Kaspersky-Gründer zur BSI-Warnung: „Es ist eine Beleidigung“

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Ist die russische Antivirus-Software Kaspersky nach wie vor sicher oder nicht? Als Antwort auf diese Frage sprach das BSI eine Warnung aus – allerdings ohne konkrete Belege für eine Einflussnahme seitens der russischen Regierung. Dafür erntet die Behörde deutliche Kritik vom Kaspersky-Gründer.
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Die Ereignisse überschlagen sich. Zeitnah, nachdem Sicherheitsexperten und Vertreter aus der Politik die Frage aufgeworfen haben, ob die Kaspersky-Antivirenschutzsoftware angesichts des Kriegs in der Ukraine weiterhin eine sichere Lösung darstellt, meldete sich auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu Wort. Die Behörde warnte private Nutzer und die Industrie vor Kaspersky-Virenschutzprodukten. Ein IT-Hersteller aus Russland könnte „selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden“. Konkrete Belege für eine Einflussnahme seitens der russischen Regierung lieferte das BSI allerdings nicht. Nun äußert sich Kaspersky-Gründer Eugene Kaspersky zur BSI-Warnung.

BSI-Warnung ein „ungerechtfertigter Angriff“

In einem offenen Brief an das BSI unterstellte Eugene Kaspersky der Behörde, dessen Entscheidung allein aus politischen Gründen getroffen zu haben. Dabei schließt Kaspersky selbst einen Zwang nicht aus. Begründet wird diese Annahme damit, dass die vom BSI geäußerten Behauptungen rein spekulativ seien. Sie wären durch keine objektiven Beweise oder technischen Details gestützt. „Trotz vieler Angebote seitens Kaspersky, unseren Quellcode, unsere Updates, unsere Architektur und unsere Prozesse in den Transparenzzentren Kasperskys in Europa eingehend zu prüfen, hat das BSI dies bisher nie getan“, sagt Kaspersky.

Der Firmengründer unterstreicht, dass dem Sicherheitsunternehmen nur wenige Stunden Zeit eingeräumt wurden, um sich zu den „falschen und unbegründeten“ Anschuldigungen zu äußern. Dies sei keine Einladung zum Dialog, sondern eine Beleidigung. Und der Schaden für die Reputation und das Geschäft des IT-Herstellers sei bereits enorm. Dennoch äußert Kaspersky die Bereitschaft, in jeglicher Form mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um die Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. Allerdings meide das BSI den Kontakt, so der Sicherheitsexperte.

Was solltest du als Kaspersky-Nutzer jetzt machen?

Resümierend lässt sich festhalten, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Beweise für den Einfluss von Russland auf Kaspersky existieren. In seinem Schreiben spricht der Firmengründer darüber hinaus ausdrücklich von einem Krieg und nicht wie zuvor von der „Situation in der Ukraine“. Damit distanziert er sich bewusst von der russischen Regierung. Gleichwohl hat die Warnung des BSI angesichts der aktuellen Lage weiterhin ihre Daseinsberechtigung. Daher empfiehlt es sich für Privatverbraucher, die die kostenfreie Variante der Kaspersky-Software verwenden, kritische Dateien auf dem Rechner gespeichert haben oder Sabotageaktionen befürchten müssen, das Virenschutzprogramm vorübergehend prophylaktisch zu wechseln.

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