Menschen den Umstieg auf die E-Mobilität passend zu machen. Laut Schätzung des Beratungshauses Oliver Wyman müsste Deutschland zwischen 100 und 135 Milliarden Euro investieren, um die Verteilnetze für Transformation auszustatten.