Bei zukünftigen Antriebsstechniken zeigen sich weltweit große Unterschiede. Während man in Nordamerika auch in Zukunft eher auf klassische Verbrennungsmotoren setzt, hat man sich in China gedanklich von diesen schon verabschiedet. In Europa, insbesondere in Deutschland, wird eine politische Entscheidung vor sich hergeschoben.
Obwohl die Hersteller die höhere Effizienz der elektrischen Antriebe unterstreichen, hegt die selbsternannte Autonation eine besondere Liebe zu Benzin und Diesel. In der Autoindustrie ist man dagegen schon weiter. In einem Interview mit Auto, Motor, Sport sieht Thomas Schäfer, Chef der Pkw-Sparte bei VW, die zukünftige Motorenentwicklung beim Volkswagen-Konzern eher elektrisch.
Kleinwagen von VW fahren nur noch elektrisch
Mit dem ID.Polo feiert VW nicht nur den Start seines ID.2-Konzepts, das auch bei Modellen der Konzerntöchter Cupra und Škoda aufgegriffen wird. Mit der sich nun ankündigenden Produktoffensive verabschiedet sich VW im Kleinwagensegment bereits vollständig vom Verbrenner. Auch der kommende ID.Cross und der noch etwas kleinere ID.Every1, der für 2027 geplant ist, werden auf dem neuen MEB+-Baukasten basieren. Mit der Plattform sind nicht nur Elektromotoren aus der eigenen Fertigung verbunden. Die Batterien, die auf der LFP-Technologie aufbauen, produziert Volkswagen in seinem Werk im niedersächsischen Salzgitter selbst.
So erreicht der Konzern zwar eine größere Unabhängigkeit gegenüber den chinesischen Zulieferern. Allerdings müssen auch die Abnahmemengen hoch genug sein. Die für den Aufbau der eigenen Batteriefertigung getätigten Investitionen müssen sich schließlich langfristig auszahlen. Das scheint die Entscheidung, auf alternative Antriebe bei künftigen Kleinwagen des Konzerns zu verzichten, maßgeblich beeinflusst zu haben. Die Kosten für das Bereitstellen zweier Antriebstechnologien in einer Klasse mit begrenzten Margen, sind schlicht zu hoch.
Schäfer sieht wenig Chancen für alternative Antriebe
Eine ganze Reihe von Politikern hofft zwar beim Wähler mit dem Versprechen von Technologieoffenheit bei den Antriebskonzepten für zukünftige Fahrzeuge zu punkten. Schäfer räumt diesen jedoch nur wenige Chancen ein. So bezeichnet er etwa die Überlegungen rund um Wasserstoff-Antriebe in Großserien als eine “Scheindiskussion”. Der hierfür nötige grüne Wasserstoff stehe nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung und Brennstoffzellen seien zu teuer.
Die Kombination aus einem Verbrenner mit einem elektrischen Antriebsstrang hat nach Einschätzung des VW-Managers dagegen noch nicht ausgedient. Mithilfe der MQBevo-Plattform wird der Hersteller im kommenden Jahr erstmals vollhybride Versionen des Golf und T-Roc anbieten. Auch Range Extender sieht Schäfer noch über das Jahr 2035 hinaus.
Wer gehofft hat, dass VW nach dem Aus des europäischen Verbrenner-Aus wieder stärker auf klassische Benzin- und Dieselaggregate setzt, wird also enttäuscht. Nach 2035 sieht man diese Technologien im Konzern ausschließlich als Erweiterung bei Hybriden oder Range-Extendern.
