Deutschland exportiert sich grün: Erst Müll, künftig Abgase?

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Um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen, wollen Forscher das in industriellen Anwendungen abgeschiedene Treibhausgas CO₂ als Rohstoff weiterverwenden. Dazu soll es eigens ein Transportsystem aufgebaut werden.
Gaspipeline
Durch solche Rohre könnte künftig CO₂ rauschen.Bildquelle: Mike Benna/Unsplash

Um dem fortschreitenden Klimawandel zu begegnen, setzen Regierungen rund um den Globus nicht nur auf eine Begrenzung des Gases Kohlenstoffdioxid (CO₂), das maßgeblich dazu beiträgt. Ein zentrales Mittel ist dabei die Verringerung des CO₂-Ausstoßes – etwa durch das Ersetzen klassischer Verbrennungsmotoren durch effiziente Elektroantriebe im Straßenverkehr.

Darüber hinaus gelten die CO₂-Entnahme, -Speicherung und -Wiederverwendung als weitere Wege, um das Treibhausgas in der Erdatmosphäre zu reduzieren. Um diese Prozesse möglichst effizient gestalten zu können, setzen Wissenschaftler des Fraunhofer SCAI und des Fraunhofer ISI auf ein eigenes Transportnetz, das das Gas am Ort der Entstehung aufnimmt und zur Weiterverwendung oder Einlagerung leitet.

CO₂-Netz könnte 2045 in Betrieb gehen

Um die nötige Beschaffenheit dieses geplanten Netzes evaluieren zu können, wurde zunächst eine Software entwickelt, mit der das Transportsystem unter realen Bedingungen simuliert werden kann. Diese Simulationen sollen schließlich als Grundlage für den Aufbau eines Netzes dienen, das ab 2045 seinen Betrieb aufnehmen könnte.

Dabei wurden verschiedene Parameter getestet – etwa, ob das CO₂ gasförmig oder in flüssiger Form in die Pipelines eingespeist werden soll. Ebenso wurden die nötigen Gasdrücke in Abhängigkeit von Topografie und der Anzahl der Standorte berechnet, sodass Aussagen zur benötigten Infrastruktur – etwa den Pumpen – und den damit verbundenen Kosten getroffen werden können.

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Export reduziert Netzkosten

Bei den Berechnungen wurde zudem offensichtlich, dass die Verantwortlichen über Grenzen hinaus denken sollten. Im besten Fall enden die für den CO₂-Transport vorgesehenen Leitungen nicht an den deutschen Grenzen. Vielmehr sollte aus Effizienzgründen ein Export in andere Staaten angedacht werden.

Zwar ließe sich nach Ansicht der Wissenschaftler auch innerhalb Deutschlands ein sicheres und wirtschaftliches Transportsystem aufbauen. Allerdings würden die Kosten für das Netz geringer ausfallen, wenn die Leitungen über die Landesgrenzen hinausreichen. Bei einer nationalen Lösung müsste dagegen mit deutlich höheren Ausgaben für Bau und Betrieb gerechnet werden. So müsste etwa der Rohrdurchmesser größer ausfallen, damit würden vermutlich auch mehr oder leistungsstärkere Pumpen benötigt.

Fraglich ist dabei jedoch, ob Nachbarstaaten überhaupt ein Interesse an deutschem CO₂ hätten. Schließlich müssten auch diese das Gas als Rohstoff verarbeiten oder in Lagerstätten unter der Erde pressen.

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