Paramount zieht zum 31. Dezember den Stecker bei mehreren linearen MTV-Spartensendern in Europa, darunter MTV 80s, MTV 90s und MTV 00s. Für viele Pay-TV-Plattformen reißt das ein Loch im Musikangebot, vor allem für Fans klar sortierter Retro-Kanäle. Wer gezielt Musik aus bestimmten Jahrzehnten sehen wollte, steht erst einmal ohne lineare Alternative da. Genau in diesem Moment tritt Music Box auf den Plan. Die tschechische Medienbehörde RRTV hat vier neue TV-Sender-Lizenzen für Music Box Television s.r.o. vergeben, die thematisch fast deckungsgleich mit den eingestellten MTV-Sendern sind. Die Lizenzen laufen über zwölf Jahre und werden für mehrere europäische Länder vergeben – darunter ausdrücklich auch Deutschland.
Music Box setzt auf Retro-Dekaden und einen Dance-Ableger
Konkret plant Music Box vier neue Programme: Music Box 80s, Music Box 90s, Music Box 00s und Music Box Sexy. Drei davon drehen sich klar um einzelne Musikjahrzehnte. Music Box 80s fokussiert sich rund um die Uhr auf Songs aus den 1980er-Jahren. Das gleiche Prinzip übernimmt Music Box 90s für die 1990er. Music Box 00s deckt die Zeit von 2000 bis 2010 ab – also genau jene Phase, die bisher von MTV 00s bedient wurde. Dazu kommt mit Music Box Sexy ein zusätzlicher TV-Sender, der sich auf elektronische Musik, Dance-Pop und R’n’B konzentriert.
Alle vier Programme sollen 24 Stunden am Tag senden und nutzen laut Lizenz Englisch als Hauptsprache. Inhaltlich orientiert sich Music Box damit klar an einem internationalen Publikum, ähnlich wie es MTV mit seinen Spartenkanälen getan hat.
Verbreitung nur über IP – klassische Kapazitäten sind überflüssig
Die neuen Sender sollen ausschließlich über IP-basierte Verbreitungswege laufen. Dazu zählen Internetstreams, OTT-Plattformen, Set-Top-Boxen und die eigene Website musicboxtv.pl. Klassische Satelliten- oder Kabelkapazitäten werden für den Start also nicht zwingend benötigt, was einerseits die vertraglichen Verhandlungen erleichtert, aber auch Geld spart. Gerade Dienste wie Waipu.tv oder Zattoo, die ihre Infrastruktur ohnehin komplett IP-basiert betreiben, könnten die Programme ohne großen technischen Aufwand integrieren.
Music Box inszeniert sich als Veteran des Musikfernsehens
Music Box bezeichnet sich selbst als ältesten Musikfernsehsender Europas und verweist auf einen Start im Jahr 1984 in Großbritannien – also noch vor MTV Europe (1987), MCM in Frankreich (1989), VIVA in Deutschland (1993) und VH1 UK (1994). Heute arbeitet die MUSIC BOX GROUP mit Niederlassungen in Warschau und Prag.
Auffällig ist, dass die vier neuen TV-Sender ausdrücklich für Deutschland lizenziert sind. Damit ist der Weg prinzipiell frei, die Programme hierzulande in Pay-TV- oder OTT-Pakete zu integrieren. Garantiert ist damit aber noch nichts: Eine Lizenz heißt nur, dass eine Ausstrahlung zulässig ist – nicht, dass Plattformen sie auch tatsächlich einspeisen. Ein Fingerzeig ist der bereits erfolgte Start von Music Box Classic bei Waipu.tv im Juli.
