Online-Shopping läuft inzwischen wie Atmen. Schuhe, Pfanne, Handy – alles kommt per Paket nach Hause. Und alles geht auch genauso schnell wieder zurück, wenn’s nicht passt oder nicht gefällt. Für Kunden bequem, für Paketdienste ein kleiner Albtraum. Schließlich fahren und gehen in Deutschland 4,7 Milliarden Pakete pro Jahr über die Straßen. Besonders rund um den Black Friday und kurz vor Weihnachten, wenn DHL & Co. kaum noch wissen, wohin mit den Kartons. Und wenn man selbst nicht zu Hause ist, landet das Päckchen beim Nachbarn. Oder beim Kiosk. Oder – Pech gehabt – im Postlager am andren Ende der Stadt, das genau dann geschlossen ist, wenn man Zeit hätte. Alltag in Deutschland.
Pakete für Nachbarn annehmen und dafür bezahlt werden
DHL hat sich mit Packstationen geholfen: 15.000 Stück stehen im Land herum, rund um die Uhr verfügbar. Das Kölner Unternehmen DropFriends geht einen anderen Weg: Menschen statt Schränke. Nachbarn sollen Geld bekommen, wenn sie Pakete für andere annehmen. Das Prinzip ist einfach: App runterladen (gibt es für Android und das iPhone), registrieren, fertig. Wenn du bereit bist, Pakete für fremde Menschen entgegenzunehmen, wirst du in der App als sogenannter DropPoint angezeigt. Mit Foto und Vornamen. Nicht mehr.
Wer irgendwo etwas bestellt, kann in der App nachsehen, wo in der Nähe sich einer der DropPoints befindet, und diesen als Lieferadresse angeben. Der Vorteil: Man kann den DropPoint wählen, der am besten zu den eigenen Zeiten und Terminen passt. Kein Stress mit Filialöffnungszeiten. Die App zeigt an, ob das Paket schon da ist – mit Fotos.
Jeder kann jetzt Paketshop sein: So viel Geld gibt es
Als Paketannahmestelle entscheidet man selbst, wie viele Pakete man annehmen will und wie groß die Dinger sein dürfen. Denn wohnt man in einer kleinen Wohnung, die ohnehin schon voll ist, ist irgendwann Schluss. Erst wenn Abholer ihre Pakete mitnehmen, kann man neue annehmen. Fünf Tage muss man ein Paket maximal aufbewahren. Retouren wickelt DropFriends ab. Soweit, so überschaubar. Und Geld gibt’s auch. Zwischen 50 Cent und 1 Euro pro angenommenem Paket. Bleibt es volle fünf Tage bei dir liegen, gibt’s 4 Euro extra fürs Geduldhaben. Und Trinkgeld per App ist auch drin.
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Neu ist: UPS macht jetzt auch mit. „Dein Zuhause kann jetzt offizieller UPS-Paketshop werden“, verkündet DropFriends. Bisher durften das nur Büdchen und kleine Läden. Jetzt kann’s jeder. Das Wohnzimmer wird zum Paketshop. „Das Programm läuft kostenlos und parallel zu deinem DropPoint“, so das Unternehmen aus Köln. Und das bundesweit. Heißt auch: mehr Pakete, mehr Einnahmen.
Die Idee selbst ist nicht neu. DropFriends gibt es schon seit sechs Jahren. Man überlebte sogar das Hermes-Pendant PaketFuxx. Hermes gab damals Corona die Schuld für das Aus. Neu ist eher, dass man mit Nachbarschaftshilfe inzwischen kleine Nebenjobs basteln kann. Positiver Nebeneffekt: Vielleicht lernt man nebenbei auch noch einen netten Nachbarn kennen. Und aus Paketabholung und Plausch werden Kartons mit Kaffeekränzchen.
