Spotify: Ähm, danke?

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Vier Jahre lang hat Spotify ein großes Versprechen vor sich hergeschoben. Jetzt kommt endlich das Feature, auf das viele gewartet haben – und das längst Standard sein müsste. Doch die Freude hat auch einen bitteren Beigeschmack.
Spotify: Ähm, danke?

Spotify: Ähm, danke?

Vier Jahre Versprechen, vier Jahre Schweigen, vier Jahre Geduldsspiel für Millionen zahlende Abonnenten. Ein Feature, das bei der Konkurrenz längst Standard ist, lag bei Spotify im Keller – verstaubt zwischen Algorithmus-Mix und „Dein persönlicher DJ“. Nun öffnet Spotify die Tür. Und das wirkt fast so, als wolle der größte Musikstreamingdienst der Welt uns weismachen, man habe das Warten gebraucht. Man habe gefeilt, geschraubt, optimiert. Transparenz, Benutzerfreundlichkeit, Qualität – so die offizielle Sprachregelung. Die Realität: Das, was längst hätte da sein müssen, kommt mit der Grandezza einer nachgereichten Hausaufgabe.

Spotify feiert sich selbst

„Das Warten hat endlich ein Ende“, jubelt Spotify-Vorsitzender Gustav Gyllenhammar. Ein Satz, der nach PR klingt, aber auch unfreiwillig ehrlich: Ja, es war ein sehr langes Warten. Lossless sollte schon 2021 kommen, jetzt erst wird es Realität. Lossless, jene Klangqualität, die Musik nicht mehr durch digitale Schleusen quetscht, sondern detailreicher liefert – bis zu 24-Bit/44,1 kHz FLAC. Für Premium-Nutzer wird die Funktion nun Stück für Stück ausgerollt – in gut 50 Märkten, darunter Deutschland, USA und Japan.

Wer diesen Test macht, findet etwas Erstaunliches über Spotify und Musik heraus

Die Aktivierung ist nicht kompliziert: In der App aufs Profilbild tippen und in den Einstellungen die Medienqualität auswählen. Dann entscheiden, ob über WLAN, mobile Daten oder Downloads in Lossless gestreamt werden soll. Bluetooth allerdings bleibt weiterhin der Flaschenhals – die volle Qualität gibt’s nur über Kabel oder Spotify Connect.

Kostenlos? Naja, nicht ganz

Wer Lossless einschaltet, muss Geduld mitbringen: Die Dateien sind größer, der Start eines Songs kann etwas dauern. Hat der Cache aber geladen, läuft die Sache. Und wer genau hinhört, wird tatsächlich mehr hören – Nuancen, Details, Schichten, die zuvor plattgedrückt waren. Die richtige Hardware vorausgesetzt.

Spotify verkauft den Schritt als weiteren Baustein seines Premium-Angebots. Zwischen KI-Playlisten, Daylists und algorithmischen DJs wirkt das neue Feature aber fast altmodisch: einfach bessere Musikqualität. Vielleicht ist genau das der Grund, warum sich so viele darauf gefreut haben. Und: Wer denkt, Spotify schaltet die Funktion kostenlos frei, der irrt. Schließlich hat der Musikstreamingdienst erst vor Kurzem die Preise angehoben – um bis zu vier Euro pro Monat. Aber es gibt ja auch kostenlose Alternativen, wie diese.

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