Jahr für Jahr geben rund 40 Millionen Deutsche ihre Steuererklärung ab. Nicht nur die Einhaltung der Fristen und die bei Überschreitung drohenden Säumniszuschläge, Zwangsgelder und Zinsen bereiten vielen Kopfschmerzen. Allein das Ausfüllen – auch wenn ein Steuerprogramm dabei behilflich ist – dürfte nur wenigen Menschen Freude bereiten. Doch damit soll bald Schluss sein, die Steuererklärung soll verschwinden.
Viele Deutsche sollen keine Steuererklärung mehr abgeben müssen
Für Millionen Deutsche sollen die jährliche Abgabe der Steuererklärung bald entfallen. Das fordert die Deutsche Steuer-Gewerkschaft. Die Vereinigung setze sich dafür ein, Bürgerinnen und Bürger als auch Finanzbeamtinnen und -beamte radikal zu entlasten, sagte Gewerkschafts-Chef Florian Köbler gegenüber der Online-Ausgabe der Bild-Zeitung. „Wer ein reguläres Einkommen ohne Nebeneinkünfte erzielt, soll künftig keine Steuererklärung mehr machen müssen“, erklärt der 40-Jährige. Und dazu sollen etwa normale Arbeitnehmer, Rentner und Beamte zählen.
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Die bereits heute schon überforderten Finanzämter, denen in den kommenden Jahren ein dramatischer Fachkräftemangel droht, sollen damit entlastet werden. Hinzu kommt: „Bis zum Jahr 2030 fällt in den Finanzämtern ein Drittel des Personals aufgrund von Pensionierungen weg“, so Köbler. Die Folge: „Der Staat kann nicht mehr jeden Einzelfall prüfen.“ Doch die Prüfung jeder Steuererklärung hält der Gewerkschafts-Boss ohnehin für überflüssig. Schließlich seien die meisten Bürger ehrliche Steuerzahler.
Entlastung für Finanzämter und Steuerzahler
Wichtiger sei es, so Köbler, sich auf schwere Fälle von Steuerhinterziehung und Betrug zu konzentrieren und nicht jede Steuererklärung zu prüfen. „Der Aufwand, den Arbeitnehmer, Steuerberater und Finanzämter mit Nachweis und Prüfung einzelner Belege haben, ist nicht verhältnismäßig“, erklärt der Fachmann und nennt ein treffendes Beispiel.
Wer etwa Ausgaben für Bewerbungen hat, Fachbücher für den Job kauft oder berufliche Fortbildungen auf eigene Rechnung macht, kann diese Kosten als Werbungskosten in der Steuererklärung angeben. Doch: „Hier gilt ohnehin die Pauschale von 1.230 Euro. Diese wird von vielen Arbeitnehmern gar nicht erreicht“, so Köbler. „Viele sammeln dennoch das Jahr über die entsprechenden Belege und reichen sie ein.“ Und so schlägt der Gewerkschafts-Chef vor, die Arbeitnehmerpauschale deutlich zu erhöhen.
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Zudem fordert Köbler auch, Subventionierungen wie die E-Auto-Förderung und absetzbare Handwerkerleistungen abzuschaffen und diese ebenfalls pauschal abzugelten. Auch hier stünden Aufwand und Nutzen in der Regel nicht im Verhältnis. Doch ob sich die Gewerkschaft durchsetzt, bleibt abzuwarten. Spätestens jedoch, wenn die Finanzämter aufgrund von Personalschwund nicht mehr hinterherkommen, dürft sich bei der Steuererklärung etwas ändern.